Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
auf Marguerida richtete. Miks Frau fragte sich, wie die Malerin das anstellte, und vor ihrem Geist entstand der Eindruck, dass Kates Augen ihre Hand lenkten, ohne dass ein anderer Teil ihres Gehirns beteiligt war.
Gewaltsam riss sich Marguerida von der Faszination dieser über das Papier gleitenden Hand los und ordnete ihre Gedanken. »Ja, so ist es. Ich bin auf Darkover zur Welt gekommen, aber ich verließ es als kleines Kind, und mein Vater und meine Stiefmutter haben mir meine Geschichte absichtlich vorenthalten – aus Gründen, die ihnen damals logisch erschienen, die mir später jedoch große Schwierigkeiten bereiteten.« Sie seufzte, dann lächelte sie über gewisse Erinnerungen. »Mein alter Herr sagt, dass er es jetzt bedaure, aber damals sei ihm nichts Besseres eingefallen. In meiner Kindheit waren einige sehr schlimme Dinge passiert, unter anderem hatte mich eine seit langer Zeit tote Ahnfrau überschattet und mir Dinge angetan, die mir noch heute gelegentlich Albträume verursachen.« Überschattet … von einer Toten … und ich hielt unsere Geschichten auf Renney schon für fantastisch! »Was heißt das – überschatten?« »Hmm. Schwer zu beschreiben. Diese Vorfahrin, Ashara Alton, lebte und starb vor mehr als siebenhundert Jahren. Sie war eine unglaublich mächtige Leroni , und es gelang ihr, nicht gänzlich zu sterben, als ihr Körper sie im Stich ließ. Stattdessen hinterließ sie einen Abdruck ihrer Persönlichkeit in einer Matrixreihe im alten Turm von Burg Comyn.« Marguerida schauderte leicht beim Gedanken an den Anblick, den die Ruine geboten hatte, als sie kurz vor Mittsommer vor sechzehn Jahren nach Thendara hineingeritten war. Sie war in die Oberwelt aufgebrochen, hatte einen großen Edelstein aus einem Gebäude gerissen, das nur auf dieser Ebene existierte, und dabei die Verbindung zerstört, die Ashara Alton an das gegenwärtige Darkover fesselte. Auf eine Weise, die niemand erklären konnte, war die Energie dieses Steins in ihre linke Hand geflossen, und so hatte sie eine Matrix über die Grenze zwischen den Welten befördert, die zu beiden Welten gehörte.
Sie betrachtete ihre Hand, die wie immer in einem Handschuh steckte, dann blickte sie wieder auf.
»Im Laufe der Jahrhunderte hat sie sich immer wieder … manifestiert ist wohl das richtige Wort dafür. Sie klinkte sich in das Energiemuster einer Person ein und benutzte diese zur Erfüllung ihres Willens. Und sie hatte einen ungewöhnlich starken Willen«, schloss sie trocken. Sie überlegte, dass sie endlich einen Punkt im Leben erreicht hatte, an dem sie über diese Ereignisse sprechen konnte, ohne dass sie zu zittern anfing. Marguerida empfand keine Notwendigkeit anzufügen, dass Ashara einen persönlichen Hass gegen sie gehegt hatte, weil sie die Existenz einer Ashara Alton vorhergesehen hatte und entschlossen gewesen war, diese zu vernichten. Mehr Informationen konnte Kate nicht aufnehmen, und abgesehen davon brauchte sie es nicht zu wissen. Katherine hielt in ihrer Zeichnung inne und runzelte die Stirn. »Passiert das öfter? Ich meine, laufen hier viele Leute herum und pfuschen im Kopf von …?« »Nein, es kommt selten vor und gilt zudem als höchst unmoralisch. Ashara gelang es, als ich noch ein Kind war und zu klein, um ihr Widerstand zu leisten, gewisse Gehirnmuster bei mir so neu zu ordnen, dass bei mir in der Pubertät die Schwellenkrankheit nicht ausbrach. Beinahe hätte die Pubertät selbst nicht eingesetzt! Ich kam als achtundzwanzigjährige Jungfrau nach Darkover, weil sich ihre Einmischung auf meine Sexualität auswirkte.« Marguerida grinste. »Ich versuche seit Jahren, alles nachzuholen.« »Das muss Mikhail zu einem sehr glücklichen Mann machen.« Katherine klang erheitert, in ihren Worten lag kein Spott.
»Und manchmal zu einem sehr müden«, pflicht ete Marguerida bei. »Aber als ich hierher kam, hatte ich von all dem keine Ahnung und dachte hauptsächlich, ich würde den Verstand verlieren. Dann wurde ich tatsächlich krank, und ich kann dir sagen, das Einsetzen der Schwellenkrankheit im Erwachsenenalter ist keine angenehme Erfahrung. Ich wäre beinahe gestorben, wenn mir nicht verschiedene Leute, darunter Mikhail, geholfen härten, so dass ich wie durch ein Wunder überlebt habe.« »Ich verstehe. Dein Sohn Domenic hat erzählt, du und Mikhail seid auch weit zurück in die Vergangenheit gereist – was ich vor zwei Wochen noch absolut unglaubwürdig gefunden hätte. Ich hege nach wie vor den finsteren
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