Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Aber das konnte man wohl von fast jedem Verkäufer hier im ›Seidelman’s Mart‹ sagen. Die Haushaltsgeräteabteilung und ihr Abteilungsleiter Broderrick machten da keine Ausnahme. Abgesehen davon schien Beau ganz in Ordnung. Ihm war egal, dass ich den Job von meinem Bewährungshelfer Clark Fellows zugeschanzt bekommen hatte. Also war mir sein Haargel und die süßliche Mischung aus Tabak und Moschus egal, die den Mann umwehte.
»Der ›Frozen King A plus‹ ist der König der Kühlschränke!«, redete Beau sich in Fahrt. »Ein Gefrierteil, zwei Gemüseschubladen, vier Türablagen und fünf Abstellflächen aus Sicherheitsglas. Und das alles verteilt auf 300 Liter Fassungsvermögen! Die zusätzliche Turbo-Cold-Funktion sorgt für dynamische Umluftkühlung bei minimalem Energieverbrauch. Den ›Frozen King A plus‹ gibt es in klassischem Weiß, edlem Chrom und elegantem Grau. Natürlich ist der Türanschlag wechselbar, wir liefern das Gerät kostenfrei an, und der ganze Spaß ist für lächerliche 349 Dollar inklusive Steuern zu haben! Na, was sagst du, Charles?«
»Nennen Sie mich Chip, Mr. Broderrick. Und ich habe schon einen Kühlschrank.«
Beaus Lächeln bekam einen winzigen Riss.
»Du hast vielleicht einen ›Kühlschrank‹, aber du hast keinen ›Frozen King A Plus‹, merk dir das. Und für unsere Kunden heißt du Charles oder Mr. Preston, wenn sie unbedingt darauf bestehen, dich mit Nachnamen anzusprechen. Verstanden, Charles?«
»Ja, Mr. Broderrick.«
Und wie ich verstanden hatte! Immer schön »ja« sagen und nicht in Schwierigkeiten geraten, war meine Devise, seit Richter Maddock mich auf Bewährung raus gelassen hatte. Hier war ich, Chip … Verzeihung, Charles Preston, 35 Jahre alt, ledig. Ich war seit zwei Stunden Verkäufer bei ›Seidelman’s‹ und auf dem besten Weg, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden. In Zukunft würde ich meine Finger hübsch aus den Ladenkassen der Stadt heraushalten, selbst wenn der alte Mr. Renquist wieder irgendwo hinten zwischen den Gemüsekisten in den Untiefen seines Ladens verschwunden war, das Ding sperrangelweit offen stehen ließ und die grünen Scheinchen mich lüstern angrinsten. Sollten sie grinsen, mir wäre das egal. Keine Ladendiebstähle, keine Geldwechseltricks und keine aufgebrochenen Automaten mehr. Bei ›Seidelman’s‹ bekam ich mein Verkäufergehalt plus eine Provision auf jedes verkaufte Gerät, und damit war ich zufrieden. Zumindest vorerst … Broderrick klopfte mir auf die Schulter, als hätte er meine Gedanken gelesen.
»Na fein. Und jetzt viel Glück, Junge. Du machst das schon!«
Er wandte sich ab und wollte hinüber zu den Staubsaugern und Kaffeemaschinen, wo sich ein älteres Ehepaar suchend nach einem Verkäufer umblickte.
»Ähm … Mr. Broderrick?«
Er drehte sich zu mir um und hob fragend das Kinn.
»Was gibt’s denn noch?«
»Haben wir nur diesen einen Kühlschrank hier?«
Er sah mich verdutzt an. »Aber nein, da steht doch ein Dutzend anderer.«
Beau nickte zu den Kühlschränken an der Wand. Je vier Geräte des ›Frozen King A plus‹ in klassischem Weiß, edlem Chrom und elegantem Grau standen aufgeschrägt in Reihen, wie eine kleine Reihenhaussiedlung für Gemüse, Fleisch und Bier.
»Das meine ich nicht, Mr. Broderrick. Ich meine, führen wir nur die eine Marke? Und nur das eine Modell? Nur den ›Frozen King A Plus‹?«
Broderrick stutzte, blinzelte und zuckte dann mit den Schultern. »Das ist einfach der Beste, mein Junge! Man braucht keinen anderen Kühlschrank!«
Sein 100-Dollar-Lächeln erschien wieder, und er trug es hinüber zu dem wartenden Ehepaar bei den Staubsaugern.
»Du bist neu im Einzelhandel, oder, Charlie?«
»Ich bin neu in ehrlicher Arbeit, Walter, und nenn mich bitte Chip und nicht Charlie.«
Walter lachte grunzend wie ein Ferkel über meinen halbgaren Gag. Der kräftige Mann mit den stark behaarten Armen war mein Partner beim Ausliefern der Kühlschränke. Er bedeckte seine Stirnglatze mit einer langen Haarsträhne, die er über seinem linken Ohr hatte wachsen lassen und morgens mit größter Sorgfalt und jeder Menge Haarspray dort oben fixierte.
»Wirst sehen, die Kühlschranknummer ist ganz einfach. Leer wiegen die Dinger nicht viel und oft ist bei einer Lady ein Trinkgeld drin, wenn du trotzdem schwer schnaufst und dir den Schweiß von der Stirn wischst. Verstehst du, was ich meine?«
Er war nicht dumm, und ich beschloss, mich an seine Tipps zu halten. Walter
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