Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
verschwand nach diesem … Vorfall für ein paar Tage. Als man ihn wenige Tage später unweit dieses Hauses fand, hatte er sein Gedächtnis verloren, und ein Jahr später hat er sich von einer Brücke gestürzt. Armer Kerl. Ein glatter Fehlschlag, anders kann man das nicht bezeichnen. Deswegen ist man bei dir anders verfahren.«
Ich schüttelte den Kopf. Mein Mund bewegte sich, aber ich bekam keinen Ton heraus, weil tausend Fragen auf meinen Lippen brannten und ich trotzdem nicht wusste, was ich sagen sollte. Dieser Junge! Scott! Ich kannte ihn tatsächlich! Ich spürte es tief in meinem Herzen, etwas Furchtbares musste damals vorgefallen sein! Etwas, das ich in mir trug, aber an das ich nicht herankam. Meine Stimme war kaum mehr als ein Wimmern.
»Was willst du von mir, Peggy? Verdammt, warum tust du das?«
»Ich will wissen, wo der Fehler lag. Wir müssen es wissen. Siehst du das Bild da?«
»Wir? Wer ist wir?«
»Beantworte meine Frage: Siehst du das Bild da?«
Ihr Finger deutete auf das Gemälde an der Wand. Die ›einzige Überlebende‹ im Ruderboot der Schiffbrüchigen. Ich nickte.
»Was bedeutet es, Toby? Was hast du gefühlt, als du das Bild gesehen hast?«
»Ich … ich hab gar nichts gefühlt, es … es ist nur eine alte Legende, die mir mein Grandpa erzählt hat, er … hat damals gesagt, wenn ich sie sehe, soll ich schleunigst abhauen, oder so etwas, ich weiß es nicht mehr genau!«
Sie nickte und machte sich auf einem Zettel neben sich eine Notiz.
»Und doch hast du es nicht getan, Toby. Wir haben dir zwei Warnungen gegeben. Die Stenotypistin bei deiner Verhandlung und das Bild hier. Es sollte einen Reflex auslösen. Einen Reflex, den Dr. Barrett dir gegeben hat. Er war sicher, dass es funktioniert. Aber er hat sich getäuscht. Wir haben uns alle getäuscht.«
Ich hob den Kopf. »Dr. Barrett?«
Peggy deutete auf ein weiteres Foto auf dem Tisch. Es war mein Grandpa, ein zerfurchtes Gesicht mit weißem Bart. Ich saß neben ihm, in einem Krankenhauszimmer, wie es schien. Ich hatte einen Verband um den Kopf, und er hatte seinen Arm um mich gelegt und lächelte.
»Wer ist das?«, fragte Peggy.
»Das … das ist mein Großvater!«
Peggy schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf. »Nein, Toby. Leider nicht. Das ist Dr. Joseph Barrett. Er hat dir vieles erzählt, nicht? Die Dinge, die du für deine Erinnerungen hältst. Auch von dem schrecklichen Unfall deiner Eltern hat er dir erzählt.«
»Peggy!«, verzweifelt schüttelte ich den Kopf, »das ist mein Großvater!«
»Das glaubst du wirklich, nicht wahr? Du glaubst, der Mann, bei dem du von deinem zehnten Lebensjahr an bis zu seinem Tod, als du 17 warst, gewohnt hast, wäre dein Großvater gewesen, hm? Du glaubst auch, deine Eltern hätten einen Autounfall gehabt, bei dem sie starben und du die Verletzung an deinem Knie bekommen hast. Nun ja, tatsächlich hast du dir die Verletzung im ›Abidias Asylum‹ zugezogen.
»Du lügst!!« Ich schrie sie an. »Du …«
In diesem Moment fiel mein Blick auf das Foto mit mir und meinem Großvater im Krankenhaus, und ich verstummte. Im Hintergrund des Krankenzimmers hing ein großer Abreißkalender. Man konnte das Datum genau erkennen: 12. November 1969.
1969! Das war einfach nicht möglich! Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht mal geboren! Meine Gedanken rasten wild durcheinander, mein Hals schnürte sich zu, und ich dachte jeden Moment, ich müsse ohnmächtig werden. Ich schloss die Augen, hörte, wie Peggy aufstand und auf mich zukam. Dann knallte ihre flache Hand wieder gegen meine Wange, und die Wucht der Ohrfeige riss mich fast von Stuhl.
Aber der Schlag klärte auch das Chaos in meinen Kopf.
Sie wollte mich in den Wahnsinn treiben, das war es. Sie versuchte, mich zu manipulieren, mir aus irgendeinem Grund, den ich nicht verstand, Angst zu machen. Bestimmt hatte sie bei mir rumgeschnüffelt, in ihrer Redaktion, in alten Archiven, und hatte sich diesen Schwachsinn ausgedacht, mit dem sie mich um den Verstand bringen wollte. Und sie hatte es um ein Haar geschafft. Aber jetzt war ich klar. Ganz klar. Alles war klar. Sie war wahnsinnig, und ich war es nicht. Ich würde überleben, wie die Frau in Großvaters Geschichte. Ich würde nicht untergehen.
Als ich mich nach ihrer Ohrfeige wieder fing, bemerkte ich, dass sich bei dem Schlag meine Fesseln ein wenig gelöst hatten. Peggy setzte sich wieder, und ich versuchte, die Fesseln loszuwerden, ohne dass sie es mitbekam.
In diesem Moment schob sie
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