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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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schlaksige Norman Parker und seine wunderschöne Frau Selina, Pfarrer Logan, Frederic Seymor, der schwerreiche Hotelier, die alte Misses Harding, Friedensrichter Grimes, Lillian Carver, meine Assistentin in der Klinik, mit der ich vor Jahren eine kurze, aber überaus leidenschaftliche Affäre hatte, - und Joseph Barrett, mein fürsorglicher Kollege und Mentor. Sie alle blickten mich mit einem seltsam kalten Ausdruck in den Augen an. Die Botschaft war lautlos und doch unmissverständlich: Du hast die Wahl.
    Ich verstand, dass sie mir an jenem Tag, in jenem Augenblick ein stummes Angebot machten. Die Gewährung einer letzten Chance, bevor es zu unausweichlichen Konsequenzen kommen würde. Und so entschied ich mich.
    Mir war nun bewusst, dass ich diese Stadt niemals verlassen würde. Dass sie es mir nicht gestatten würden, mich von der Gemeinschaft abzuwenden oder ihr durch weitere Kompromittierungen zu schaden. Wir alle kamen an diesem Tag stillschweigend darin überein, dass meine Nachforschungen beendet waren. Das Kapitel ›Abidias Asylum‹ war abgeschlossen. Unwiderruflich.
    Ich willigte in diesen Pakt ein, arrangierte mich mit meinem arrangierten Leben, bewegte mich auf vorgefertigten Bahnen in vorgegebener Richtung. Keine Unterbrechungen, keine Irritationen warfen mich aus meinem Rhythmus. Weder die Zweifel an der Vergangenheit noch die Gewissheit über die Zukunft. Und schon gar nicht riskante Störungen der Gegenwart. Ich verschrieb unbekannte Medikamente, unterzeichnete ungelesene Protokolle und verfasste Untersuchungsberichte, die niemals verwendet wurden.
    So vergingen die Jahre. Tagsüber behandelte ich fremde Patienten, und nachts schlief ich mit fremden Frauen, deren Namen ich bereits vergessen hatte, bevor der Morgen graute. Alles hatte seine Ordnung. Nichts störte mehr die Idylle unserer schönen Stadt. Ich funktionierte.

    Vor zwei Tagen dann erwachte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder aus meiner dumpfen Selbstbetäubung. Eine junge Frau, die sich als Sarah Freeman vorstellte, kam völlig aufgelöst zu mir in die Praxis. Mit zitternder Stimme berichtete sie von ihrem Freund Tom, der unter einer erschreckenden Persönlichkeitsveränderung leide. Er sei nicht einmal mehr in der Lage, sich frei auf der Straße zu bewegen. Diese psychische Zerrüttung sei aufgetreten, nachdem er für mehrere Tage spurlos verschwunden war.
    Natürlich konnte ich weder für sie noch für ihren Freund irgendetwas tun, da ich sie andernfalls nur noch in größere Gefahr gebracht hätte. Mit der Begründung, ich könnte unmöglich eine Ferndiagnose stellen, verschrieb ich ihr ein Beruhigungsmittel und schickte sie wieder nach Hause. Die anschließenden Schuldgefühle brachen wie eine eiskalte Woge über mir zusammen. Ich konnte den Vorfall einfach nicht aus meinen Gedanken verdrängen. Dieses Mal nicht. Ständig hatte ich das verängstigte Mädchen vor Augen. Ihr verweintes Gesicht, die verkrampften Hände und ihren flehenden Blick. Voller Furcht und zerbrochener Hoffnung.
    Etwas tief in meinem Inneren hatte sich verändert. Der längst erloschen geglaubte Funke des Widerstands war nach vielen Jahren der Dunkelheit wieder aufgeflammt. Den endgültigen Anstoß für meine Flucht erhielt ich dann heute Nachmittag.
    Ich war auf dem Rückweg von der Arbeit. Da meine Wohnung nur wenige Häuserblocks von der Klinik entfernt liegt, ging ich zu Fuß, nahm diesmal jedoch ausnahmsweise einen anderen Weg als sonst. Verwundert bemerkte ich in einer Seitenstraße ein großformatiges grünes Graffiti, das die ansonsten blütenweiße Fassade einer Villa verunzierte. Hatte man es noch nicht bemerkt, oder waren die Bewohner überaus tolerante Anhänger moderner Straßenkunst? Als ich mich abwandte, fiel mein Blick auf eine kleine Straßeneinbuchtung. Dort stand, geduckt unter einer knorrigen Kiefer, ein Bauwagen. An sein Aussehen kann ich mich bereits nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, dass die Farbe auf merkwürdige Weise mit der Umgebung ringsherum verschwamm. Fast so, als sträube sich der Wagen gegen die hektische Außenwelt, die ihn umgab. Fasziniert blieb ich stehen. Obwohl ich den Bauwagen noch nie zuvor gesehen hatte, überkam mich das Gefühl, als stünde er schon viele Jahre dort. Oder noch sehr, sehr viel länger.
    Es gab nichts Außergewöhnliches an ihm, nichts, was ihn von allen anderen Bauwagen der Welt unterschieden hätte. Bis auf diese Farbe. Und noch etwas, das ich aber nicht benennen konnte. An einer

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