Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Bekannte austauschten. Vor und nach solchen Treffen fielen Jaus oft zahlreiche intelligente Bemerkungen ein, die er hätte anbringen können, aber wann immer er mit Jema sprach, kam keine davon über seine Lippen.
Vielleicht wäre es ihm leichter gefallen, wenn sie ihm gestattet hätte, sie beim Vornamen zu nennen, aber das hatte sie nie getan, und die steifen Regeln, nach denen er erzogen worden war, hielten ihn davon ab, ihn ohne ihre Erlaubnis zu benutzen. Also waren sie noch immer Mr Jaus und Miss Shaw. Valentin hätte am liebsten seinen Kopf gegen die Felsen geschlagen. Nein, das war nicht ganz richtig. Er wollte sie hochheben und sie in sein Haus tragen.
Dort würde er ihr zeigen, wie es ihm die letzten zwölf Jahre gegangen war. Dort würde er ihr genau zeigen, wie sie seinen Namen aussprechen sollte.
Seine Augen ruhten auf Jemas ruhigem, schmalem Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, was er mit ihr tun wollte oder wie oft er an sie dachte. Wie sehr er ihr die langweiligen Sachen ausziehen wollte, die sie trug, um ihren Körper mit Händen und Mund zu erkunden. Dass er, ohne zu zögern, seinen Jardin für eine einzige Nacht mit ihr eingetauscht hätte, in der er sie küssen und berühren und bis zum Morgengrauen lieben konnte …
Dieses Verlangen machte ihn zu einem blindwütigen Teufel.
Die Scham, die Valentin wegen seines Verlangens nach Jema empfand, milderte es nicht. Der Gedanke, sie zu besitzen, ließ seine Fangzähne aus den beiden Löchern in seinem Gaumen schießen und vor Begehren schmerzen. Er holte tief Luft, um zu verhindern, dass sein Glied das Gleiche tat.
Ich bin kein Tier, das seinen Trieben ausgeliefert ist. Ich bin ein Mann, ein ehrenhafter Mann, und das hier ist meine Lady. Ich werde mich entsprechend benehmen.
»Ich glaube, es wird dieses Wochenende vielleicht schneien«, meinte Jema. Sie legte den Kopf schief und sah in den Himmel. »Dann werden wir bis April drinnenhocken müssen.«
Da stand er nun und wurde buchstäblich von seinem Verlangen nach ihr geschüttelt, und sie sprach vom Wetter. Sie war intelligent und charmant und absolut bezaubernd, und er liebte sie so leidenschaftlich, dass es ihn sprachlos machte, aber sie war auch, wie die Amerikaner sagten, völlig unbedarft.
»Sind Sie schon vorbereitet auf den Winter?«
Jaus hasste die langen, kalten Monate, weil sie ihm die Chance auf diese Begegnungen nahmen. Genau wie ihre Krankheit, die ihr Jahr für Jahr mit langsamer, erbarmungsloser Grausamkeit das Leben aussaugte. Die Erinnerung daran, wie wenig Zeit ihnen noch blieb, trieb seine Zähne zurück, aber zum ersten Mal ließ ihn die Hoffnung ihr noch nicht Gute Nacht wünschen. »Würden Sie gerne ein Stück mit mir gehen?«
Sie sah ihn kurz überrascht an, dann sprang sie plötzlich vom Felsen. »Gehen Sie voraus.«
Jaus ging jedoch nicht voraus, sondern verlangsamte sogar seine Schritte, um sie nicht zu hetzen. Sein erster Spaziergang mit Jema würde so lange dauern, wie er es eben einrichten konnte.
Warum habe ich sie das nicht schon viel früher gefragt? Er spürte, dass sie nur wenige Zentimeter trennten, kaum eine Haaresbreite Luft. Sein Inneres zog sich zusammen. Weil ich bis jetzt klug genug war, sie nicht so nah an mich herankommen zu lassen.
Jaus hatte nie gewagt, seine Lady anzurühren. Sein Fluch und seine Gabe machten das zu gefährlich.
»Ich liebe den See bei Nacht«, sagte Jema. »Er ist so ruhig, und ich kann immer besser schlafen, wenn ich vorher hier war und aufs Wasser gesehen habe. Es ist irgendwie hypnotisierend.« Sie blickte ihn an. »Kommen Sie auch deswegen her, oder tun Sie das wegen der Bewegung?«
Er kam natürlich ihretwegen. Er konnte sie nicht haben, und er weigerte sich, sie zu berühren, aber das hielt ihn nicht davon ab, für wenige Minuten ihre Nähe zu suchen.
Ich bin ein Narr , dachte Jaus, als er sah, wie ihre Hüften sich wiegten, während sie ging, und er sich vorstellte, wie sie unter ihm lag, eingerahmt vom blauen Satin seiner Bettlaken. Wie seine Finger sie umklammerten, während er in sie eindrang. Ein Narr und ein Masochist.
Sie wartete auf eine Antwort.
»Es ist sehr ruhig hier«, sagte Jaus. »Das entspannt mich.« Jetzt, wo er ihr so nah war, konnte er die Veränderungen sehen, die man von Weitem nicht erkannte, und er konzentrierte sich lieber darauf als auf den Sirenengesang ihrer Hüften. »Geht es Ihnen gut? Sie wirken noch schlanker als bei unserer letzten Begegnung.«
»Dünn, meinen Sie.« Jema verzog auf
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