Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
erkundigen.«
»Er kennt sie!«, rief ich aus.
Der Sheriff baute sich vor uns auf. »Ist das wahr, Mr. Prey? Sie sind einer gewissen Sarah Freeman tatsächlich begegnet?«
Prey schluckte und wich meinem erwartungsvollen Blick aus. »Der Name sagt mir nichts.«
»Aber Sie fragten mich doch gerade noch, was ich von ihr will!«
»Ich hab mich verhört. Ich dachte, Sie hätten nach Sandra Terman gefragt.« Prey deutete auf die junge Frau, die soeben die Vitrine mit der Orwell-Büste verschloss.
»Sie lügen!«, fuhr ich ihn an.
»Beruhigen Sie sich, Douglas.« Sheriff Parker legte mir seine Hand auf die Schulter. »Kommen Sie mit. Ich unterrichte Sie über den Stand der Ermittlungen.«
Im Gehen wandte ich mich noch einmal um. Prey tat so, als wäre er in irgendwelchen Unterlagen vertieft. Ich nahm mir vor, ihn später noch einmal aufzusuchen.
Vor der Bibliothek stemmte Sheriff Parker schnaufend die Arme in die Hüften. »Passen Sie auf, dass Sie nicht die Kontrolle verlieren!«, herrschte er mich an. »Mr. Prey ist ein glaubwürdiger Mann. Bisher spricht absolut nichts dafür, dass Ihre Freunde Porterville auch nur von weitem gesehen haben.« Er zeigte mir die Zeichnung, die nach meinen Angaben im Polizeipräsidium angefertigt worden war. Tom und Sarah waren hervorragend getroffen.
»Wir suchen damit die gesamte Stadt ab. Es gibt jedoch nicht den geringsten Hinweis. Niemand hat sie gesehen.«
»Aber Sie suchen doch weiter!«, flehte ich ihn an.
Parker nickte. »Ja … aber ich muss Sie bitten, keine weiteren Mitbürger zu belästigen. Ist das klar?«
Sheriff Parker hatte darauf bestanden, mich zum Hotel zurückzufahren.
Melinda McFaden stand an der Rezeption. »Ihr Sohn ist ja ein wahres Goldstück«, begrüßte sie mich. »Wir haben schon alle einen Narren an ihm gefressen.«
»Wo ist Jerry?«
Die Vize-Managerin deutete in einen Seitenflur. »Er ist mit Selma und den anderen Kindern im Palmengarten.«
Das ›Olympic Regent‹ verfügte über eine riesige Parkanlage, die einem subtropischen Dschungel nachempfunden war. Palmen und meterhohe Pflanzen mit farbenprächtigen Blüten säumten die Wege.
Ich hörte Kinderlachen.
Der Weg führte zu einem Spielplatz. Schaukeln und Klettergerüste standen auf einer von weißem Sand bedeckten Fläche. Beherrscht wurde der Ort von einer Röhrenrutsche. Silbern glänzend wand sie sich in drei Kurven einen künstlich angelegten Hang hinab. Eine hölzerne Treppe musste von den Kindern erklommen werden, dann vertrauten sie sich kichernd dem Einstieg der Röhre an. Unten wartete Selma in ihrem kürbisfarbenen Kittel.
Ein Mädchen schoss als jauchzende Kanonenkugel aus der unteren Öffnung, wurde von Selma aufgefangen und in ihren Armen durch die Luft gewirbelt.
Die Frau winkte mir gut gelaunt zu. »Ihr Sohn ist gleich an der Reihe!«
Sekunden später sauste er in Selmas Arme.
»Ich will noch bleiben!«, protestierte Jerry, als er mich sah.
Selma nahm ihn bei der Hand. »Ich kann ihn rechtzeitig zum Abendessen bei Ihnen abliefern.«
Jerry sah mich so treuherzig an, dass ich nicht nein sagen konnte.
Im Hotelzimmer ließ ich mich mit der Bibliothek verbinden. Martin Prey nahm persönlich ab.
»Douglas Benchley … ich war heute wegen Sarah Freeman bei Ihnen.«
Ich vernahm nur ein nervöses Atmen.
»Bitte! Was wissen Sie über Sarah?«
»Nichts.«
»Sie hat bei Ihnen gearbeitet. Warum lügen Sie?«
Keine Antwort.
Dann begann Prey, hemmungslos zu schluchzen. »Ich … ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Haben Sie etwas mit Sarahs Verschwinden zu tun?«
»Nein … nein! Das müssen Sie mir glauben!« Prey senkte die Stimme. »Verschwinden Sie aus Porterville. Sie sind in Gefahr.«
Er legte auf.
Ich wählte die Nummer der Polizei und verlangte Sheriff Parker. Ich schilderte ihm das Gespräch mit dem Bibliotheksleiter.
»Einen Moment!«, fiel mir Parker ins Wort. »Ich komme wohl nicht umhin, Ihnen ein paar wichtige Details über Martin Prey zu verraten.«
Ich schwieg verblüfft.
»Prey leidet seit einiger Zeit an schweren Persönlichkeitsstörungen. Depressionen.« Er machte eine Pause. »Und an Borderline-Schizophrenie. Das müsste Ihnen doch von Jerrys Mutter bekannt sein? Sie selbst haben ein Problem mit engen Räumen. Das nennt man wohl Klaustrophobie.«
Mir wurde heiß.
»Sie sehen«, fuhr Sheriff Parker fort. »Ich habe auch über Sie Informationen eingeholt. Das ist reine Routine. Und mischen Sie sich von nun an nicht mehr in unsere Ermittlungen
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