Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
betraten. Sie trugen graue Overalls. Auf Walters Gesicht erschien ein Lächeln, als er den Kopf zu Miss Bikauski wandte und nach unten zu den Monteuren deutete.
»Die Kollegen kümmern sich drum. Schönen Tag noch, Miss!«
Die zwei Männer nickten uns kurz zu, als unsere Wege sich auf der Treppe kreuzten. Sie trugen eine unbeteiligte Miene zur Schau, der eine hatte eine Werkzeugkiste, der andere eine Aktentasche dabei. Unter den Kitteln der sorgfältig gescheitelten Herren, die wie Zwillinge wirkten, blitzte ein weißes Hemd auf und zu meinem Erstaunen auch eine Krawatte. Ich sah noch, wie sie in Miss Bikauskis Wohnung verschwanden, dann schob mich Walter zur Tür hinaus.
»Wozu braucht man einen Extra-Monteur, um den Kühlschrank anzuschließen? Ich meine … da muss doch nur der Stecker rein und fertig, oder?«
Walter ließ den Motor an und reihte den Lieferwagen in den zäh fließenden Innenstadtverkehr ein. Er sah mich nicht an.
»Weiß ich auch nicht so genau. Angeblich zieht der ›Frozen King‹ ordentlich Strom, und die müssen erst mal gucken, ob die Sicherungen das mitmachen.«
»Ja, aber das könnten wir doch auch machen, oder? Gucken, ob ’ne Sicherung rausfliegt, meine ich? Warum schickt ›Seidelman’s‹ da noch mal extra zwei Leute hin?«
Walter wandte sich mir zu. Er wirkte genervt. »Du stellst ganz schön viele Fragen, Charlie. Was weiß denn ich? Ist halt bei uns so, okay? Und jetzt halt die Klappe und sag mir, wer der Nächste auf unserer Liste ist!«
Walter hatte recht. Ich dachte einfach zuviel nach. Also sagte ich ihm, wer den nächsten ›Frozen King‹ geliefert bekam und hielt meine Klappe. Zumindest das konnte ich richtig gut.
Der Job war einfach, und ich hatte nicht vor, ihn mir schwer zu machen. Ich imitierte schamlos Beaus 100-Dollar-Lächeln und spulte meinen Kunden den Text zum ›Frozen King‹ runter, wie er ihn mir vorgebetet hatte. Und die Leute kauften mir tatsächlich Kühlschränke ab. Samstags lieferten wir die Dinger aus, ich ließ mich von Walter vollquatschen und fragte nicht mehr nach dem seltsamen Monteurs-Team, das den Stecker in die Steckdose drückte. Es hätte alles okay sein können, wenn mir nicht langsam schmerzlich bewusst geworden wäre, dass in meinem Leben etwas fehlte. Aber auch das dauerte nicht lange. Am Dienstagmorgen um elf, in der zweiten Woche meiner Tätigkeit als Kühlschrankverkäufer, betrat sie den Laden, und ich wusste augenblicklich, dass sie etwas ganz Besonderes war.
Es war was in ihrem Blick, in der Art, wie sie in dem engen, grauen Kostüm lässig an meinem kleinen Tresen lehnte und ihre Hand in die Hüfte stemmte. Vielleicht auch in der Art, wie sie ihr rotes Haar zurückwarf und mich dabei ansah. Jedenfalls wusste ich augenblicklich, dass da mehr kommen würde, als ein belangloses Gespräch über einen Kühlschrank.
»Hi, ich bin Peggy. Peggy Waters.«
Sie streckte mir eine schlanke Hand entgegen, und ich ergriff sie und hielt sie weit länger, als es sich eigentlich gehörte.
»Ich …«
Ich war wie vom Blitz getroffen. Ihre Augen! Ein tiefes, dunkles Grün, wie von einem Tümpel im Wald, in dem man versinken konnte. Ich brachte kein Wort über die Lippen, und sie lachte und warf einen Blick auf das Namensschild auf meinem Anzug.
»Charles … Preston. Hallo Charlie, wie schön, dass du es einrichten konntest.«
»Hi, ich … eigentlich ist mir Chip lieber als Charlie.«
»Okay, Chip. Ich bleib dann weiter bei Peggy!«
Ihre offensive Herzlichkeit war entwaffnend. Immer noch lächelte sie mich breit an. Langsam fand ich meine Sprache wieder. »Und … wie kann ich Ihnen helfen, Peggy?«
»Du wirst es kaum glauben, Chip, aber ich brauche einen Kühlschrank!«
Sie lachte wieder, und ich fiel in ihr Lachen ein und das Eis zwischen uns war endgültig gebrochen. Im Grunde gab es da nie Eis. Es war von Anfang an die warme Lagune einer Südseeinsel. Das mit mir und Peggy.
»Soll ich dir schon etwas von dem Eis holen, oder willst du lieber noch etwas Lasagne, Chip-Darling?«
Sie stand im Gegenlicht der durch das Altbaufenster hereinströmenden Sonne, und das Licht brachte die Silhouette ihres Körpers im weißen Negligé zum Vorschein. Wie ein Engel stand sie vor dem Bett, ein Engel, der mit Lasagne, Eis und purer Lust lockte.
»Lasagne? Mhm, vielleicht später, aber den Nachtisch nehme ich mir gleich!« Ich langte über die Bettdecke, griff nach ihrem Arm und zog sie zu mir her.
»Du bist uunmööglich, Chip!«
Peggy
Weitere Kostenlose Bücher