Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
hatte, aber er konnte sich nicht dazu durchringen, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Sie gehörte jetzt zu Cypriens Welt und war so unerreichbar für ihn, wie er es während der langen Monate, die er im Gefängnis gesessen hatte, für sie gewesen war.
John zerriss im Kopf die Kündigung Nummer dreizehn. Er konnte es sich nicht leisten, seinen Job im Hafen aufzugeben, aus offensichtlichen Gründen. Aus vielen Gründen, darunter Pure und ihr Baby.
Er würde irgendjemanden retten, irgendwie, und wenn es nur ein ungeborenes Kind war.
Er ging in die Küche, wo er eine von Hurleys alten Kaffeemaschinen ausgrub. Es war unglaublich, wie viele Lagen von braunen Ablagerungen Dougall im Innern der Glaskanne hinterlassen hatte. John versuchte, sie abzuschrubben, als Sandy, eine der Langzeitbewohnerinnen, hereinkam, um ihn zu warnen, dass zwei Polizisten da waren und Hurley in seinem Büro befragten.
»Drei Bones sind in der Stadt abgestochen worden«, erzählte das Mädchen ihm. »Ich wette, deswegen sind sie da. Jedenfalls wollen sie auch mit dir sprechen.«
»Drei Bones?«
»Skins. Du weißt schon, Skinheads? ›Weiß ist gut‹, der ganze Scheiß? Verrückte, verwirrte Typen.« Sandy drehte ihren Finger an ihrer Schläfe als visuelle Hilfe. »Hurley war früher der Anführer der Bones.«
»Hurley hat eine Gang angeführt?« John war fassungslos. Der Erzbischof hatte gesagt, Dougall sei Priester gewesen. Wie konnte er ordiniert worden sein, wenn er ein Schlägertyp von der Straße gewesen war? Selbst vor den Diskussionen über kriminelles Verhalten von Priestern hatte die katholische Kirche einen gewissen Standard gewahrt. »Du musst dich irren, Sandy.«
Sandy schnaubte. »Warum, glaubst du, quatscht er die ganze Zeit über Hautfarbe und so?« Sie drückte an einem Pickel an der Seite ihres Mundes herum. »Pure ist zumindest weg.«
»Pure hat den Hafen verlassen?«
»Ja. Decree war gestern hier und hat sie mitgenommen. Sie sind nicht wiedergekommen. Vielleicht waren sie in die Sache mit den Jungs verwickelt.« Das Mädchen betrachtete den Eiterfleck auf ihrem Fingernagel. »Decree gehört zu den Bones. Er ist jetzt so was wie der stellvertretende Boss.«
John spülte die Kanne aus und trocknete sich die Hände ab, bevor er zu Hurleys Büro ging. Die Tür stand offen, und der Einrichtungsleiter winkte ihn zu sich und den beiden Beamten in Zivil herein, die bei ihm saßen.
»John Keller lebt als Sozialarbeiter hier im Haus«, erzählte er den Cops. »John, die Polizei will wissen, ob wir irgendwelche Informationen oder Hinweise zu drei Jugendlichen geben können, die letzte Nacht in der Innenstadt erstochen wurden. Ich sagte ihnen gerade, dass wir keinen unserer Gangster vermissen.«
Einer der Detectives holte einen Notizblock heraus. »Keller, John. Irgendwelche zweiten Vornamen?«
»Patrick.«
Er nickte und schrieb es auf. »Wo waren Sie gestern Abend zwischen zehn und elf Uhr abends?«
»Ich war in meinem Zimmer und habe geschlafen. Es liegt hinter der Küche.« Das Zimmer, das John von Hurley zugewiesen worden war, hatte ungefähr die gleiche Größe wie das im Gemeindehaus von St. Luke, aber es war sauber, und die Jugendlichen waren noch nicht dahintergekommen, wie sie das neue Schloss knacken konnten, das John an der Tür angebracht hatte.
»Allein?«, fragte der andere Detective mit gelangweiltem Gesichtsausdruck.
»Ja, allein.« John runzelte die Stirn. »Darf ich fragen, um was es bei diesen Fragen geht?«
»Drückt er sich nicht wundervoll aus?«, fragte Hurley einen der Cops. »Das kann er den ganzen Tag.«
»Wir versuchen herauszufinden, wo Sie alle gestern Abend waren, Mr Keller.« Der erste Cop nickte zu Hurley hinüber. »Ihr Boss hat auch geschlafen, allein, in seinem Zimmer.«
»Es war Nacht«, meinte Hurley. »Nachts schläft man.«
Die Fragen gingen weiter. Die Detectives wollten alles über bekannte Gangmitglieder wissen, die im Hafen wohnten. Hurley machte Witze und zuckte mit den Schultern, wenn sie Namen wissen wollten. John kannte die Bewohner nicht gut genug und konnte deshalb keine nützlichen Informationen beisteuern.
Der gelangweilte Detective unterdrückte ein Gähnen. »Und Sie sind ganz sicher, dass Roland Riegler, Gary O’Connell und Laurence Kunde noch nie hier waren?«
»Ich sehe noch mal in meinen Unterlagen nach, Officer«, bot Hurley an, »aber ich werde da nichts finden.«
»Rufen Sie uns an, falls unerwartet doch was auftaucht«, sagte der erste Cop und reichte Hurley
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