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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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Melancholisches. Am ehesten hätte man sie mit den Blicken von Menschen vergleichen können, die sich eine Jesusfigur am Kreuz ansahen. Was ich in den Augen der namenslosen Touristen sah, war religiöse Verzückung. In stille Gebete versunken starrten sie mein Fenster an. Traurig und zugleich voller Hoffnung. War ich es, der ihnen Hoffnung gab? Ich musste etwas Besonderes sein. Irgendetwas musste ich wissen. Was konnte das sein? Ein Geheimnis. Das Geheimnis des Darkside Park.
    Mein Kopf glühte. Mein Verstand rotierte unkontrolliert. War ich bereits verrückt? Ich wusste es nicht. Gleich würde ich ihn hören, dachte ich. Den letzten Tinnitus. Ich seufzte erleichtert, als das Tappen und Schlurfen ertönte. Dorothy. Meine Retterin. Vorsichtig steckte sie den Kopf durch den Spalt.
    Dorothy »Wie geht es uns denn heute?«
    Ich konnte den Blick nicht vom Fenster abwenden. Dorothy wusste sofort, was los war. Sie rutschte in die Kammer und schloss die Tür.
    Dorothy »Zerbrich dir nicht den Kopf, Martin. Dein Leben wird angenehmer, wenn du über bestimmte Dinge nicht mehr nachdenkst. Du siehst, was passiert, wenn du versuchst zu verstehen.«
    Sie hatte recht. Wenn ich hier raus wollte, musste ich ihr Spiel spielen.
    Martin »Ich verstehe.«
    Sie sah mich prüfend an.
    Dorothy »Nein. Du sagst nur, was ich hören will. Du musst es in dich aufnehmen.«
    Was auch immer du sagst, Mutanten-Hexe. Wenn ich hier raus bin, wird abgerechnet.
    Ich zuckte zusammen. Hatte ich das gesagt? Nein. Ich hatte es nur gedacht. Ich nickte.
    Dorothy »Tiere sind glücklich. Schweine zum Beispiel. Schweine sind glücklich.«
    Ich rieb mir die Stirn. Ich war diese Unterhaltung extrem satt und kaum noch dazu in der Lage, mich zusammenzureißen.
    Martin »Möglicherweise sind Schweine glücklich. Aber selbst wenn, irgendwann kommen sie zum Schlachter.«
    Ich hatte mich nicht mehr Griff. Zu meiner Verwunderung nickte Dorothy zustimmend.
    Dorothy »Aber trotzdem sind sie glücklich. Weil sie nicht darüber nachdenken. Verstehst du? Außerdem kommen wir alle zum Schlachter. Früher oder später.«
    Dorothy lächelte dünn.
    Dorothy »Die Sache ist einfach, Martin. Du kommst hier raus, wenn du nicht mehr darüber nachdenkst. Niemand verlangt, dass du dich verbiegst. Das funktioniert nicht. Du musst deine Perspektive ändern. Wir sehen uns morgen.«
    Geräuschlos verschwand sie. Eine Zeitlang blieben die Jalousien noch offen, dann schlossen sie sich. Meine Gedanken begannen, ihre Bahnen zu ziehen. Hatte ich am ersten Tag ein bis zwei kopfnahe Trabanten, waren es inzwischen zwanzig. Sie wurden schneller und ihre Umlaufbahnen enger. Immer wieder stürzten einige ab und verglühten in der lebensfeindlichen Atmosphäre zwischen jetzt und gerade eben. Ich hatte Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Dorothy hatte gesagt, dass ich die Perspektive ändern sollte.
    Ich beschloss, die Dachkammer zu untersuchen. Jeden Winkel, jede Ritze. Durch die Dunkelheit waren die Fingerkuppen meine Augen geworden. Die Polsterung an den Wänden und auf dem Boden war in Quadrate unterteilt. Dort, wo die Quadrate aneinander stießen, gab es Ritzen. Die meisten waren eng. Doch nicht alle. Während ich vorsichtig, Kante um Kante, Quadrat um Quadrat abtastete wie ein Blinder die Brailleschrift eines Riesen, stellte ich fest, dass es Ritzen gab, die breiter waren als andere. Schließlich fand ich eine Ritze in der etwas steckte. Ein winziger Papierstreifen. Mein Herz schlug schneller. Ich merkte mir die Position des Zettels, richtete mich auf und trat ans Fenster. Ein winziger Lichtschimmer sickerte durch die Ritzen der Jalousie. Tatsächlich.
    Auf das Papier waren Worte gekritzelt: »Die Rebellion trage im Herzen, niemals im Gesicht. Doch wer sie im Herzen trägt, wird sie auch im Gesicht tragen.«
    Martin »Was soll das? Was soll ich damit?«
    Ich hatte gehofft, etwas Sinnvolles zu finden.
    Martin »Warum nicht gleich die Sprüche Salomo? Scheiße.«
    Ich versuchte nachzudenken.
    Martin »Da ist nichts nachzudenken. Blödsinn!«
    Ich warf den Zettel weg und suchte weiter. Kurz danach drehte ich um und hob ihn wieder auf. Etwa 40 sorgfältig abgetastete Filzritzen später spürte ich wieder eine Erhebung unter den Fingerkuppen. Wieder war ein dünnes Papierstück gefaltet worden. Vorsichtig wie ein Archäologe wischte ich es langsam aus der Ritze und hob es ins Restlicht des Fensters. Es war dieselbe Schrift.
    »Bedrückt es dich, so nimm’ es aus deinem Herzen und begrabe

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