Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
ganzen Tag über, und es gibt noch Dinge, die wir besprechen müssen, bevor die anderen kommen.«
»Das werde ich.« Sie trat zu ihm und kniete zwischen seinen Schenkeln, um ihm die Stiefel auszuziehen. »Ich möchte mich entschuldigen für das, was heute Nacht passiert ist, Mylord.«
Er hob die Augenbrauen. »Dafür, dass du dich um Rob gekümmert und dir seine endlosen Erzählungen angehört hast? Ich sollte dir dafür danken. Mein Ohr brauchte eine Pause.«
»Ich meinte meine Unachtsamkeit in der Stadt.« Die Sanftheit war aus ihrer Stimme gewichen. »Ich habe mich vom Wetter ablenken lassen und die Menschen nicht bemerkt, bis sie mich umzingelt hatten.« Ihr Mund zuckte kurz. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
Byrne betrachtete ihr Gesicht. Ihre ernsten Züge verrieten nichts, aber er kannte ihre Stimmungen besser als seine eigenen. Er hatte sie nie für einen Fehler gerügt, denn sie bestrafte sich selbst viel härter als jeder Meister das könnte – selbst wenn sie gar nichts falsch gemacht hatte.
»Wir hätten dort gar nicht hingehen sollen«, sagte er zu ihr. »Du hattest recht mit deinem Rat, so spät nicht mehr in die Stadt zu gehen.«
»Ich hätte den Angriff der Menschen vorhersehen müssen«, beharrte sie. »Ich habe ihren Geruch im Regen nicht wahrgenommen. Und selbst wenn ich das getan hätte« – sie machte eine unbestimmte Geste – , »dann hätte ich ihn vielleicht nicht beachtet.«
»Sie hielten dich für einen Mann, der allein unterwegs ist, ohne Schutz.« Byrne konnte immer noch Robs Hand auf seiner Schulter fühlen und wie er ihn aus der Gasse gezogen hatte. Irgendwie hatte sein Freund gespürt, was da in Byrne aufgeflammt war und freigelassen werden wollte. Zumindest musste er Jayr nicht erklären, warum er sich nicht eingemischt und den Angriff beendet hatte. Sie wusste besser als jeder andere, dass plötzliche, unerwartete Gewalt dieses Ding in ihm aufwecken konnte. »Sorg das nächste Mal dafür, dass Harlech oder einer der Männer uns begleiten.«
Sie versteifte sich für einen Moment. »Es waren doch nur Jungen, Mylord. Ich hatte keine Mühe, sie zu entwaffnen.«
»Ich weiß das, Mädchen.« Wie kratzbürstig sie sein konnte, selbst nach all den Jahren. Er sah, wie das Feuer in ihrem kurzen dunklen Haar spielte und es mit einem Schimmer von Bernstein und Topas überzog. »Wo hast du Rob dieses Mal untergebracht?«
»Lord Locksley wollte seine üblichen Gemächer bei den Trainingsräumen im Westflügel. Ich habe für ein warmes Bad und eine Frau gesorgt, die ihm den Rücken wäscht.« Jayr stellte die Stiefel zur Seite, und ihr Blick glitt zum Fenster. »Es ist die letzte Nacht des Vollmonds, Mylord.«
War das Entschlossenheit in ihrer Stimme oder Resignation?
»Das hatte ich vergessen.« Wie leicht es ihm fiel, sie anzulügen. Doch seine Seneschallin durfte nicht erfahren, wie ungeduldig er jeden Monat auf diese Nacht wartete, dass er die Wochen und Tage zählte und manchmal die Stunden. Weil er wusste, dass dies die Nacht der Erneuerung war, hatten sich seine dents acérées schon in dem Moment ausgefahren, als sie den Raum betrat.
Byrne nahm die Hand, die Jayr ihm hinhielt, und spürte das leichte Gewicht der anderen, die sie auf seinen linken Schenkel legte. Das Band zwischen einem Kynlord und seinem Seneschall zu erneuern, erforderte einen kurzen, eher zeremoniellen Austausch von Blut einmal innerhalb jedes Mondzyklus. Einige Lords hatten den archaischen Brauch längst aufgegeben, aber Byrne würde das nicht tun.
Dieses monatliche Übereinkommen, diese Kommunion, diese eine selbstsüchtige Sache würde er mit ihr haben.
Byrne zog ihre Hand an seinen Mund. Wie immer musste er gegen den Drang kämpfen, seine Zähne tief in ihr Fleisch zu schlagen. Stattdessen ritzte er ihre Handfläche mit den Spitzen seiner Zähne ganz leicht. Ihre Haut, so kühl und unverwüstlich wie seine eigene, teilte sich für ihn. Nur ein paar Tropfen Blut drangen heraus, bevor der Riss wieder zuheilte, aber das reichte.
Wie immer machte ihn schon diese kleine Menge ihres Blutes schwindelig.
Jayrs Stimme streifte sein Haar, als sie erneut ihren Treueid schwor. »Ich werde alles für Euch auf mich nehmen, Mylord, und Euch für alle Tage meines Lebens als Seneschall dienen.«
Byrne hob seinen Mund von ihrer Hand, gab jedoch nicht die übliche Antwort oder bot ihr sein Handgelenk an. Er wollte nicht, dass es diesmal so schnell endete. Das hier würde vielleicht ihr letzter Austausch sein.
Bis
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