Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
bisschen merkwürdig benommen, als sie sich die Spritze setzte.« Sie blickte ihn an. »In letzter Zeit scheinst du dich schrecklich für alles zu interessieren, was ich tue.«
»So machen die modernen Männer das«, sagte er. »Wenn ich mich für deine Arbeit interessiere, unterstütze ich dich, ja?«
»Du unterstützt mich ganz oft.« Alex träufelte eine chemische Flüssigkeit auf den Papierstreifen und wartete. Das Papier hätte die Farbe wechseln sollen, doch es blieb weiß. »Das kann nicht richtig sein.« Sie winkte Cyprien fort. »Das hier wird doch noch dauern. Geh und kämpf ein bisschen mit Val.«
Er lächelte und küsste sie auf ihr Haar. »Bleib nicht die ganze Nacht hier. Mir würde ein unglaublicher Orgasmus auch ganz gut gefallen.«
Zwei Stunden später marschierte Alexandra aus ihrem Labor und fand Valentin und Michael in seinem Büro über eine Karte der Stadt gebeugt.
»Val, ich brauche noch mehr Geräte.« Sie reichte ihm eine Liste. »So bald wie möglich. Außerdem will ich alles wissen, was Sie über Dr. Daniel Bradford in Erfahrung bringen können.«
Valentin las, was auf der Liste stand. »Ein Gen-Analysegerät, Software zur Sortierung und zum Vergleich von DNA – Alexandra, wofür brauchen Sie das alles, wenn ich fragen darf?«
»Ich habe das ›Insulin‹ getestet, das Jema Shaw sich spritzt. Ratet mal? Es ist kein Insulin.« Sie warf den Laborbericht auf den Tisch. »Es ist Plasma, versetzt mit zwei verschiedenen Beruhigungsmitteln, und ich glaube einigen synthetischen Hormonen. Ich weiß nicht, wie zur Hölle ich es nennen soll. Ehrlich gesagt habe ich so etwas noch nie gesehen.«
Valentin sah sie völlig entgeistert an. »Was bedeutet das?«
»Ich weiß es nicht, aber eines kann ich Ihnen sagen«, meinte Alex. »Wenn Jema Shaw sich dasselbe Gebräu täglich gespritzt hat, dann wird sie nicht wegen Diabetes behandelt. Und da sie ohne eine Insulintherapie tot wäre, bedeutet das …«
Der Bericht glitt Jaus aus der Hand. »Sie hat keinen Diabetes.«
»Guten Morgen.«
Jema blinzelte ein paarmal, um die Augen aufzubekommen, und sah, dass Daniel Bradford sie anlächelte. »Hi.« Sie gähnte und streckte sich. »Mein Gott, habe ich schon wieder verschlafen? Das wird langsam zur schrecklichen Gewohnheit.«
»Nein, Liebes, du hast nicht verschlafen. Du hattest eine schlimme Nacht.« Er überprüfte ihren Puls. »Ich hörte dich im Flur stöhnen und sah nach dir. Du hattest das Fenster offen gelassen, und das Zimmer war eisig wie ein Kühlschrank. Außerdem bekam ich dich nicht wach, deshalb habe ich dir eine Spritze gegeben.« Sein Lächeln wurde besorgt. »Ich weiß, ich habe gesagt, du sollst dir nicht zu viel spritzen, Jem, aber damit meinte ich nicht, dass du anfangen solltest, die Spritzen zu vergessen.«
»Das habe ich nicht.« Jema war verwirrt. Die Watte in ihrem Kopf half ihr nicht dabei, die Dinge klarer zu sehen. »Zumindest glaube ich das nicht.« Ihre Erinnerung quoll über mit Bildern aus dem langen Traum, den sie gehabt hatte.
»Ich werde deiner Mutter nichts davon sagen«, versicherte er ihr. »Sie war während der vergangenen zwei Wochen sehr bedrückt. Ich weiß – woher will ich das wissen? –, aber bedrückt bedeutet bei Meryl dasselbe wie am Boden zerstört für uns. Und jetzt halt mal für einen Moment die Augen offen.« Bradford beugte sich vor und leuchtete ihr mit einer Stiftlampe in die Augen. »Willst du, dass ich dir deine Morgenspritze gebe?«
»Nein, das kann ich schon.« Sie fühlte sich nicht krank oder schwach, nur müde und sehr durstig. Die Tatsache, dass Daniel mit ihr sprach, als wäre sie drei Jahre alt, ärgerte sie außerdem.
»Ich sehe dich dann unten.« Daniel stand auf und starrte sie an. »Bist du sicher, dass du mir nichts zu erzählen hast über letzte Nacht?«
»Ich … bin eingeschlafen.« Es gelang ihr, halbwegs glaubwürdig verwirrt zu lächeln. »Das ist alles, woran ich mich erinnere.«
»Wenn du das sagst.« Mit einem letzten besorgten Blick ließ Daniel sie allein.
»Abgesehen von dem Besuch des goldäugigen Dämons, der mich angeschrien und mich durch den widerlichsten Raum geschubst hat, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.« Jema zog die Knie an und legte ihren Kopf darauf. »Thierry.«
Bis letzte Nacht waren die Träume, an die sie sich erinnerte, ihr unanständiges kleines Geheimnis gewesen. Welche Frau würde nicht gerne jede Nacht einschlafen, um sich dann von einem Dämon verführen zu lassen, der sich
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