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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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verblüffend. Hatte ich in der ganzen Aufregung an alles andere außer Essen gedacht, befiel mich augenblicklich ein enormes Hungergefühl.
    »Wir haben zwei Restaurants im Haus«, erläuterte McFaden, während sich in meinem Mund der Speichel sammelte. »Eines mit erlesener französischer Küche im obersten Stockwerk, das ›Ambassador‹, und eines gleich hier im Parterre mit deftigen amerikanischen Spezialitäten.«
    »Parterre ist gut«, murmelte ich und folgte wie fremd gesteuert der Beschilderung ins ›Original Porterville Steakhouse‹.

    Das Steakhouse war einem Western-Saloon nachempfunden: lange Theke vor einem riesigen Spiegel, runde Holztische und einfache Stühle. Auf jedem Tisch brannte ein Kerzenleuchter. Der war auch dringend notwendig, denn ansonsten bestand die Beleuchtung aus einem schwachen rötlichen Glühen. Ich war der einzige Gast.
    Die Bedienung kam an meinen Tisch. Es war der Kellner, der das ältere Paar beim Frühstück so unfreundlich behandelt hatte.
    »Wenn ich Ihnen zwei unserer Spezialitäten ans Herz legen darf, Mr. Benchley: Da hätten wir zum einen den Klassiker, unser aromatisches Angus-Rindersteak, oder als besondere Empfehlung des Hauses: unser XXL-Porterville-Steak. Hauchzartes Fleisch von einer wahren Prachtsau.«
    Den letzten Satz hatte der Kellner beinahe wie eine Obszönität ausgesprochen, aber XXL klang für mich großartig. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals hungriger gewesen zu sein. Steaks mussten ja in dieser Stadt eine ganz besondere Spezialität sein, wenn sie es sogar zum Inhalt einer typischen Redewendung gebracht hatten. Ich bestellte dazu ein Bier und sah mich um. Von einer Wand starrte mich ein präparierter Bisonkopf mit glitzernden Glasaugen an. Die Quelle des rötlichen Lichts konnte ich nirgends entdecken.
    Das Essen wurde nach kurzer Zeit serviert. Es gab keinerlei Beilagen, aber dafür war die Größe des Steaks enorm. Es war mindestens drei Zentimeter dick, halbmondförmig und maß ungefähr dreißig Zentimeter im Durchmesser. Mir fiel plötzlich die Abbildung des grinsenden Schweins auf der Heckklappe des Fleischtransporters ein, der neben uns auf dem Highway gestoppt hatte. Dieses Steak hatte genau die Form jenes Stücks, das man aus dem Rücken des Schweins geschnitten hatte.
    Ich stach mit der Gabel zu … und zog sie reflexartig zurück. Dieses Fleisch war von einer merkwürdigen Konsistenz. Weich … gallertartig. Aus den winzigen Löchern, die ich mit der Gabel ins Fleisch gestoßen hatte, entwich ein Wölkchen aus grauem Dunst. Begleitet von einem leisen Zischen, als wäre das Innere des Steaks mit Gas gefüllt. Vom Teller stieg ein widerlicher Geruch auf. Ein Gemisch aus Erbrochenem und verrottendem Meeresgetier. Das Fleisch glänzte jetzt im Schein der Kerzen ölig und schwarz.
    »Hey!«, rief ich. »Das Essen ist nicht in Ordnung!«
    Der Kellner hatte seinen Platz hinter der Theke verlassen.
    Auf der Oberfläche des Porterville–Steaks bildeten sich weißliche Flecke mit giftgrünen Rändern. Ich würgte.
    Plötzlich kam Bewegung in den Klumpen. Er zuckte, als würden Stromstöße durch das Fleisch gejagt. Ich stieß das Steak vorsichtig mit dem Messer an. Es rollte sich wie eine erschrockene Nacktschnecke zusammen und blieb auf der Seite liegen. Mit Entsetzen entdeckte ich auf der Unterseite winzige bleiche Tentakel, die frenetisch zappelten.
    Ich stieß einen spitzen Schrei aus und sprang auf.
    Das Ding musste mich gehört haben. Es ließ sich wieder auf die Unterseite fallen, hielt inne und bewegte sich dann langsam auf den Tellerrand zu. Deutlich konnte ich das Trippeln der Tentakel auf dem Porzellan hören. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich starrte gelähmt auf dieses widerliche Etwas, das es eigentlich gar nicht geben durfte.
    »Das sieht aber lecker aus!«, sagte eine Frauenstimme.
    Selma stand neben meinem Tisch. Sie hielt Jerry an der Hand.
    »Das Fleisch … es … es ist nicht in Ordnung«, stammelte ich.
    Jerry legte sein Kinn auf die Tischkante und blickte neugierig auf den Teller. »Wieso denn nicht, Dad?«
    Das Porterville-Steak … es war jetzt wieder ein großes und saftiges Stück Fleisch. Kein faulendes, aber dennoch lebendiges Wesen. Ich hob das Steak mit der Messerspitze an. Keine Tentakel.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Selma besorgt.
    Ich starrte abwechselnd die Frau und das Steak an. Mein Verstand befand sich im freien Fall. Ich musste mich zusammenreißen. Meinem Sohn zuliebe.
    »Es ist der Magen. Ich …

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