Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
machte sie sich auf, die Alarmanlage in Angriff zu nehmen.
Die Signorina hatte eine relativ unkomplizierte Alarmanlage mit elektromagnetischen Sensoren, die sofort anschlagen würden, wenn jemand eine Tür oder ein Fenster öffnete. Daran wäre Chris vielleicht gescheitert, wären da nicht zwei glückliche Umstände gewesen. Aufgrund des Alters des Gebäudes hatte der Techniker bei der Installation recht kreative Wege der Kabelverlegung gefunden. Er hatte sie durch die Ritzen um die Tür gezogen, um nicht das alte Mauerwerk des Gebäudes aufbohren zu müssen. Damit bekam Chris leichten Zugang zu Kabeln, die normalerweise nicht offen lagen.
Außerdem hatte Chris den Vorteil, dass sie Jahre damit verbracht hatte, genau zu studieren, welche verschiedenen Techniken Einbrecher und Diebe zum Kurzschließen einsetzten. Genau solche Alarmanlagen wurden gerne in Kirchen und kleineren Museen in ganz Europa eingesetzt. Sie wusste, dass die meisten Sicherheitssysteme eine dreißigsekündige Verzögerung eingebaut hatten, da Stromausfälle in den meisten Städten recht häufig waren und auf diese Art ein kurzer Stromverlust nicht sofort einen Alarm auslöste.
Eine halbe Minute reichte ihr, um den Stromkreislauf zu überbrücken.
Sie holte ein scharfes Gemüsemesser aus der Küche sowie ein paar Haarklammern aus dem Bad, dann machte sie sich an die Arbeit. Es kostete sie zehn Minuten, die Kabel von zwei Lampen abzuisolieren und eine Überbrückung für die Tür zusammenzubasteln. Dann fand sie den Sicherheitskasten der Signorina, schaltete den Strom in den vorderen Räumen aus, rannte zurück und überbrückte den Kreislauf, bevor sie erneut zu den Sicherungen rannte, um den Strom wieder anzustellen.
Dann testete sie das Ergebnis. Ihre Überbrückung ermöglichte es ihr, die Tür zu öffnen und wieder zu schließen, ohne den Alarm auszulösen.
Chris ging zurück, um sich eine der Taschen der Signorina zu leihen, packte zwei scharfe, dünne Filetiermesser aus der Küche hinein und trat in den Hausflur. Auf der Treppe musste sie an zwei Hausbewohnern vorbei, doch bis auf ein Naserümpfen der älteren Frau und einem anzüglichen Grinsen ihres Ehemannes passierte nichts. Sie versuchten nicht, sie anzusprechen oder aufzuhalten.
Chris konnte keine Taxis entdecken, aber sie erinnerte sich, dass vor einem Hotel, an dem Robin und sie auf dem Weg zur Wohnung vorbeigekommen waren, mehrere Taxis gewartet hatten. Sie ging die drei Häuserblocks bis dorthin. Auf der Hälfte musste sie stehen bleiben und die Tücher entfernen, die sie sich um die Füße gewickelt hatte, weil sie sich langsam auflösten. Jetzt war sie barfuß. Sie rückte die Seidenfalten über ihrem Busen so zurecht, dass sie ein wenig mehr Einblick gewährten, bevor sie vor den Hoteleingang trat.
Der Portier ignorierte sie, weil er damit beschäftigt war, Koffer aus drei verschiedenen Taxis auszuladen. Das erlaubte ihr, sich einen Männermantel zu schnappen, der über einem Koffer auf den Gepäckwagen lag, bevor sie am Ende der Reihe in ein leeres Taxi stieg.
»Sprechen Sie Englisch?«, fragte Chris den Fahrer, und als er nickte, sagte sie: »Fahren Sie mich zur amerikanischen Botschaft, bitte.«
14
Robin vertäute das Boot, das er sich an einem öffentlichen Anlegeplatz in der Nähe vom Haus von Pietro und Lucia Mariana angeeignet hatte. Dann ging er unter Deck, um sich die Kleidung anzuziehen, die er bei dem Kostümverleih besorgt hatte. Die braunen Lederhosen und der dazugehörige Waffenrock waren gut verarbeitet, auch wenn er über die Aufmachung lachen musste.
Moderne Sterbliche hatten keine Ahnung, wie sehr sie die Kleidung aus seiner menschlichen Lebenszeit ins Romantische verklärten. Wären sie in so feiner Kleidung in Sherwood herumgelaufen, hätte man sie sofort verhaftet.
Vom Pier ging Robin zum Herrenhaus und dann darum herum. Er hielt einmal kurz an, um sein Gesicht hinter einer Halbmaske aus schwarzen und braunen Federn zu verbergen, bevor er die Stufen zum Lieferanteneingang nach oben stieg. In der Küche, vollkommen in der Hand des Partyservices und seiner Kellner, herrschte solche Hektik, dass niemand ihm auch nur einen zweiten Blick schenkte.
Das Thema der Party war der Karneval, und die Marianas hatten zur Feier ihres fünften Hochzeitstages so gut wie jeden jungen, reichen Venezianer eingeladen. Ein kleines Orchester spielte auf einer Galerie über dem Ballsaal, der in Grün, Gold und Dunkelblau dekoriert war. Mehrere hundert Gäste tanzten,
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