Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
versicherte sie ihm. »Ohne sie wäre es kein richtiger Geburtstag.« Sie lächelte ihn verschmitzt an. »Was könnte besser sein als wunderschöne Kamelien?«
»Etwas, das Sie immer an sie denken lässt«, erwiderte er.
»Ich kann sie sehen; sie ist unten am See«, sagte Daniel Bradford, der durch das Fenster auf den dunklen See hinaussah. »Ich glaube, euer Nachbar spricht mit ihr. Der kleine Blonde, an dessen Namen ich mich nie erinnern kann.«
»Valentin Jaus. Natürlich ist er es. Er läuft ihr nach wie ein Hund, sobald sie nach da unten geht.« Meryl trank einen großen Schluck Bourbon-Whiskey aus ihrem Glas. »Er begleitet sie die Stufen hinauf, nicht wahr?«
»Er scheucht sie nicht um sie herum.« Daniel kicherte. »Ich habe den Mann aus der Ferne gesehen, meistens in seinem Auto, wenn er kommt oder wegfährt, aber mir war nie klar, wie klein er ist. Er ist genauso groß wie Jema.« Seine Stimme wurde nachdenklich. »Ist er an ihr interessiert?«
»Er ist neugierig und aufdringlich«, sagte Meryl zu ihm. »Das ist alles.«
Er war vielleicht noch mehr, aber Meryl hatte vor langer Zeit Maßnahmen ergriffen, um dafür zu sorgen, dass er niemals mehr sein würde. Sie hasste Valentin Jaus genauso sehr, wie sie seinen wichtigtuerischen Arsch von einem Vater gehasst hatte. Valentin senior hatte sie jahrelang verfolgt, hatte sie wegen Jema angerufen, als sie noch jünger war, und ihr seine Hilfe angeboten, die sie nicht wollte, und jedes Jahr an Jemas Geburtstag diese lächerlichen Blumen ins Haus geschickt. Es war, als wollte der ältere Valentin Meryl damit verhöhnen: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Tochter Jema. Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre sie tot .
Meryl war hocherfreut gewesen, als der alte Mann während einer Europareise gestorben war. Dann war sein Sohn gekommen, um das Anwesen in Besitz zu nehmen, und hatte genau da weitergemacht, wo der Vater aufgehört hatte.
»Du brütest schon wieder vor dich hin«, meinte Daniel und kam zu ihr, um ihr das Whiskeyglas aus der Hand zu nehmen. »Und du trinkst auch zu viel.«
»Du hast recht. Worüber muss ich mir schon Sorgen machen? Sie wird vermutlich ewig leben. Ihr beide könnt mich beerdigen.« Meryl hörte das leise Summen der Alarmanlage, als eine Tür im hinteren Teil des Hauses geöffnet und wieder geschlossen wurde. Das Geräusch hatte einen pawlowschen Effekt; sie entspannte sich sofort.
»Da, siehst du?« Daniel tätschelte ihre Hand. »Sie ist zu Hause, heil und unversehrt.«
»Bevormunde mich nicht.« Für Jemas Wohlergehen und Sicherheit zu sorgen, war eine der beiden größten Qualen in Meryls Leben. Jeder Tag war kostbar; sie klammerte sich mit eiserner, unnachgiebiger Entschlossenheit an jeden davon, genauso wie an Jema.
Jemas Job im Museum war ein unnötiges Risiko. Dennoch war die Situation unvermeidlich gewesen. Es war das Resultat der beruflichen Fehltritte eines bekannten Anthropologen aus Deutschland gewesen, den man genötigt hatte, in Pension zu gehen, nachdem Anschuldigungen laut geworden waren, er habe die Kohlenstoffdatierung von historisch wichtigen Proben verschmutzt und verfälscht; jedes angesehene Museum auf der Welt prüfte nun nochmals das eigene Inventar.
Meryl Shaw war von der Idee, die Artefakte ihres Mannes noch einmal zu untersuchen, nicht begeistert gewesen, musste sich am Ende jedoch dem Willen des Aufsichtsrates beugen. Dass dann ausgerechnet Jema der Job angeboten worden war, hatte dem Ganzen die Krone aufgesetzt.
»Dein Vater hat sein Leben für das Museum gegeben«, hatte Meryl zu ihr gesagt. »So etwas tut ein Mann nicht, um einen Betrug fortzusetzen. Lehn die Stelle ab.«
Jema, die den internationalen Aufruhr über die gefälschten Artefakte verfolgt hatte, war anderer Meinung gewesen. Sie hatte das Gefühl, dass es inzwischen zu viele Ausgrabungsstätten auf der ganzen Welt gab, die mit Artefakten zweifelhaften Ursprungs übersät waren, um archäologische Teams anzuziehen. Durch den Job bekam sie die Möglichkeit zu verhindern, dass der Ruf ihres Vaters jemals infrage gestellt wurde.
Die Ironie lag darin, dass Jema nicht ahnte, dass ihr Vater sich sehr wohl einen sehr großen beruflichen Fehltritt geleistet hatte. Einen, der, sollte er jemals an die Öffentlichkeit dringen, seinen Namen für immer ruinieren würde.
Zumindest kann ich jetzt einiges erledigen . Meryl drückte den Steuerhebel an ihrem Rollstuhl und manövrierte ihn an ihren Schreibtisch. »Lass mich allein, Daniel.«
Er
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