Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
der dich gestern Abend vom Museum nach Hause gefahren hat.« Er deutete ihren Gesichtsausdruck falsch. »Dein Liebesleben geht nur dich etwas an, aber ich glaube, es würde die Situation nur noch weiter anspannen. Sobald Meryl sich beruhigt hat, kannst du ihr von ihm erzählen. Lade ihn zum Essen hierher ein, wenn du glaubst, dass er dem Verhör beim Nachtisch standhalten kann.« Er schloss seine Tasche und sah auf die Uhr. »Wenn du dich gut genug fühlst, um unten zu frühstücken, würde das dem Magengeschwür deiner Mutter sehr guttun.«
Jema bemerkte nicht, wie Daniel das Zimmer verließ. Sie fühlte sich losgelöst von allem um sie herum; das Frühstück und ihre Mutter schienen Lichtjahre entfernt. Sie presste die Hand vor den Mund, als die Erkenntnis sie überwältigte. Daniel konnte nur von Thierry wissen, wenn er gesehen hatte, wie er sie gestern Abend nach Hause gefahren hatte. Die letzte Angst, dass sie halluzinierte oder den Verstand verlor, verschwand, und sie befand sich plötzlich in einer Welt, in der der Mann aus ihren Träumen tatsächlich existierte.
Thierry war real.
»Oh mein Gott.« Es gab so viel zu tun. So viel zu wissen. Wo war er, was tat er gerade, wie war es ihm gelungen, in ihre Träume einzudringen, wie hatte er sie mit ihr teilen können? Sie hätte ihn unter tausend anderen erkannt, selbst wenn man ihr die Augen verband, aber sie kannte seine Adresse und seine Telefonnummer nicht. Sie wusste nicht, wo er arbeitete, ob er in der Stadt lebte oder am See.
War das, was er ihr in den Träumen erzählt hatte, auch real? War er etwas anderes als ein Mensch? Musste er das nicht sein, bei den Dingen, die er getan hatte?
Jemas Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie musste hier raus. Sie musste ihn finden, heute, sofort , bevor die nächste Stunde um war. Sie musste ihn berühren und küssen und ihn schlagen für das, was er mit ihr gemacht hatte, und sich ihm dann in die Arme werfen und ihm dafür danken, dass er ihr das Leben gerettet hatte.
Thierry hatte sie gerettet.
Sie brauchte einige Zeit und viel Make-up, um die blauen Flecke und Schnitte auf ihrem Gesicht zu verbergen. Als sie nach unten ging, überlegte Jema, ob sie ihrer Mutter ausweichen und direkt zu ihrem Auto gehen sollte. Es würde ihr wertvolle Zeit sparen, die sie damit verbringen konnte, ihren goldäugigen Dämon zu suchen. Sie durfte keine Energie mehr mit Schuldgefühlen oder der Beruhigung ihrer überängstlichen Mutter verschwenden. Als sie am Esszimmer vorbeiging, zögerte sie. Der Angriff in der vergangenen Nacht war schlimm gewesen. Die Polizei würde wissen wollen, was genau passiert war. Jema wusste, dass sie letzte Nacht nicht mit ihnen gesprochen hatte. Sie konnte ihrer Mutter nicht zumuten, sich dem allein zu stellen; Meryl würde so hysterisch werden, dass sie am Ende noch wirklich einen Herzanfall bekam.
Als Jema hineinging, saß ihre Mutter am Tisch. »Ich muss mit dir reden«, sagte sie und sah, wie ihre Mutter in ihrem Rollstuhl zusammenzuckte.
»Du hast mich erschreckt.« Meryls Gesicht wirkte grau, und sie drückte eine Hand unter ihre Brust. »Ich habe Daniel gesagt, er soll dafür sorgen, dass du im Bett bleibst.«
»Mir geht es gut. Ich muss ins Museum. Ich rufe die Polizei von meinem Büro aus an und sage ihnen, sie sollen da vorbeikommen und meine Aussage aufnehmen.« Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihrer Mutter von Thierry erzählen sollte. »Außerdem muss ich dringend noch andere Dinge erledigen …«
»Setz dich einen Moment.« Ihre Mutter deutete auf den Stuhl neben ihr. »Bitte. Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss …«
Jema schüttelte den Kopf. »Wenn ich nach Hause komme …«
»Du kannst nicht ins Museum fahren. Sie werden es herausfinden … wenn die Polizei eingeschaltet wird …« Tränen traten Meryl in die Augen. »Du musst mir helfen. Sonst sind wir ruiniert.«
Jema wurde bewusst, als sie zu ihr eilte und sich neben sie setzte, dass sie ihre Mutter noch nie hatte weinen sehen. »Erzähl es mir.«
»Ich habe ihn angefleht, es nicht zu tun.« Meryl umklammerte Jemas Hand und drückte sie fest. »Ich habe ihm wieder und wieder gesagt, dass es zu gefährlich ist. Als die Regierung die Ausgrabungsstätte übernahm und alles beschlagnahmte, war James furchtbar wütend. Ich sagte ihm, dass wir mit dem Ministerium verhandeln könnten, aber er wollte nichts davon wissen. Er fand, dass die Hommage ihm gehörte, und er wollte sie nicht zurücklassen. Als er zurück ins Lager ging,
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