Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
sie.
Ich gebe mich ahnungslos. »Was meinst du?«
»Die Tischlampe.« Sie zeigt Richtung Fenster.
»Oh, ja«, ich stelle das Tablett ab. »Ja, die hab ich in diesem Antiquitätengeschäft oben an der Neal Street entdeckt.«
»Der Schirm ist reizend.«
Ich schalte die Lampe ein, damit der Schirm besser zur Geltung kommt. Das Mosaik der Glassteine erleuchtet in warmen Pastelltönen.
»Bezaubernd«, sagt Amanda. Und jetzt rutscht sogar Sophia ein Stück nach vorne, um meinen Neuerwerb zu bewundern. Nur Dorothy schenkt ihm keine Beachtung.
»Wirklich bezaubernd«, sagt Amanda. Und ich beglückwünsche mich dazu, den idealen Platz für die Lampe gefunden zu haben - den Beistelltisch am rechten Ende der Fensterfront. Nicht so nah, dass sie sich aufdrängen würde, und doch nah genug, dass früher oder später ein Blick an ihr hängen bleiben musste. Alles ist an seinem Platz.
Lächelnd warte ich, ob noch jemand etwas sagen möchte, zum Beispiel, wie warm das Licht sei und was für eine angenehme Atmosphäre es schaffe, doch Sophia fragt nur: »Es gibt Kuchen?«
Und Amanda antwortet: »Den gibt es doch immer«, und ich schneide den Kuchen an und hebe Stücke auf kleine Teller. Damit ist mein kurzer Augenblick der Anerkennung beendet.
Als der erste Bissen zwischen Sophias gräulichen Lippen verschwindet, wird mir schlagartig bewusst, dass ich einen Fehler begangen habe. Sophia neigt den Kopf, so als hätte sie etwas gehört, ein Geräusch. Sie kaut einmal, zweimal, dann hält sie inne. Die farblosen Lippen schieben sich nach vorn, tiefe Falten bahnen sich ihren Weg bis hoch zu den Wangenknochen. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, ganz ruhig zu bleiben. Wer weiß, vielleicht habe ich Glück, vielleicht hat sich nur eine von Sophias Plomben gelöst?
Doch dann stößt sie ein »Was ist das?« hervor, und meine Hoffnung wird von einem Krümelregen begraben. Sophia schaut in die Runde, der kleine Kopf ruckt hektisch hin und her.
»Was ist das?«, fragt sie noch einmal.
Meine Hände umklammern den Kuchenteller. Der Rand ist mit Ornamenten verziert, ich folge dem Muster. Ich folge den Linien, immer schneller, immer im Kreis, mir wird schwindelig. Ich versuche, ruhig zu atmen.
»Wovon sprichst du?«, fragt Amanda endlich.
»Davon!« Sophia sticht mit der Gabel auf das Gebäck ein.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Dorothy. Sie schaut zum Fenster hinaus. Gleichmütig. Unbeteiligt. Von ihr ist keine Hilfe zu erwarten.
»Was zum Teufel ist das?«, fragt Sophia.
Ich atme tief durch. »Käsekuchen«, sage ich, um einen Plauderton bemüht, doch es gelingt mir kaum mehr als ein Keuchen.
»Das ist kein Käsekuchen!« Sie krümmt sich nach vorne, beäugt den Fremdkörper. »Das sieht man doch!«
»Also, ich finde, der schmeckt ausgezeichnet«, sagt Amanda.
»Hast du den etwa gebacken?«
»Nein«, sagt Amanda. »Nein, habe ich nicht.« Und nach einer kurzen Pause: »Wie kommst du darauf?«
Sophia antwortet nicht. Sie hat sich wieder dem Kuchen zugewandt, beginnt, das Stück zu sezieren, den Teig zu untersuchen.
»Der Kuchen ist von ›Murphy’s‹«, sage ich atemlos. »Wie sonst auch immer.«
»Ich verstehe das nicht«, sagt Amanda. »Immer hat sie was zu meckern.«
»Das ist kein Käsekuchen!«, sagt Sophia. Sie spießt einen dunklen Krümel auf, begutachtet ihn durch dicke Brillengläser.
»Wenn er dir nicht schmeckt, dann lass ihn einfach stehen«, sagt Dorothy.
»Was zum Teufel ist das nur?«, murmelt Sophia.
»Schokoladenkäsekuchen«, sage ich. Meine Stimme ist weit weg. »Das ist Schokoladenkäsekuchen.« Dann ist es still. Ich spüre Sophias Blick, böse, kleine Augen, und ich vergesse zu atmen. »Ich dachte, wir probieren mal etwas Neues aus«, höre ich meine dünne Stimme. »Ich wusste ja nicht, dass … also …«
Sophias Mund öffnet sich und spuckt in nassen Klumpen die Reste des ersten Bissens zurück auf den Teller.
»Sophia! Es reicht!« Dorothy löst die Bremsen und rollt heran.
»Schokolade mit Käse«, sagt Sophia angewidert.
»Es tut mir leid«, sage ich.
»Und du hörst auf, dich zu entschuldigen!«, sagt Dorothy und schlägt die Decke zurück. Sie trägt khakifarbene Shorts, aus denen die Reste ihrer Oberschenkel ragen. Sie kratzt sich an den Stümpfen. »Dass ihr immer streiten müsst!«
Damit ist das Thema beendet.
Ich sitze einfach nur da und betrachte meine schweißnassen Hände. Ich schäme mich für sie. Sie sind so groß und klobig. Und sie schwitzen, vor allem dann,
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