Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
war auch einfach der Reiz des Neuen verblasst. Was immer der Grund war, sein Verlangen danach, sich in einem süßen, willigen Körper zu vergraben, konnte nicht länger seinen Widerwillen gegen die Partnerinnen überwinden, die man ihm brachte.
Es gab nur eine Frau, die er wollte. Die Frau, die ihn in seiner dunkelsten Stunde gerettet hatte. Die Frau, die ihr Leben für ihn gegeben hatte.
Es war so schnell passiert. Einen Moment lang war er noch über ein leeres Feld geritten; im nächsten lag er aufgespießt in einer Fallgrube voller spitzer Pfähle, und sein Hengst trampelte in seinen panischen Versuchen, aus der Grube zu entkommen, auf ihm herum.
Heißer Schmerz breitete sich in ihm aus, denn die Spitzen, die ihn durchbohrt hatten, waren mit Kupfer überzogen. Es kostete ihn seine ganze Kraft, sich von allen bis auf einen der tödlichen Pfähle zu befreien. Durch den Blutverlust heilten seine Wunden nicht, und als er zu dem rauchverhangenen Himmel blickte, war Byrne davon ausgegangen, dass sein unsterbliches Leben bald ein Ende finden würde.
Dann war sie erschienen, mit ihrem dunklen Haar, das ein blasses, ängstliches Gesicht umrahmte, und hatte auf ihn hinuntergeblickt.
Byrne hatte sein Schicksal bereits akzeptiert, aber er wollte dabei nicht allein sein. Lass mich nicht allein hier, Mädchen .
Sie war um die Fallgrube herumgegangen und dann über den Rand zu ihm heruntergerutscht und auf ihm gelandet, ein zerlumptes Bündel im Schwarz der Nonnen. Ihre Hände hatten den blutigen Pfahl umfasst, der in seiner Brust steckte, ihre Finger waren abgerutscht, als sie danach griffen.
Er hatte ihre Finger mit seiner Hand umschlossen, weil er nicht mehr sprechen konnte, und war ganz sicher gewesen, dass das Kupfer sein Herz durchstoßen hatte. Er hatte nur gewollt, dass sie seine kalte, schwere Hand in ihrer hielt.
Mit einem gemurmelten Gebet hatte sie stattdessen ihren Rock um den Pfahl gewickelt und diesen aus seinem Körper gezogen. Der Schmerz hatte sich verändert, und der Gestank des Todes war zu einem Feld voll blühender Heide geworden …
Jayr.
Byrne presste eine Hand auf den Phantomschmerz in seiner Brust, lehnte den Kopf gegen die Tür und schloss die Augen.
5
»Ich war mal in Disneyworld«, sagte Alex zu Michael, als Philippe sie durch die Stadt fuhr. »Cinderellas Schloss war süß, aber ich kann mir nicht vorstellen, dort zu wohnen. Nicht nach dem zwölften Lebensjahr.«
Michael sah amüsiert aus. »Dann ist es ja ein Glück, dass unser Familiensitz bis auf die Grundmauern niedergebrannt und die Ländereien von der Bruderschaft beschlagnahmt wurden.«
»Ich beschwere mich nicht. Allein die Kosten für eine Klimaanlage in einem Schloss würden uns ins Vampir-Armenhaus bringen.« Ihr Handy klingelte, und sie sah auf das beleuchtete Display. »Vorwahl 708, aber es ist nicht Val.« Sie sah ihn an. »Hattest du in letzter Zeit Ärger mit jemandem aus Chicago?«
Er strich mit einem Finger über ihren Arm. »Abgesehen von dir?«
»Klugscheißer.« Sie stellte das Telefon auf Lautsprecher und nahm den Anruf an. »Alex Keller.«
Es entstand eine Pause, bevor ein Mann sagte: »Alexandra, hier ist John.«
»Hallo, großer Bruder. Du bist auf Lautsprecher, und Michael ist hier.« Sie warf Cyprien einen warnenden Blick zu. »Außerdem solltest du mich schon vor einer Woche anrufen. Wo bist du?«
»Es tut mir leid, ich habe es vergessen. Ich bin bei – « Die Leitung wurde unterbrochen, und ein paar Sekunden lang konnte man nicht verstehen, was er sagte, » … nach New Orleans kommen.«
»Ich versteh dich kaum, Johnny. Wir sind jetzt in Florida«, sagte sie. »Buch das Ticket um, das ich dir geschickt habe, und flieg nach Orlando. Du kannst mit uns zurückfahren, wenn wir hier fertig sind.«
»Ich sagte doch schon, ich kann nicht«, beharrte er. Seine Stimme war jetzt klarer. »Ich fahre morgen früh.«
»Was?« Sie starrte das Handy an. »Wohin? Warum?«
»Ich kann das jetzt nicht er–« Es knackte wieder in der Leitung. Gerade als Alex auflegen und zurückrufen wollte, erklang erneut Johns Stimme. »… Sorgen, Alex, mir geht’s gut.«
»John, ich konnte kein Wort verstehen. Leg auf, ich rufe dich zurück.«
»… bin nicht mehr da. Cyprien, pass auf sie auf.« Ein Klicken erklang, als John auflegte.
Alex presste ihre Finger gegen den hämmernden Schmerz hinter ihrer linken Stirn. »Ich kann es nicht fassen.« Sie reichte Michael das Handy. »Ruf Val an. Sag ihm, er soll meinen Bruder
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