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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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mich hörst. Rede mit mir! Dorothy!«
    Ich brüllte, so laut ich konnte. Es verschwand in der Dunkelheit. Nichts kam zurück. Nach einer Weile konnten meine Augen Strukturen erkennen. Meine Fantasie erledigte das Übrige. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, dass mich ein Luftzug streifte, dass ich eine Bewegung wahrnahm. In der Dunkelheit sieht man mehr, wenn man den Blick unscharf werden lässt. Etwas bewegte sich. Ich sah daran vorbei, fokussierte weiter hinten. Da war etwas, kein Zweifel. Irgendetwas war dort. In der Dunkelheit. Irgendetwas war bei mir in der Kammer. Es war ein anderer Sinn, der in diesem Moment zu arbeiten begann. Ich roch etwas. Es war dezent, kaum wahrnehmbar und doch … zweifellos der Geruch einer alten Frau. Dorothy.
    Die Alte hatte mich die ganze Zeit über beobachtet.
    Dorothy »Du bist ein schlaues Kerlchen, Martin Prey. Es wäre schade, wenn wir dich verlieren würden.«
    Martin »Wie bist du reingekommen?«
    Dorothy »Ich war die ganze Zeit hier.«
    Ich richtete mich vorsichtig auf.
    Dorothy »Lass den Unsinn! Ich möchte dir nicht wehtun.«
    Martin »Was hast du vor?«
    Dorothy »Ich werde dir eine Geschichte erzählen. Und du wirst über sie nachdenken. Wirst du das für mich tun?«
    Ich seufzte. Hatte ich eine Wahl? Nein.
    Dorothy »Seit meinem Unfall vor 37 Jahren beziehe ich Invalidenrente. Mein Mann hat mir geholfen, die Unterlagen auszufüllen und sie an der richtigen Stelle bei der Stadtverwaltung abzugeben. Ich bekomme jeden Monat 783 Dollar.«
    Martin »Und? Wo ist die Pointe? Hab ich was verpasst?«
    Dorothy »Das Problem ist, dass du nicht richtig hinsiehst. Du hast Augen, aber du benutzt sie nicht. Ich hatte nie einen Unfall.«
    Mir stockte der Atem.
    Dorothy »Ich bin ohne Beine zur Welt gekommen. Aber ohne Arbeitsunfall keine Invalidenrente. Verstehst du?«
    Martin »Nein. Ich verstehe überhaupt nichts.«
    Dorothy »Sie bezahlen mir seit 37 Jahren Geld. Das bedeutet: Sie wissen nicht alles. Sie machen Fehler.«
    Ich versuchte verzweifelt, den verschwommenen Schattenriss nicht zu verlieren.
    Dorothy »Denk darüber nach, Martin Prey. Wir sehen uns morgen.«
    Ich hörte, wie sie sich nach vorn auf den Boden stützte, ihr Gewicht auf die Hände verlagerte und den missgebildeten Körper hinter sich herzog. Tappend und schleifend kroch sie zur Tür. Es klackte. Eine schwarze Fläche schwang auf. Ich spürte den Luftzug. Der Moder des Dachbodens. Die Fläche schwang zurück und fiel ins Schloss. Ich war wieder allein. Allein mit meinem Innenleben. Es drehte sich um sich selbst. Immer schneller. Wie ein Brummkreisel, dem ein jauchzendes Kind wieder und wieder auf den Kopf schlägt.
    Als ich erwachte, spürte ich ein bohrendes Hungergefühl. Ich robbte zum Waschbecken und fand Brote in der Schüssel. Sie waren mit Salami belegt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mir Salami jemals so gut geschmeckt hat. Ich verschlang alles und stillte den Durst unter dem Wasserhahn. Danach ging es mir besser. Ich hatte das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben. Ich war belohnt worden.
    Martin »Wenn ich mich richtig verhalte, werde ich überleben.«
    Hatte ich das gedacht, oder gesagt?
    Martin »Wer sonst? Außer dir ist niemand hier.«
    Ich kroch vorsichtig zurück und lehnte mich neben dem Waschbecken an die Wand. In Schulterhöhe war der Filzbezug glattgescheuert. Ich war nicht der erste Gefangene. Mit leisem Summen kündigte sich die Öffnung der Jalousie an. Ich reagierte wie ein Pawlowscher Hund und trat fiebernd vor Erwartung ans Fenster.
    Draußen war es hell. Das Leben ging weiter. Auf der Terrasse des ›Ambassador‹ stand eine gut gekleidete Gesellschaft, rauchte und unterhielt sich. Ich lauerte, verfolgte ihre Bewegungen wie ein Scharfschütze. Dann geschah es. Der Blick eines Mannes verirrte sich. Er sah direkt zu meinem Fenster. Dann passierte etwas Merkwürdiges. Er wandte sich nicht ab. Nein. Diesmal machte er die anderen aufmerksam. Er hob die Hand und zeigte in meine Richtung. Ein Schauer durchlief meinen Körper. Die gesamte Gesellschaft hielt für einen Moment inne und sah in meine Richtung. Ihre Blicke waren so massiv, dass ich zurückwich. Wie konnte das sein? Auf der Scheibe klebte verspiegelte Folie. Sie konnten mich nicht sehen. Sie sahen nur das Fenster. Warum sollten sich Touristen ein Dachfenster ansehen? Es gab nur eine Erklärung dafür. Sie wussten, dass hinter der Scheibe jemand war. Sie wussten, dass ich hier war.
    Ihre Blicke hatten etwas

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