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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dadurch ein wenig Ruhe und Frieden gewonnen hätte – und wenn sie Javanne hätte mitschicken dürfen.
Marguerida entschied, dass sie die vor ihr liegende Aufgabe nicht länger hinausschieben könne. Sie klopfte und hörte eine Stimme antworten. Dann öffnete sie die Tür und betrat das geräumige Atelier. Durch mehrere Fenster, die nach Norden gingen, ergoss sich das blasse Herbstlicht auf den Steinboden.
Nahe der Fenster war eine Staffelei aufgebaut, die am Vortag von der Malergilde geschickt worden war, auf ihr ein weiß getünchtes Brett, das darauf wartete, bemalt zu werden. Auf einem kleinen Tisch stand eine gesprungene Vase, aus der mehrere Pinsel ragten, auf einem anderen waren einige Tuben mit Farbe auf einer Palette aus Holz angeordnet, und der für Marguerida ungewohnte Geruch von Terpentin mischte sich mit dem angenehmeren Duft des Holzfeuers in dem kleinen Kamin.
    Katherine Aldaran sah sie an, dann erhob sie sich von dem Stuhl, wo sie Skizzen auf einen Zeichenblock machte. Sie trug einen schäbigen braunen Kittel, einen grünen Hosenrock und eine Schürze. Ihre schlanken Finger waren schwarz vor Holzkohle, und auf der hohen Stirn hatte sie einen Rußfleck, weil sie sich offenbar das Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte.
    »Ach, hallo. Willst du sehen, was ich treibe, und mich davon abhalten?« Katherines Frage klang sowohl scherzhaft als auch ein wenig feindselig. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, ein sichtbares Zeichen, dass sie schlecht geschlafen hatte, und sie sah aus, als fürchtete sie sich vor dem, was sie möglicherweise zu hören bekam.
    Marguerida zwang sich zu einem Lachen und stellte fest, dass sie sich sofort besser fühlte. »Aber nein! Ich hätte dich eigentlich überhaupt nicht gestört, weil ich weiß, wie lästig es ist, wenn eins der Kinder hereinkommt, während ich zu komponieren versuche. Aber ich dachte, du machst dir vielleicht wegen Herm Sorgen, und wollte dir nur sagen, dass es ihm vor einer Stunde jedenfalls noch gut ging.« »Zur Hölle mit HermesGabriel Aldaran! Er amüsiert sich wahrscheinlich wie noch nie und denkt keine Sekunde an mich.« Sie klang mürrisch und von ihren eigenen Worten nicht recht überzeugt.
    »Das bezweifle ich doch sehr, Katherine. Gut, er ist wahrscheinlich froh, mal rauszukommen, da er ein Mann zu sein scheint, der gern ungewöhnliche Dinge tut, aber ich bin überzeugt, er denkt an dich.« Marguerida war sich dessen gar nicht so sicher, aber sie wollte taktvoll sein.
    »Doch nur, weil ich gestern Abend gedroht habe, ihn zu verlassen, und das würde ich auch tun, wenn ich könnte. Er wollte mir nichts verraten, außer dass er für ein paar Tage weggeht. Ich war so wütend, ich hätte ihn erwürgen können.« In ihrem Tonfall lag nun nichts Klagendes, sondern nur ein gerechter Zorn, der nach Margueridas Ansicht vollkommen angebracht war. Katherine war keine Frau, die zu Selbstmitleid neigte.
    »Ich weiß, das alles ist schwer für dich. Ich hatte es auch nicht leicht, als ich zum ersten Mal als erwachsener Mensch nach Darkover kam.« »Aber du bist eine Telepathin, du hast dieses Laran . Ich hab keins und werde nie welches haben.« »Stimmt, aber deshalb bin ich immer noch derselbe Mensch, der ich bei meiner Rückkehr nach Darkover war. Beinahe hätte mich mein Laran sogar umgebracht.« »Das hört sich ja wie der Beginn einer Geschichte an.« Katherines Stimme klang nicht mehr so angespannt, als wäre sie froh, nicht immer nur über sich selbst nachdenken zu müssen, und sie sah Marguerida vorsichtig, aber nicht unfreundlich an. »Ich vergaß, dass du nicht dein ganzes Leben hier verbracht hast, sondern auf der Universität warst.« Der Raum war größtenteils nicht möbliert, aber in einer Ecke stand ein Hocker, den sich Marguerida heranzog, um ein Stück von Katherine entfernt Platz zu nehmen. Diese legte sich den Zeichenblock wieder auf den Schoß, und Marguerida machte sich in Gedanken einen Vermerk, ihr möglichst bald einen richtigen Arbeitstisch aufstellen zu lassen. Noch etwas, woran sie denken musste – ihr Gehirn würde bestimmt bald durchschmoren, wenn sie ihm noch mehr abverlangte.
    Katherine hatte sich den Kohlestift in den Haarknoten an ihrem Hinterkopf gesteckt, und nun zog sie ihn heraus, schlug eine neue Seite in ihrem Block auf und musterte Marguerida eingehend. Sie begann wieder zu zeichnen, wobei sie überhaupt nicht auf das Papier sah, sondern nur die Hand darüber bewegte, während sie scheinbar ihre ganze Aufmerksamkeit

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