Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
haben.« Er lächelte düster, weil er wusste, wie wütend Granfell darüber war, dass es ihm nie gelang, in die Burg einzudringen. Trotzdem konnte er nicht darüber hinweggehen, dass Miles geredet hatte, als würde er die Soldaten befehligen und nicht Belfontaine. Er würde in den nächsten Wochen ein Auge auf ihn haben müssen – der Mann war einfach zu ehrgeizig und zu schlau.
»Wir werden sehen. Dirck Vancof war bis jetzt so gut wie unbrauchbar, aber vielleicht beschafft er uns die nötigen Informationen ja doch noch. Wir sprechen uns später wieder.« Nachdem Granfell gegangen war, saß Lyle an seinem Schreibtisch, starrte auf die leere Unterlage und spürte ein Rumoren in den Eingeweiden. Die Idee von zuvor kehrte nach einigen Minuten zurück, und er wälzte sie in Gedanken hin und her. Hermes Aldaran konnte nun als Feind der Föderation angesehen werden. Ließ sich das als Vorwand nutzen, um Hastur zu einer Dummheit zu verleiten, die den Einsatz einer Sondereinheit rechtfertigte?
Unglücklicherweise kannte Lew Alton das Föderationsrecht so gut wie er selbst, aber es konnte nicht schaden, wenn er Aldarans Auslieferung verlangte, oder? Er würde vie lleicht den alten Lord Aldaran gegen sich aufbringen, aber der hatte sich bereits als nutzloser Verbündeter erwiesen. Robert, sein älterer Sohn, war keine Spur besser. Ein schwerfälliger Bursche ohne einen Funken Fantasie. Dann gab es noch die Schwester, die auf Burg Comyn lebte, aber sie war nicht annähernd so nützlich, wie er zunächst gehofft hatte. Abgesehen davon konnte man Frauen ohnehin nicht trauen. Aber es gab bestimmt einen Weg, die Hasturs zu stürzen – er musste ihn nur finden!
5
Als Mikhail Marguerida und die Kinder am nächsten Abend in den kleinen Speisesaal begleitete, stellte er angenehm überrascht fest, dass er sich beinahe wieder wie ein Mensch fühlte. Er trug einen Schmerz in sich, der nicht körperlicher Natur war und den er als Trauer erkannte. Er hatte ihn vor langer Zeit schon einmal erfahren, als sein Neffe Domenic Alar gestorben war, und später wieder bei Emun Elhalyn und bei Emuns Mutter Priscilla. Vor zehn Jahren hatte er ihn erneut gespürt, beim Tod von Diotima Ridenow, Lews Frau. Weder Ruhe noch Essen konnten diesen Schmerz vertreiben, das vermochte nur die Zeit. Und Regis hätte gewollt, dass Mikhail weitermachte und dafür sorgte, dass alles reibungslos funktionierte. Er wünschte nur, das wäre einfacher.
Gleichzeitig freute er sich darauf, Hermes Aldaran nach so vielen Jahren wieder zu sehen und seine Frau und die Kinder kennen zu lernen. Es war richtig von Lew gewesen, dass er Mikhail am Vortag ins Bett geschickt und darauf bestanden hatte, dass er sich eine Weile zurückzog, aber der junge Mann hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen, weil er nicht in die Storn-Suite gegangen war, um die Aldarans persönlich zu begrüßen. Er hatte die ganze Zeit niemanden außer seiner Frau und den Kindern zu Gesicht bekommen, und schon das war ihm schwer genug gefallen, Domenic, sein Erstgeborener und Erbe, schien tief berührt und irgendwie zornig zu sein. Das war verwirrend, aber Mikhail hatte im Augenblick nicht die Energie, sich damit zu beschäftigen. Er wusste, dass er seinem Jungen lieber keine Fragen stellte. Domenic war ein stilles Kind gewesen, und er war nun ein äußerst zurückhaltender junger Mann. Rhodri, sein zweiter Sohn, ließ sich nicht davon abbringen, wahrhaft fürchterliche Scherze zu machen, als könnte er die allgemeine Düsternis nicht ertragen, die sich über Burg Comyn gelegt hatte. Es war ihm gelungen, alle Leute zu verärgern, seine Schwester Yllana, seine Pflegeschwester Alanna und selbst Ida Davidson, die sich normalerweise vom Benehmen Heranwachsender in keiner Weise erschüttern ließ. Sogar Marguerida, die Rhodris Mätzchen sonst lustig fand, war kurz davor, wie sie sagte, den Dreizehnjährigen nach Nevarsin zu schicken, wo die Cristoforo-Mönche ihm Manieren beibringen würden. Rhodri grinste nur, nicht im Geringsten eingeschüchtert von dieser Drohung, wie ihm auch sonst kaum etwas Angst machte. Es war ein Jammer, dass er noch nicht alt genug für die Kadettengarde war, denn selbst Mikhail musste einräumen, dass es seinem Zweitältesten arg an Disziplin mangelte.
Alanna Alar befand sich bereits im Speisesaal. Ihr kastanienbraunes Haar glänzte wie pures Kupfer, ihren grünen Augen entging nichts. Sie war ein unruhiger Säugling und ein nervöses Kind gewesen und war nun zu einer wachen und
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