Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
kannst du es wagen? Ist dir denn kein Gedanke zu schändlich, ihn zu erwägen? Als Nächstes wirst du noch andeuten, dass Mikhail etwas mit dem Tod meines Vaters zu tun hatte«, fauchte er. Seine Hand wanderte zum Griff seines Dolches, aber Miralys berührte ihn am Arm, und er ließ wieder los.
Dom Francisco lächelte dünn. »Dann ist dir dieser Gedanke also auch schon gekommen?« Er bemühte sich, über den Tisch hinweg ein Gefühl der Kameradschaft mit Regis’ Sohn anzudeuten. »Es muss sehr schwer gewesen sein, auf Regis’ Tod zu warten, wo die Hasturs doch normalerweise eine ausgesprochen langlebige Familie sind.« Danilo Syrtis-Ardais rutschte auf seinem Stuhl vor, damit er Dom Francisco genau sehen konnte, und sprach: »Das ist das Niederträchtigste, was ich je gehört habe. Ich war bei Regis, als er den Schlaganfall erlitt, und nichts daran war im Geringsten unnatürlich. Eine solche Unterstellung offenbart mir mehr von deinem Wesen, als mir lieb ist, Francisco. Ich hatte keine Ahnung, dass du derart verdorben bist.« Falls die Worte irgendeine Wirkung hatten, ließ es sich Dom Francisco nicht anmerken. Stattdessen fuhr er mit leiser Stimme fort, als versuchte er, die Zuhörer so von der Gültigkeit seiner Verdächtigungen zu überzeugen. »Wir wissen nicht genau, was Mikhail mit seiner Matrix leisten kann, nicht wahr, Dom Danilo? Und selbst Euch kann man täuschen.« Dyan Ardais schlug wieder mit der Faust auf den Tisch.
»Halte deine verdammte Zunge im Zaum, Francisco, oder ich reiße sie dir persönlich aus dem Schandmaul! Mikhail hat nie etwas anderes getan, als zu heilen.« »Und warum ist Regis dann gestorben? Wenn Mikhail so mächtig ist? Wieso war er nicht in der Lage, Regis wiederherzustellen? Deine Treue zu Mikhail ehrt dich, Dyan, aber ich glaube, sie macht dich auch blind.« »Und du denkst wohl, ich hätte es nicht gemerkt, wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre, Francisco?«, knurrte Danilo Syrtis-Ardais. »Du glaubst wohl, ich bin ebenfalls blind? Aber wenn man bedenkt, wie du die Herrschaft über deine Domäne erlangt hast, dürfen solche Gedanken nur natürlich sein.« Ein betretenes Schweigen senkte sich über den Tisch, und alle starten Dom Francisco Ridenow an, auch Lady Marilla, die üblicherweise seine Verbündete war. Es gab niemanden im Raum, der nicht schon Vermutungen über den Tod jener angestellt hätte, die Francisco im Weg gestanden waren, aber niemand hatte ihn je offen dafür verantwortlich gemacht. Der Mann zuckte leicht zusammen und die Farbe wich aus seinem Gesicht, als er erkannte, dass er zu weit gegangen war.
Dom Damon kniff die Augen zusammen, als suchte er angestrengt nach einem Vorteil für sich in diesem Konflikt.
Dann hellte sich seine Miene rasch auf. »Ich bin zwar überzeugt, dass Mikhail seinem Onkel nichts getan hat, aber wir können doch nicht so tun, als wären wir gänzlich frei von Misstrauen. Und wir sollten uns daran erinnern, dass Mikhail nicht der einzige Hastur ist – er hat zwei Brüder, beide älter als er, die ohne weiteres …« »Das reicht!« Rafael meldete sich erstmals zu Wort. »Ich habe nicht den Ehrgeiz, Darkover zu regieren, und mein Bruder Gabriel interessiert sich so wenig für Politik, dass er sich nicht einmal die Mühe macht, der Ratssitzung beizuwohnen.
Wenn Ihr noch ein Wort gegen meinen Bruder sagt, Dom Damon, dann schlage ich Euch mit Freuden die Zähne aus. Das würde ich seit Jahren gern tun.« »Was – und mich um das Vergnügen bringen?«, fuhr Robert vom anderen Tischende dazwischen und entblößte die Zähne wie ein Wolf, der einen Rivalen herausfordert. Die Nachfolge wurde vor langer Zeit entschieden und ganz gewiss nicht in einem Moment der Geistesschwäche, wie Regis’ liebevolle Schwester es gern hinstellt. Jetzt ist wohl kaum die Zeit, über eine Änderung nachzudenken.« Mikhail wurde kalt, als wäre gerade ein Wind aus den Hellers durch ihn hindurchgefahren. Er wusste seit langem, dass es Unmut gegen ihn gab, dass man ihn fürchtete, aber der unaufhörliche Hagel heftiger Gefühlsregungen gegen seine Person zehrte an ihm. Die Flamme der Verzweiflung loderte in ihm auf. Wie konnte er hoffen, die Domänen zu führen, wenn es ihm nicht einmal gelang, eine Ratssitzung zu steuern?
Plötzlich ertönte ein merkwürdiges Geräusch, und die großen Matrixfallen in der Decke des Kristallsaals läuteten wie Glocken. Alle sahen nach oben, und dann erfolgte eine Explosion aus Lärm und gleißendem Licht. Die glänzenden
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