Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Keuchen.
»Wer sonst?«, frage ich zurück. »Sie müssen es gewesen sein.«
»Aber … aber sie …«
»Ich weiß«, sage ich. »Ich kann es mir auch nicht erklären. Noch nicht.«
Wir reden nur wenig auf dem Nachhauseweg. Schweigend folgen wir dem Pfad der Gaslaternen. Wir reden nicht darüber, aber ich bin mir sicher, dass Terry dieselbe Frage wie mich beschäftigt: Wie kann sich eine Gruppe von Landarbeitern innerhalb von wenigen Minuten in eine ausgelassene Abendgesellschaft verwandeln?
Es ist fast zehn Uhr, als Terry in die Redaktion kommt. Er kommt selten später als ich.
Schon an der Tür ruft er: »Ich weiß jetzt, was das war!« Er geht zwischen den Tischreihen hindurch. »Kostüme! Es ist ganz simpel: Das waren Kostüme!«
Ich lege meinen Finger an die Lippen. Terry runzelt die Stirn. Er sieht nicht so aus, als hätte er letzte Nacht noch viel Schlaf gefunden.
»Über eine Story redet man nicht, solange sie noch nicht geschrieben ist«, sage ich leise. »Sonst ist sie nämlich ganz schnell weg.«
Terry errötet.
»Entschuldigung«, sagt er. »Ich wusste nicht, dass … Entschuldigung …«
»Schon gut.«
Ich wende mir zur Seite, schaue zu Brockman hinüber. Er hämmert stoisch auf seine Schreibmaschine ein. Unser Gespräch scheint ihn nicht zu interessieren.
Ich lehne mich nach vorne und frage: »Was waren Kostüme? Die Leinenhemden oder die Abendgarderobe?«
Terry stützt sich auf den Schreibtisch. »Die Leinenhemden, nehme ich an. Es war eine feine Gesellschaft, die sich als Landarbeiter verkleidet hatte. Andersherum ergäbe es doch keinen Sinn. Oder?« Er sieht mich fragend an.
»Und was ist mit den Damen?«, frage ich. »Die hatten sich ebenfalls als Arbeiter verkleidet?«
»Emanzipation«, sagt Terry und hebt die Schultern.
Ich lehne mich zurück, lege die Hände auf meinen Kopf.
»Es gibt keine andere Erklärung«, sagt Terry. »Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht. Das Labyrinth hat nur diesen einen Eingang. Und die Hecke ist mindestens sieben Fuß hoch. Außerdem hat auch der Park lediglich einen Eingang. Es muss dieselbe Gruppe gewesen sein! Und deshalb müssen sie sich im Labyrinth umgezogen haben«, schließt er seine Beweisführung.
»Wir sollten auf jeden Fall eine Laterne mitnehmen«, sage ich.
Terry schaut mich an. »Sie möchten, dass ich … ich meine, soll ich Sie begleiten?«
Mein Kopf deutet ein Nicken an. Und noch bevor es mir bewusst wird, sage ich: »Wenn Sie heute Abend keine anderweitigen Verpflichtungen haben ...«
Terry schüttelt den Kopf. »Nein. Nein, habe ich nicht. Ich bin dabei!« Er strahlt.
Und ich frage mich, warum ich das getan habe, warum ich nicht alleine gehe. Wie ich es sonst getan hätte. Wahrscheinlich liegt es an der Stille. An dieser dunklen Stille, die immer näher kommt, wenn man zu lange schweigt.
Ein Sturm zieht auf, der Himmel bedeckt sich. Innerhalb weniger Minuten ist die Sonne hinter dunkelgrauen Wolken verschwunden. Dann bricht der Regen herein. Tropfen wie Vogeleier zerschlagen auf den Wiesen, auf dem Kies.
Wir sitzen auf derselben Bank wie am Vorabend, Terry und ich. Am Fuß der alten Eiche, im Schutz ihrer Blätter und Zweige. Kleine Rinnsale tropfen auf uns herab.
Wir sitzen auf der Bank und betrachten das Spektakel. Röcke werden gerafft, Hände halten Hüte fest, Sonnenschirme reißen sich los. Leichte Sandalen und Halbschuhe hetzen über die Wege.
»Es ist doch nur Regen«, sagt Terry und schüttelt den Kopf.
Doch das stimmt nicht. Anscheinend ist es mehr als das. Denn niemand sucht Schutz unter den Bäumen, auch nicht unter den Pavillons. Alle flüchten aus dem Park. Fast so, als flüchteten sie nicht vor dem Regen, sondern vor der Dunkelheit.
Der Sturm legt sich genauso schnell, wie er aufgezogen ist. Die letzten Tropfen zerplatzen. Die Luft ist klar, die drückende Schwüle des Tages verschwunden. Die Wolken brechen auf und nehmen die Sonne mit Richtung Horizont.
Die Schatten wandern. Sie hinterlassen Finsternis. Die Stille schleicht heran. Wenn sie zu nahe kommt, reden wir; über die Arbeit in der Redaktion, die Hitze der letzten Tage, über irgendetwas. Wir müssen lange warten, bis in der Ferne das Knarren ertönt und der leuchtende Punkt erscheint.
»Sie zählen die Frauen, ich die Männer«, sage ich.
»Wozu?«, fragt Terry.
»Um festzustellen, ob die Gruppe, die das Labyrinth betritt, auch tatsächlich dieselbe ist, die das Labyrinth später wieder verlässt.«
»Sie muss es sein!«, sagt
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