Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
seine Karte. Er blickte zu John auf. »Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?«
John schüttelte den Kopf.
Nachdem die Detectives gegangen waren, ließ Hurley die Karte des Cops in seinen Papierkorb fallen. »Arschlöcher.«
»Warum waren die hier?« John goss sich etwas von Hurleys Kaffee ein, solange der noch flüssig war. Nach der Befragung hatte er das Gefühl, sich einen verdient zu haben.
»Sandy hat dir nicht alles erzählt?« Hurley schnalzte mit der Zunge. »Die Jugendlichen, die erstochen wurden, gehörten zu meiner alten Straßengang, den Bones.«
John drehte sich um. »Sie waren ein Skinhead? Bevor oder nachdem Sie Priester wurden?«
»Davor.« Der Einrichtungsleiter lachte. »Mann, ich konnte es gar nicht abwarten, ein Skinhead zu werden. Ich habe nur darauf gewartet, mir diesen Scheiß endlich abzurasieren.« Er warf seine Dreadlocks mit dem geübten Selbstbewusstsein einer rassigen Blondine zurück. »Ich sage nicht, dass es eine gute Entscheidung war. Ich hatte die übliche beschissene Kindheit. Meine Mum ist abgehauen, und mein Dad hat mich dafür büßen lassen. Ich bin abgehauen und habe überall gelebt, wo es ging, und irgendwann stieß ich zu den Bones. Denen waren meine Haare und meine Sachen egal, und bei ihnen konnte ich stolz darauf sein, arm, weiß und dämlich zu sein. Hat ein paar Jahre gedauert, in denen ich Schießereien aus dem Weg gehen, mir Nazitatoos machen und mit der Truppe mit den drei Ks marschieren musste, aber dann ließ ich die Bones und die ganze Bewegung hinter mir. Das Gleiche passierte mit dem Priestersein. Jetzt mache ich gerade Pilates.«
»Ich kann Sie mir nicht als Priester vorstellen, aber sehr gut als weißen Rassisten«, erklärte John freundlich. »Ich weiß nicht warum. Vielleicht liegt es an dem Vokabular, das irgendwie hängen geblieben zu sein scheint.«
Hurleys Grinsen verschwand. »Ich nehme hier sieben Tage die Woche kleine Scheißer wie die Bones auf, Oreo, aber für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist, den Rest des Regenbogens auch. Sicher, es gab Zeiten, da habe ich ›Sieg Heil‹ gebrüllt, aber ich bin drüber weg.«
»Sie glauben immer noch, dass sich die Rassen nicht mischen sollten«, hob John hervor. »Und Sie verkünden diese Meinung sehr offen.«
»Das liegt daran, dass die Mischlingskinder diejenigen sind, die leiden müssen. Sie wissen nicht, wer sie sind; sie gehören nirgendwohin, und keiner will sie. Ja, genau deshalb glaube ich, dass wir uns nicht durch die ganze Palette der Natur ficken sollten. Ich dachte, die Katholiken würden das verstehen, aber das tun sie nicht. Das macht mich nicht zu einem Nazi, verstehst du, und zumindest kann ich nachts schlafen.«
John erstarrte. »Was soll das heißen?«
»Wie lange versuchst du schon, als Weißer durchzugehen, Mann? Gehst nicht raus in die Sonne, damit du nicht zu dunkel wirst, stimmt’s? Schneidest dir das Haar kurz, damit niemand die Locken sieht? Redest, als würdest du Shakespeare fressen und Susanna Clarke scheißen?« Hurley machte ein angewidertes Geräusch. »Du glaubst vielleicht, du wärst besser als ich, weil du deine Vorurteile für dich behältst, aber wir sind gleich.« Er schenkte ihm ein fieses Lächeln. »Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass ich von beiden Seiten weiß bin, von innen und außen.«
John fing an, Kündigung Nummer vierzehn zu verfassen, als er Hurleys Büro verließ. Kündigung. Ein rassistischer Ire hat mir gerade vor Augen geführt, dass ich genauso bigott bin wie er. Bitte lassen Sie mich nicht länger mit Menschen verschiedener Hautfarben arbeiten, bis sich meine Haltung geändert hat. Ich will kein Nazi sein.
»Entschuldigen Sie.«
John blickte in die dunklen Augen des Mannes, der mit Cyprien im Hafen gewesen war. Langsam wich er zurück.
»Warten Sie.« Der Mann zog ein Messer und ließ es John sehen. Dann deutete er auf die Eingangstür. »Kommen Sie mit. Ins Auto. Jetzt, bitte, und ohne Aufsehen.«
John konnte nicht riskieren, dass der Mann ihn im Gebäude verfolgte und erstach. Nicht vor den Jugendlichen. Wenn er erst auf der Straße war, konnte er weglaufen, ihn vom Hafen weglocken.
»Ja.« Er ging wie ein Roboter auf seinen bevorstehenden Tod zu.
Der Vampir zerfiel nicht zu Asche, als sie nach draußen in den grellen Sonnenschein traten, setzte sich jedoch eine modische Sonnenbrille auf. Er schob sein Messer zurück in die Scheide und deutete auf eine lange, dunkle Limousine, die am Ende der Straße wartete.
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