Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Verdacht, dass ihr alle hier mir einen Streich spielt, wenn ich auch nicht wüsste, aus welchen Gründen.« Aber warum sollten wir etwas so Grausames tun?
Katherine fuhr zusammen, die Kohle fiel ihr aus der Hand und schlitterte über den Boden. »Was war das? Wie hast du … was hast du da eben gemacht?« »Verdammt! Verzeih mir, Katherine, ich bin sehr müde, und meine Selbstbeherrschung scheint …« »Was hast du getan?« Seltsamerweise lag nicht die geringste Furcht in der Frage, sondern nur rechtschaffene Wut.
»Ich besitze die Alton-Gabe, das ist die Fähigkeit, den Rapport, also den psychischen Kontakt, mit einer anderen Person zu erzwingen, selbst mit einem Nicht-Telepathen. Aber ich hatte nicht die Absicht …« Marguerida schämte sich und war zugleich sehr ärgerlich mit sich. Sie hätte nicht so kurz nach ihrem Zusammenstoß mit Javanne zu Katherine gehen dürfen. Sie war aufgebrachter, als sie sich eingestehen wollte, und das machte sie unvorsichtig.
Katherine bückte sich und hob den Kohlestift auf. »Tu das nie wieder!« Ihre Wangen waren bleich, und ihr Atem ging flach.
»Nein – es sei denn, die Umstände zwingen mich.« lm Laufe der Jahre hatte sie gelernt, nie ein Versprechen zu geben, das sie nicht mit Sicherheit halten konnte. »Trotzdem bin ich neugierig. Wie kommst du auf die Idee, wir könnten uns Geschichten ausdenken, nur um dich zu quälen?« »Herm hat mir nie viel über Darkover erzählt, und schon gar nicht über die Sache mit diesem Laran , Marguerida.« Katherine zog die Brauen zusammen und schaute betrübt. »Er sagt, er hätte es nicht tun können, und das stimmt beinahe, weil die Föderation heutzutage überall Augen und Ohren hat. Sie spionieren allen Leuten nach und gehen davon aus, dass jedermann nur Böses im Schilde führt! Herm hat mich mitten in der Nacht aus dem Bett gezerrt und mir zu packen befohlen, und ehe ich mich versah, waren wir auf einem Raumkreuzer.« Sie schauderte.
»Das war nicht einfach, aber Herm war schon immer ziemlich verschlossen, und ich hielt es eben für seinen Charakter. Doch jetzt entdecke ich, dass er tatsächlich ein Geheimnis hat – eines das mich … unbrauchbar macht.« »Unbrauchbar?« »Naja, wie nennt ihr es … kopfblind? Himmel, was für ein schrecklicher Ausdruck!«
»Ich glaube, du solltest mit Ida Davidson reden.« »Mit wem?« Marguerida rutschte auf dem Hocker umher. Er war hart und unbequem, und sie ergänzte ihre Liste der zu erledigenden Dinge um den Punkt, Katherine ein paar hübsche Sessel bringen zu lassen. »Die kleine, ältere Frau, die du an den letzten beiden Abenden bei mir gesehen hast.« »Ist sie nicht dein Kindermädchen oder so? Hier sind so viele Leute, und den meisten bin ich noch gar nicht vorgestellt worden – was ich sogar verstehe. Auf die Bekanntschaft von Javanne Hastur hätte ich gut bis an mein Lebensende verzichten können«, schloss sie bitter.
»Durchaus«, entgegnete Marguerida trocken. »Nein, Ida ist kein Kindermädchen oder eine Dienerin. Sie ist die Witwe meines Mentors Ivor, der starb, kurz nachdem er und ich auf Darkover eintrafen. Ida ist Musikerin, eine sehr gute, und als sie nach Darkover kam, um den Leichnam ihres Gatten abzuholen, blieb sie hier, weil das Leben in der Föderation bereits sehr schwierig wurde. Sie besitzt kein Laran , und sie muss zu einem guten Teil dieselben Empfindungen gehabt haben, die du jetzt durchmachst. Aber sie lebt seit fünfzehn Jahren hier, und ich glaube, sie kann dich weitaus besser beruhigen, als ich es je könnte.« Und es nimmt ein wenig Druck von mir. Ich hätte früher daran denken müssen – wenn ich doch nur nicht so verdammt müde wäre!
»Stört es sie nicht, dass … wie kommt es, dass sie sich nicht wie ein Krüppel fühlt?« »Frag sie.« »Du hast wahrscheinlich Recht – ich verhalte mich überängstlich.« Katherine schluckte heftig. » Ich mag es nicht, wenn sich etwas meiner Kontrolle entzieht«, gab sie mit rauer Stimme zu.
»Wer mag das schon.« »Das wäre also das, ja? Ich versuche immer, meine Gedanken sehr … klein zu halten.« Marguerida schüttelte den Kopf, »Tut mir Leid, dir das sagen zu müssen, Katherine, aber es gelingt dir nicht besonders gut. Und das liegt daran, dass du dich fürchtest – Angst ist wie ein mentaler Schrei.« »Dann soll ich mich also einfach zurücklehnen und so tun, als wäre alles in bester Ordnung, oder was?« »Das habe ich nicht behauptet und würde es nie tun. Ich möchte nur, dass du genügend
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