Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
die sich jetzt Sorgen machte, dass Byrne der drei vielleicht überdrüssig war.
»Nein.« Candace, deren Gesicht immer noch gerötet war, lächelte zufrieden. »Er hat es mir gemacht, ohne mich überhaupt anzurühren.«
»Wir sollen jetzt nach Hause gehen«, sagte Ellie, und ihre Stimme ahmte ein wenig Byrnes Akzent nach, was ein Zeichen dafür war, dass er ihr dies befohlen hatte, während sie unter dem Bann stand. »Gute Nacht, Jayr.«
Die drei glitten davon, immer noch beflügelt von den Freuden, die ihnen ihr Meister und l’attrait beschert hatten.
Er hatte sie nicht genommen. Er hatte sie befriedigt und sie dann weggeschickt.
Unvernünftige Zufriedenheit durchflutete Jayr. Byrne hatte sich nicht der Lust ergeben oder der Möglichkeit, sich davon zu befreien. Vielleicht wollte er jetzt abstinent leben, genau wie sie.
Oder vielleicht war er die Frauen einfach leid und wollte neue.
Gleichzeitig erfüllt von Freude und Verzweiflung starrte Jayr auf die Tür und fragte sich, ob sie es wagen würde, hineinzugehen und danach zu fragen. Sie kannte die Bedürfnisse ihres Meisters besser als jeder andere. Byrne wollte nie zölibatär leben, doch er hatte seit Wochen keine Menschenfrau mehr genommen. Deshalb hätte er es den dreien die ganze Nacht lang besorgen können. Es ergab keinen Sinn, dass er nur ein wenig von ihrem Blut getrunken und sie dann weggeschickt hatte.
Was stimmte nicht mit ihm?
Jener Tag auf dem Schlachtfeld stürzte mit Macht auf sie ein; seine Stimme aus der Grube umgab sie von allen Seiten, sperrte sie hilflos zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart ein, bis nur noch seine Worte übrig waren, die Worte, die sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten, in ihr Herz, in ihre Seele.
Lass mich nicht allein hier, Mädchen.
Lass mich nicht allein hier.
Lass mich nicht allein.
Lass mich nicht.
Lass mich.
Lass.
Und dann seine Hände und sein Mund …
Jayr schlug mit der Faust hart gegen die Wand, bis ihre Haut aufplatzte. Sie würde nicht hineingehen und sich noch einmal lächerlich machen. Sie kannte ihren Platz. Sie war Aedan mac Byrnes Dienerin und Leibwächterin, die Augen in seinem Hinterkopf, seine dritte Klinge.
Seneschall. Mehr würde sie niemals sein.
Jayr wusste, dass sie heute Nacht keine Ruhe finden würde, wenn sie nicht in seiner Nähe war. Sie drehte sich um und lehnte die Schultern fest gegen die Tür, rutschte daran herunter und setzte sich, legte die Arme auf die Knie. Sie ließ ihren Kopf zurückfallen und ergab sich dem Kummer, der so begierig darauf war, sie zu quälen.
Der Duft von Gänsefingerkraut zog Byrne zur Zimmertür. Er legte die Hand gegen das glatte Holz und fuhr mit der Handfläche daran herunter, bis er kniete und den Schatten sah, der einen Teil des unter der Tür einfallenden Lichtes nahm. Jayr saß auf der anderen Seite. Alles, was ihn von seinem Seneschall trennte – von ihr –, waren siebeneinhalb Zentimeter abgelagerte Eiche.
Eiche und sieben Leben voller Trauer und Reue.
Byrne wollte nach dem Türknauf greifen, doch dann drehte er sich um und lehnte den Rücken gegen die Tür. Er hätte mit den Menschenfrauen schlafen und sich von seiner Lust befreien sollen. Die Frauen waren willig, schön und bei Gott talentiert genug gewesen, um jeden Mann, Mensch oder Kyn, in die Knie gehen zu lassen.
Byrne schätzte die Menschenfrauen, die zu ihm kamen. Sie waren zwar zarte und zerbrechliche Wesen, mit denen er vorsichtig umgehen musste, aber das war nicht schwer. Er war niemals brutal gewesen, wenn er mit Menschenfrauen ins Bett ging.
Unter dem Einfluss von l’attrait hatten die Frauen, die Jayr ihm für die Nacht brachte, immer seinen Durst und seinen Hunger gestillt. Sie wurden schnell müde, deshalb nahm er oft zwei oder drei gleichzeitig, aber er vergaß nie, ihnen ebenfalls Vergnügen zu bereiten. Sie behutsam zu behandeln, fiel ihm leicht. Ihnen wehzutun wäre so gewesen, als würde man einen Welpen verprügeln oder ein Kätzchen würgen.
Das Problem lag allein bei Byrne. Er konnte die Berührungen von Menschenfrauen einfach nicht mehr ertragen.
Jahrhundertelang seine Lust an gebannten Frauen zu stillen, forderte jetzt seinen Tribut; jedes Mal, wenn er bei einer Menschenfrau lag, wuchs sein Hass auf sich selbst, bis er sich nicht mehr dazu bringen konnte, es zu tun. Vielleicht war es das Bewusstsein, dass die Zeiten sich geändert hatten und Frauen inzwischen selbst Entscheidungen über alles treffen konnten, was ihr Leben betraf. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher