Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Trauer entsprangen. Im Augenblick wollte sie eigentlich weder Katherine noch sonst jemanden sehen. Sie hätte sich gern in eine hübsche, stille Höhle zurückgezogen und äußerste Ruhe gehabt. Marguerida lachte über sich selbst. Sie machte sich Gedanken um Domenic, und Kate war vermutlich um Herm besorgt, deshalb hatte sie die Pflicht, Katherines Ängste zu lindem. Das Problem war, dass sie sämtliche Pflichten gründlich satt hatte, von schwierigen Persönlichkeiten ganz zu schweigen.
Als Mikhail ihr von der Untat ihres Sohnes erzählt hatte, war sie auf beide wütend gewesen. Wieso erlaubte sich ihr Mann, eine Entscheidung über Domenic zu fällen, ohne vorher mit ihr darüber zu sprechen! Und warum schickte er Herm zu ihm? Wozu sollte das gut sein? Erst als ihr die Idee gekommen war, Rafaella n’ha Liriel und einige ihrer Entsagenden hinter den beiden herzuschicken, hatte sich ihre Angst ein wenig gelegt. Und dann erzählte ihr Mik von Lews Verdacht, Gareth Elhalyn könnte etwas Böses im Schilde führen, das Domenic betraf, und ihre mühsam gewonnene Ruhe hatte sich in Rauch aufgelöst. Im ersten Moment konnte sie es gar nicht glauben, aber dann begriff sie den Zusammenhang und erinnerte sich an das Verhalten von Gareth und Javanne. Als hätte ich nicht schon genug Sorgen, dachte sie, muss ich in einem vierzehnjährigen Jungen auch noch einen potenziellen Feind meines Sohnes sehen.
Margueridas einziger Trost war bislang, dass sich die Aldaran-Gabe noch nicht manifestiert hatte, wie es sonst häufig der Fall war, wenn es um die Menschen ging, die ihr am teuersten waren. Diese Information war jedoch eher schwach und unzuverlässig, und die Frau wünschte, sie könnte ihrem Ältesten auf der Nordstraße nachreiten, ihn am Kragen packen und schütteln, bis ihm Hören und Sehen verging. Im Augenblick hätte sie eine Vision begrüßt, solange sie rosige Aussichten verhieß. Das war allerdings unwahrscheinlich. Die AldaranGabe schien nie aufzutreten, wenn die Zukunftsaussichten gut standen, sondern nur bei zwiespältigen und beängstigenden.
Marguerida hob die Hand, um anzuklopfen, und ließ sie wieder sinken. Sie war noch nicht bereit für einen Besuch bei Kate. Sie wollte heiterer sein, bevor sie ihr begegnete. Wenn sie nur nicht auf dem Weg zum Atelier zufällig Javanne getroffen hätte. Nach einem Austausch von Unhöflichkeiten zitterte sie vor Wut und unterdrückten Beschimpfungen. Ihre Schwiegermutter hatte wissen wollen, wo Domenic sei. Unter anderen Umständen wäre das komisch gewesen, da Javanne dem Jungen sonst möglichst aus dem Weg ging. Mikhail hatte großen Wert darauf gelegt, dass seine Mutter nichts von Domenics Abenteuer erfahren dürfe, und Marguerida war derselben Ansicht. Lady Javanne brachte es stets fertig, sie wütend zu machen, aber diesmal war ihr regelrecht übel. Sie wusste, ihre Schwiegermutter arbeitete gegen Mikhail und intrigierte zusammen mit Dom Francisco Ridenow, um die Vereinbarung zu kippen, die vor Jahren getroffen worden war. Javanne würde bis auf einen Mord so gut wie alles tun, um ihren jüngsten Sohn aus seiner Position zu vertreiben. Und Dom Francisco würde vielleicht nicht einmal davor Halt machen, wenn er glaubte, ungestraft davonzukommen.
So vieles war ihr aufgebürdet worden. Marguerida überwachte die Vorbereitungen für die öffentliche Trauerfeier, die nach der Sitzung des Rats stattfinden würde. Bei den vielen Bediensteten auf Burg Comyn hätte das eigentlich keine sehr schwere Aufgabe sein dürfen, aber Regis’ Tod war ein Schock gewesen, und die Diener waren nicht so zuverlässig, wie sie hätten sein können. Vom Coridom bis zum Chefkoch schien niemand ohne ihre Anweisungen auszukommen, bis sie das Gefühl hatte, jede weitere Frage treibe sie in den Wahnsinn.
Und der Umgang mit trauernden Angestellten war noch einfach, verglichen mit ihren anderen Pflichten.
Sie musste Javanne davon abhalten, Lady Linnea mit ihren Aufmerksamkeiten verrückt zu machen. Sie musste Katherine versichern, dass Herm nicht in Gefahr schwebte, ohne zu viel von der Natur seines Auftrags zu enthüllen. Es galt so viele Geheimnisse zu wahren – Kate hatte keinen Schimmer, dass die Föderation ihren Mann per Haftbefehl suchte, und Mikhail wollte es dabei belassen. Je weniger Leute davon wussten, desto besser. Und das alles zum Wohle Darkovers! Männer! Im Moment hätte sie jeden Mann auf dem Planeten freudig Zandrus Höllen überantwortet, selbst ihren geliebten Sohn, wenn sie
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