Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
»Gehen Sie zum Auto.«
»Fahr zur Hölle.« John rannte in die entgegengesetzte Richtung.
Er war schon immer ein guter Läufer gewesen. Dinge die Treppen im Hafen rauf- und runterzuschleppen, hatte die Muskeln in seinen Beinen gestärkt, und die Angst war ein zusätzlicher Antrieb. John hatte seine Spitzengeschwindigkeit jedoch noch nicht erreicht, als ihn eine große Hand im Nacken packte und herumdrehte.
»Zum Auto geht es in diese Richtung«, sagte der Vampir mit zusammengebissenen Zähnen. »Sie werden da jetzt hingehen.«
John wurde von dem größeren Mann zu der Limousine geführt, als wäre er ein Schulschwänzer. Der Vampir ließ ihn auch nicht los, als er die hintere Tür des langen Wagens öffnete.
Alexandra Keller, die den linken Arm in einer Schlinge trug, beugte sich heraus. »Ich bin’s, großer Bruder. Steig ein.«
Der Vampir half John ein bisschen zu heftig bei Letzterem, und er landete mit dem Gesicht zuerst auf dem Ledersitz gegenüber von Alexandra.
»Danke, Falco«, sagte sie zu dem Vampir, bevor er die Tür schloss und sich ans Steuer setzte. »Tut mir leid deswegen. Er ist, na ja, etwas übereifrig.«
John rappelte sich auf und sah seine Schwester an. »Warum hast du nicht einfach angerufen?«
»Ich hab’s versucht. Es war immer besetzt. Ich dachte, du hättest es sicher nicht gerne, wenn ich bei deiner Arbeit vorbeikomme und nach dir frage.«
Alexandra hatte sich definitiv verändert in den sechs Monaten seit ihrer letzten Begegnung. Ihr Haar, eine dunkelbraune lockige Mähne, war jetzt auf sehr elegante Weise hochgesteckt. Sie trug ein Kleid, etwas, das sie seines Wissens seit der Highschool nicht mehr getan hatte, und die dezente burgunderrote Seide ließ die Goldkette um ihren Hals glänzen. Kein Make-up, nicht, dass Alexandra je welches gebraucht hätte. Sie sah besser aus, glücklicher.
John schwankte innerlich zwischen Wut und Freude über das, was er sah, bis sie sagte: »Du siehst furchtbar aus, John. Warum trägst du denn jetzt einen Bart?«
Er berührte die kurzen Stoppeln, die die untere Seite seines Gesichts bedeckten, bevor er sich daran erinnerte, dass er und seine Schwester nicht mehr auf der gleichen Seite standen. Sie gehörten nicht mal mehr zur gleichen Spezies. »Warum schickst du Terminator, um mich zu entführen?«
»Das hier ist keine Entführung. Wir betäuben Menschen, die wir entführen wollen.« Sie schnallte sich mit einer Hand an. »Das hier ist nur eine Fahrt um den Block, damit wir uns unterhalten können.«
»Cyprien hat mir erzählt, dass du verletzt wurdest.« Er deutete mit dem Kinn auf ihre Schulter. »Warum trägst du den Arm in einer Schlinge? Ich dachte, ihr heilt sofort wieder.«
»Das ist der Grund für dieses Gespräch.« Sie sah mit einem trockenen Lächeln auf die Schlinge hinunter. »Die Sache mit der dunklen Seite läuft nicht ganz nach Plan. Meine Mutation unterscheidet sich von der der anderen.«
»Deine Mutation.« John wusste, dass seine Schwester eine Menge Comics gelesen hatte, als sie kleiner war, aber er hätte niemals gedacht, sie mal reden zu hören, als sei sie ein Teil davon. »Hat dir Professor X das gesagt, oder war es Batman?«
Alexandra lachte. »Der war gut, Johnny.« Sie beugte sich vor und drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. »Parken Sie irgendwo, ja, Falco? Danke.«
Sie wartete, bis der Vampir die Limousine in einer Seitenstraße vor einem leer stehenden Gebäude angehalten hatte, bevor sie ihre Arzttasche vom Boden aufhob. »Ich wollte dich vor allem sprechen, John, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
Er musterte ihre Tasche. Er hatte die Berufung seiner Schwester immer genauso wenig verstanden wie seine eigene. »Um was geht es?«
»Ich brauche ein bisschen Blut von dir.«
Er zuckte angewidert zurück. »Und das kannst du dir nicht von jemand anderem holen?«
Sie runzelte die Stirn, dann dämmerte ihr, was er meinte. »Ich will es nicht trinken, John. Herrgott noch mal. Du bist mein Bruder.« Sie ließ es klingen, als hätte er sie gefragt, ob sie Sex mit ihm haben wollte. »Ich brauche eine Blutprobe, um ein paar Tests durchzuführen.«
»Frag jemand anderen.«
»Ich erforsche die Ursache für den Zustand der Kyn, und da ich die Einzige bin, die in den letzten fünf Jahrhunderten den Kontakt mit ihrem infizierten Blut überlebt hat, ist mein Blut ein integraler Bestandteil dieser Forschung«, erklärte sie. »Ich habe keine Proben mehr davon von der Zeit vor meiner Infektion, deshalb ist
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