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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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egoistisch? Das wusste ich bereits.« »Nein, denn wenn du wirklich egoistisch wärst, würdest du tun, was du willst, und dir keine Gedanken über die Folgen machen. Stattdessen versuchst du ständig so zu sein, wie es andere von dir erwarten, und das macht dich am Ende zornig. Also bestrafst du dich, indem du gemeine Dinge tust, für die du dich selbst hassen kannst.« »Au weia!«, fing Gisela an, dann schaute sie nachdenklich drein.
»Tut es dir Leid, dass du gefragt hast?« »Nein, aber du bist viel zu nahe am Kern der Sache, als dass mir noch wohl dabei wäre. Redest du mit Hermes auch so?« »Viel zu selten!« Gisela schüttelte verwundert den Kopf. »Das muss ihn fürchterlich ärgern.« »Ja. Aber jetzt erzähl mir, warum du Angst hast, Dinge zu tun, die du gern tun würdest.« »Wenn ich als kleines Mädchen geschnitzt habe, dann habe ich die Zeit völlig vergessen und war … ganz woanders. Ich habe auf nichts anderes mehr geachtet, als den Gegenstand im Holz zu finden. Und das gehört sich nicht für eine Frau, jedenfalls hat mir das mein Kindermädchen immer wieder eingetrichtert.« »Warst du versunken? Besessen? Hast du deine Umgebung völlig vergessen?« Gisela stiegen Tränen in die Augen. »Du weißt, was ich meine?« »Natürlich, und ich bin mir sicher, Marguerida würde es auch wissen, obwohl ich verstehe, dass du ihr niemals hättest erzählen können, was du mir gerade erzählt hast. Ich kenne zwar Rafael nicht sehr gut, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas dagege n hat, solange du nicht mit Holzsplittern am Nachtgewand ins Bett kommst.« »Das klingt so einfach, wenn du es sagst.« Gisela stöhnte beinahe.
»Willst du dich denn wirklich den Rest deines Lebens langweilen und … Unfug machen?« »Nein!« »Dann tu, um Birgas willen, was du tun willst.« »Birga?« »Die Göttin der Künstler auf Renney.« »Tun, was ich will … Ich weiß nicht, ob ich mich traue.« »Nur wer sich nicht traut, ist wahrhaft verloren. Ich meine, es ist ja nicht so, dass du ein … Freudenhaus auf Burg Comyn einrichten willst oder so, hab ich Recht?« »Ein … Freudenhaus?« Gisela lachte, bis ihr die Tränen kamen. Sie hielt sich die Seiten und wippte hin und her. »Du meine Güte! Was für eine Idee! Ich bin fast versucht, es vorzuschlagen, nur damit ich sehe, was für Gesichter die … aber das wäre wieder nur neuer Unfug, nicht wahr?« »Meine Nana sagt immer, es sei sehr ungehörig, die Leute zu schockieren, nur um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, und sie ist eine sehr kluge Frau,« Dann regte sich auch in Katherine ein kleiner boshafter Teufel. »Andererseits würde die Idee, dass du schnitzen oder bildhauern möchtest, nach so einem Vorschlag natürlich vergleichsweise begrüßenswert aussehen!« »Allerdings.« Sie schwieg einen Augenblick nachdenklich.
»Aber was ist, Katherine, wenn ich nicht gut bin als Schnitzerin?« »Das spielt keine Rolle. Es kommt nur darauf an, dass du es tust.« »Aber ich will gut sein!« Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als hätte sie ihre eigenen Worte gehört und die Tiefe des Verlangens darin begriffen.
»Natürlich – aber lass bloß deine Absicht nicht von der Angst zu scheitern untergraben. Renney ist ein Planet der Wälder und Meere, und wir benutzen Holz für alles Mögliche.
Deshalb hat Schnitzen bei uns eine große Tradition und wir haben eine Menge passender Sprichwörter. Eines lautet: »Sei ehrlich zum Holz, dann ist das Holz auch ehrlich zu dir.« »Sei ehrlich zum Holz! Wunderschön! Ach, Katherine, ich bin so froh, dass du nach Darkover gekommen bist!« »Weißt du was, ich fange an, ebenfalls froh zu sein, dass ich hier bin – obwohl ich zugeben muss, dass ich manche eurer Gebräuche … abstoßend finde. Aber vielleicht würde es dir auf Renney genauso gehen. An einen Säufer vermählt! Ich habe das Gefühl, dass mein Schwiegervater und ich nicht gut miteinander auskommen werden.« Gisela lächelte ihre Schwägerin liebevoll an. »Damit wirst du in guter Gesellschaft sein, denn kaum jemand kommt mit ihm aus!« Durch das Fenster der Kutsche fiel für einen Moment Licht auf ihre Züge, die grünen Augen leuchteten, und Katherine sah zum ersten Mal, wie Giselas Mund fast völlig seine Härte verlor.
»Möchtest du mir vielleicht für ein Porträt Modell sitzen?«
Katherine konnte dem Impuls zu fragen nicht widerstehen, denn das Motiv war wunderschön, und es juckte sie, mit der Arbeit zu beginnen.
»Wirklich? Das würde ich sehr gern

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