Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Besuch bei Meister Gilhooly umso vergnüglicher machte. Nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte, dass Domna Aldaran – an den Titel habe ich mich noch immer nicht gewöhnt und auch nicht daran, dass man sich vor mir verbeugt und mich behandelt, als wäre ich wichtig –, dass also Domna Aldaran sein Unternehmen betritt, noch dazu in Begleitung von Gisela, und nachdem er gemerkt hatte, dass ich eine ernsthafte Künstlerin bin, ist er vollkommen aufgetaut. Er hat aufgehört herumzudienern und begonnen, über wichtige Dinge zu sprechen, für die er eine Leidenschaft hegt.« »Es ist nun mal eher ungewö hnlich, dass eine Frau aus den Domänen einer anderen Beschäftigung als Kindererziehung nachgeht, es sei denn, sie entscheidet sich, eine Leronis zu werden. Oder eine Entsagende«, fügte er an, noch immer verwirrt von der Veränderung seiner Frau. »Ich habe noch nie von einer darkovanischen Frau gehört, die ernsthaft als Künstlerin tätig ist. Unsere mehr künstlerisch veranlagten Frauen begnügen sich meist mit Unmengen überflüssiger Handarbeiten. Lady Marilla Aillard betreibt zwar eine Keramikfabrik in der Domäne Ardais, aber ich glaube nicht, dass sie persönlich an der Töpferscheibe sitzt oder Schüsseln glasiert. Vielleicht tut sie es aber auch. Du kannst sie gerne fragen, wenn sie kommt.« »Sie kommt zur Beerdigung, nehme ich an.« »Nicht nur deshalb. Sie hat den Sitz der Aillards im Rat der Comyn inne, der demnächst zusammentreten wird, um Mikhail als Nachfolger von Regis Hastur zu bestätigen. Ihr Sohn, Dyan Ardais, kommt ebenfalls.« » Domna Marilla Aillard und Dom Dyan Ardais? Verschiedene Nachnamen? Nur gut, dass ich einige Übung darin habe, in solchen Dingen nicht den Überblick zu verlieren. Gisela sagte, dein Vater und dein Bruder würden ebenfalls erwartet obwohl ich mich nach allem, was sie erzählt hat, nicht eben darauf freue, deine Eltern kennen zu lernen – oder ist es nur dein Vater?. Niemand hat bisher seine Frau erwähnt.« »Soviel ich weiß, gibt es keine, obwohl er wahrscheinlich eine Barragana oder zwei oben auf Burg Aldaran hat. Giselas Mutter ist vor langer Zeit gestorben.« »Ich verstehe.« Katherine runzelte bei der darkovanischen Bezeichnung für Konkubine die Stirn, dann zuckte sie die Achseln. »Die Kinder scheinen sich gut einzuleben. Rhodri und Amaury sind bereits die dicksten Freunde, und ich glaube, Terese und Yllana werden viel Spaß miteinander haben.« »Wahrscheinlich werden sie viel Unsinn machen.« Er hatte nach dem Abendessen am Vortag Gefallen an Rhodri Alton Hastur gefunden und hielt es für günstig, dass sein Stiefsohn einen Spielkameraden im gleichen Alter gefunden hatte. Aber er war sich ziemlich sicher, dass Rhodri ein bisschen lebhafter war, als ihm gut tat, und konnte nur hoffen, dass er Amaury in keine allzu gefährlichen Sachen verwickelte.
»Ist das gut oder schlecht?« »Weder noch. Wir Darkovaner verwöhnen unsere Kinder sehr, weil wir immer eine hohe Kindersterblichkeitsrate hatten. Ein gewisses Maß an Ungezogenheit wird bei Jungen erwartet. Bei Mädchen allerdings nicht, muss ich zugeben.« »Es ist mir schon aufgefallen, dass die Einstellung gegenüber Frauen hier ein ganz klein wenig rückständig ist« antwortete Katherine sehr trocken.
»Wie meinst du das genau?« »Gisela hat mir auf der Fahrt einen kurzen Abriss der geächteten Rollen für darkovanische Frauen und Töchter gegeben. Es ist so anders als auf Renney, meiner einzigen richtigen Erfahrung mit einem geschützten Planeten.« »Ich habe noch nie über die Sache nachgedacht, aber da auf Renney praktisch ein Matriarchat herrscht, verstehe ich, dass du es hier seltsam findest. Wir bewachen unsere Frauen streng und schränken sie auf die eine oder andere sonderbare Weise ein. Dafür gibt es allerdings eine ganze Reihe historische Gründe, die wir anscheinend nicht überwunden haben. Ich hoffe, es bedrückt dich nicht allzu sehr, meine Liebe.« Kate setzte sich zu ihm aufs Bett und lehnte den Kopf an seine Schulter. »Nur wenn ich gezwungen bin, die ganze Zeit in diesem … scheußlichen Gebäude zu bleiben! Es befremdet mich sehr, dass ich nicht kommen und gehen kann, wie ich will, und dass überall diese Diener und Wächter herumstehen.
Ich gebe zu, dass ich mich ein bisschen eingeengt fühle. Und beobachtet.« Sie brach abrupt ab und rutschte nervös hin und her.
»Wieso das?« »Du bist damit aufgewachsen, aber mir läuft es ehrlich gesagt immer noch kalt den Rücken
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