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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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Glas seiner Brille hat einen Sprung, und der Typ sieht einfach nur fertig aus, wie er mich so flehend anguckt und etwas wie ein schiefes Lächeln versucht. Ich pack ihn am Kragen und zieh ihn rein, nachdem ich mich vergewissert habe, dass niemand auf der Straße ist.
    »Gott sei Dank, Jason, du rettest mir das Leben, ich.…«
    »Halt die Schnauze, und setz dich mit der Alten da drüben aufs Sofa!«
    Martin gehorcht. Er schiebt einen Stapel Pornos vom Sofa und lässt die Frau draufsinken. Er selber bleibt auf der Lehne sitzen. Ich stecke die Glock in die Tasche meines Kimonos und hole eine kleine Dose aus derselben Tasche heraus. Ich lasse eine Pille in meine Hand gleiten. Auf dem Esstisch steht noch ein angebrochenes Bier, und mit einem abgestandenen Schluck spüle ich den kleinen Stimmungsaufheller runter. Ich bin vernünftig, aber ich kann dringend etwas bessere Laune gebrauchen.
    »Was ist?«, schnauze ich Martin an. »Was willst du hier, Martin? Warum klopfst du mitten in der Nacht an meine Tür und bringst irgendeine total fertige Alte mit, als hätten wir uns nicht fünf Jahre nicht gesehen? Hm?«
    »Es tut mir leid, Jason, aber ich wusste wirklich nicht, zu wem …«
    »Scheiße, habt ihr den Gestank mit reingebracht? Ist sie das, die so stinkt?«
    Ich halte mir den Seidenärmel vor die Nase, weil es nach einer ekelhaften Mischung aus Kotze und Müll riecht. Und jetzt, wo ich die Alte genauer unter die Lupe nehme, fällt mir auf, dass ihre Klamotten total zerrissen sind. Sehen aus wie Krankenhaus-Kleidung. Sie starrt leblos vor sich hin. Ich kenne diesen Blick.
    »Scheiße, Martin, hat die Alte Crack genommen? Hast du mir ’n gottverdammten Crack-Junkie angeschleppt?«
    Martin bekommt rote Flecken im Gesicht.
    »Nein, Jason, hör zu: Sie ist keine Süchtige. Sie ist fertig und durcheinander. Sie war eingesperrt. Sie ist total am Ende, verstehst du. Aber wir müssen weiter, und sie muss irgendwie durchhalten, und ich dachte … ich dachte, ich komme her, weil … weil du ja früher …«
    »Weil ich ihr was geben kann, damit sie durchhält. Ist es das, was du von mir willst, Martin?«
    Martin nickt stumm. Er pult etwas aus seiner Regenjacke hervor. Benjamin Franklin lächelt mir von Dollarscheinen aus zu. »Ich … ich kann auch bezahlen.«
    Ich hebe die Hände wie ein Priester in der Messe. Ich glaube, Martin erzählt Scheiße, aber was soll’s? Ein spätes Geschäft an der Haustür ist nicht zu verachten, und wegen mir kann er erzählen, was er will.
    »Okay. Okay, okay. Ich werde jetzt mal die absolute Frechheit ignorieren, dass du hier mitten in der Nacht mit diesem Wrack aufkreuzt, und einfach so tun, als wären wir alte Freunde. Hm, Martin? Und dann geb ich der Alten ein bisschen Speed, keine Sorge, nur ein leichtes Aufputschmittel, und dann haut ihr zwei wieder ab und kommt nie wieder. Hab ich das richtig verstanden?«
    Martin nickt wieder stumm. Die fertige Alte hebt schwach ihren Kopf, und zum ersten Mal sehe ich ihre Augen. Ich zucke zusammen. Solche Pupillen habe ich noch nie gesehen. Nicht klein und lichtempfindlich, wie man es bei einem Junkie erwarten würde, sondern groß, unglaublich groß, sie scheinen fast die ganze Iris zu füllen. Und sie fixieren mich, dass ich das Gefühl kriege, sie bekommt doch alles mit und dazu mehr, als mir lieb ist. Ich drehe mich um, gehe zum Küchenschrank und ziehe Mums Mehldose raus. Ich grabe kurz im Mehl, dann finde ich die kleine Plastiktüte, hole eine gelbe und eine rote Pille raus und kehre mit einem Glas voll Wasser zurück zum Sofa.
    »Hier.«
    Ich strecke ihr die Gelbe und das Wasserglas hin, und Martin nimmt beides entgegen und flößt es ihr ein. Er hält mir einen Schein hin, und ich stecke ihn ein, mit dem Wissen, dass er viel zu viel bezahlt, aber offensichtlich keine Ahnung hat. Dann sieht Martin mich aus unruhig flackernden Augen an.
    »Ich ... kann dir noch mehr Geld geben, Jason. Ich muss ein, zwei Tage irgendwo unterkommen. Mit ihr.« Seine Augen zucken kurz zu ihr rüber.
    »Ich bin kein Hotel, Martin. Geh ins ›Olympic Regent‹.«
    »Ich ... wir können nicht ins Hotel. Bitte. Wir ...«
    Draußen fährt ein Auto vor. Was ist denn heute nur los hier? Ich drehe mich um und will zum Fenster, aber da ist Martin schon an mir vorbei gestürmt und hat die Gardine zur Seite geschoben. Scheiße, was geht denn hier ab?
    »Martin, kannst du mir mal erklären …«
    »Das sind sie. Verdammt! Das sind sie, verstehst du?«
    Ich verstehe gar nichts.

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