Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
haben, Mylord«, sagte Cyprien, als er das Glas entgegennahm, das Richard gefüllt hatte. »Wenn Alexandra Eure Fortschritte sieht, wird Sie begeistert sein.«
»Eure Sygkenis und ich hatten gestern im Flur eine kurze Begegnung. Begeistert ist nicht das Wort, mit dem ich ihre Reaktion auf mich beschreiben würde.« Richard trank einen kleinen Schluck aus seinem Glas. Nach zwei Jahrhunderten, in denen er gezwungen gewesen war, sich fast ausschließlich von Katzenblut zu ernähren, schmeckte die Mischung für ihn immer noch ein wenig seltsam. »Ihr wart recht schnell darin, unseren Plan zu verurteilen, uns gegen die Bruderschaft zu verteidigen.«
»Ich würde mich über einen Vorschlag für eine intelligente Verteidigung freuen, Mylord«, sagte Cyprien. »Und das werde ich, sobald ich ihn höre.«
Richard betrachtete Michael Cyprien seit langer Zeit als den Sohn, den er nie haben würde. Er wusste, dass er seinem Temperament und seiner Unabhängigkeit zu oft nachgegeben hatte. Manchmal, so wie heute, konnte das Schafsfell von Michaels diplomatischen Fähigkeiten den Wolf darunter nicht verbergen.
»Ihr solltet Euch daran erinnern, dass der Zweck dieser Versammlung darin liegt, eine einstimmige Entscheidung zu treffen«, tadelte er. »Sechs Stimmen für und eine Stimme gegen den Krieg sind kein Konsens. Aber vielleicht lebt Ihr schon zu lange in einer Demokratie.«
Cyprien stellte sein Glas ab. »Ich kann nicht einfach blind zustimmen, um die vorherrschende Meinung zu bestätigen. So unbequem meine Meinung auch sein mag, man sollte sie zumindest als gleichwertig betrachten.«
Richard setzte sich. »Ich vergesse immer, wie wenig Zeit Ihr tatsächlich an meinem Hof verbringt. Bei Politik geht es nicht darum, was fair oder richtig oder auch nur logisch ist. Man bedient sich ihrer, um Einfluss, Macht und Kontrolle zu gewinnen. Wie wollt Ihr über alle Kyn regieren, wenn Ihr davon besessen seid, alles gleich und ehrlich und direkt ablaufen zu lassen?«
»Ich habe kein Verlangen nach Eurem Thron, Mylord«, erklärte Cyprien steif. »Ich bin mit meiner Herrschaft zufrieden, so wie sie ist.«
Das amüsierte Richard. »Dieses freche Frauenzimmer hat mehr getan, als nur Euer Herz zu stehlen. Sie hat Euch auch all Eure hochgesteckten Ziele genommen. Was auch immer Ihr dazu sagt, ich habe vor, Euch formell als meinen Erben zu benennen. Das kann ich nicht, wenn Ihr Euch gegen den Rest meiner Seigneurs stellt.«
Cyprien neigte den Kopf. »Dann fürchte ich, dass Ihr Euch einen anderen Nachfolger suchen müsst, Mylord.«
»Ihr herrscht mit viel Können und Fantasie über Eure Lords in Amerika. Ihr habt nicht gezögert, Euer Schwert zu ergreifen und Eure Krieger in den Kampf zu führen, wenn friedliche Maßnahmen versagt haben. Das habt Ihr in New Orleans gegen Stoss getan und noch einmal in Südflorida, als Farel wahnsinnig wurde und Lucan versuchte, meinen Befehl auszuführen und mich zu töten.« Richard verzog seinen Mund zu etwas, was annähernd wie ein menschliches Lächeln aussah. »Ihr habt das Rückgrat dafür, Michael.«
Jemand lachte leise. »Aber nicht das Herz.«
Richard drehte sich um und entdeckte, dass zwei Kyn den Raum betreten hatten. Einer, ein grünäugiger Jäger in einer Lederkombi und einem Motorradhelm unter dem Arm, lächelte sie an. Seine Begleiterin, ein jugendliches Mädchen mit einem Kopf voller silberweißer Locken, beäugte sie um einiges zurückhaltender.
»Gabriel, Nicola.« Michael ging zu ihnen und umarmte seinen alten Jugendfreund, bevor er sich umdrehte und sich vor seiner Sygkenis verbeugte. »Braxtyn hatte gesagt, dass wir erst in ein paar Tagen mit euch rechnen können.«
»Wir mussten unsere Fracht aus Spanien hinausschaffen«, sagte Nick, dann drehte sie sich um und sah Richard an. »Sie sehen besser aus, Vampirkönig.«
»Danke, meine Liebe.« Nachdem Richards Ehefrau Nicola Jeffersons Eltern grausam ermordet und dabei auch die junge Frau in einen Darkyn verwandelt hatte, erhob er keinen Einspruch gegen die lässige Anrede. »Wie viele konntet ihr retten?«
»Vierzehn«, sagte Gabriel. »Einer ist bei der Überfahrt gestorben. Weitere drei überleben vielleicht die Nacht nicht.«
»Sie sind alle in ziemlich schlechter Verfassung.« Nick schob ihre Hände in die Taschen ihrer schwarzen Lederjacke. »Sie wurden in Frankreich ausgeräuchert, haben es aber nicht weiter geschafft als bis in den Norden von Spanien. Dort waren sie keine drei Tage, bevor die Bruderschaft sie eingeholt
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