Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Gemeinde war in Chinatown.« D’Orio lächelte und zeigte sehr gepflegte Zähne. »Ich bin auch älter, als Sie denken. Ich war schon Priester, als Sie noch in die Windeln gemacht haben. Die Männer in meiner Familie sind in der Regel mit über neunzig noch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und auch sonst noch sehr gut funktionierender Körperteile.«
»Ich bin froh, das zu hören«, sagte Hightower vorsichtig.
»Ich bin froh, dass zumindest einer von uns eine gute Nachricht erhält.« D’Orio lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und faltete die Hände über seinem eingesunkenen Bauch. »Man hat mir erzählt, Sie hätten sich gestern mit John Keller getroffen. Ich würde sehr gerne wissen, warum Sie ihn uns nicht ausgeliefert haben.«
»John Keller war mein Schützling«, erklärte August. »Ich kümmere mich seit fast dreißig Jahren um ihn. Als Kardinal Stoss beschloss, ihn zu benutzen, bat ich darum, ihn zu schonen. Stoss ignorierte meinen Rat, erniedrigte ihn auf grauenhafte Weise und wollte ihn danach einfach wegwerfen.«
D’Orios Lachen klang leicht metallisch. »Also haben Sie ihn aufgefangen.« Er machte eine lässige Handbewegung. »Sie wissen, wie das läuft. Was immer der Junge Ihnen bedeutet, er ist jetzt eine Bedrohung für den Orden. Lassen Sie ihn für alles Weitere in die Anlage bringen.«
»Bitte, Eure Eminenz.« Hightower spürte Schweißperlen auf seinem Gesicht. »John Keller ist die einzige Verbindung, die wir noch zu seiner Schwester Alexandra haben.«
»Der plastischen Chirurgin.«
»Genau. Sie müssen wissen, dass sie zu den Maledicti übergelaufen ist und dass ihre Fähigkeiten unsere Mission extrem gefährden können.« Hightower wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. »Alexandra ist jetzt auch die Geliebte von Michael Cyprien, demjenigen, von dem wir glauben, dass er Tremaynes Nachfolger werden wird. John Keller hat Stoss und die Brüder in New Orleans direkt zu seiner Schwester und Cyprien geführt. Wenn Stoss den Angriff nicht so schlecht vorbereitet hätte, dann hätten wir sie alle lebend fangen können.«
»Sie würden Ihren eigenen Schützling als Köder benutzen.« D’Orios Augen glitzerten. »Sie sind wirklich sehr kaltblütig, August.«
»Meine Loyalität gehört einzig dem Orden, Eure Eminenz, und für den Orden würde ich alles tun. Sie sagen, dass John für den Orden keinen Wert mehr hat.« Hightower zuckte mit den Schultern. »Da muss ich widersprechen.«
D’Orio nickte langsam und wandte den Kopf, als es leise an der Tür klopfte. »Das ist meine erste Vorwarnung. Uns bleiben nur noch zwei Minuten. Wo ist Keller jetzt?«
»Ich habe John in einem unserer Rekrutierungsheime untergebracht. Er hat kein Geld und keinen anderen Zufluchtsort, deshalb ist er dort so sicher aufgehoben wie in einer Zelle.« Der Bischof versuchte, die Erleichterung, die er empfand, nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. »Wenn er sich erst eingelebt hat, wird er Kontakt zu seiner Schwester aufnehmen wollen.«
»Er wird rund um die Uhr überwacht?«
August nickte. »Natürlich.«
»Also gut, August. Ich lasse Sie mit einem lebendigen Wurm angeln.« D’Orio stand auf, als es erneut klopfte und die Bürotür geöffnet wurde. »Wenn Keller innerhalb der nächsten acht Wochen nichts bringt, dann ist er erledigt.« Er streckte die Hand aus.
Es war weniger, als Hightower erwartet hatte, aber jede Gnadenfrist war besser als nichts. Er hatte mehr Zeit für John und für sich gewonnen. »Danke, Eure Eminenz.« Er beugte sich vor und berührte das diamantene Stundenglas mit den Lippen.
Vater Carlo Cabreri kehrte in Hightowers Büro zurück, nachdem er den Kardinal und seine Männer zu der draußen wartenden Limousine begleitet hatte. »Seine Eminenz ist nicht das, was wir erwartet hatten.«
»Seine Eminenz ist ein Mietskasernenjunge aus Brooklyn.« Hightower rief die Küche an und bat darum, das Mittagessen eine Stunde früher zu servieren. »Was mir aber eigentlich Sorgen macht, ist, dass er persönlich gekommen ist, um mit mir zu sprechen.«
»Sie müssen in Rom sehr angesehen sein«, meinte Cabreri. »Es ist vielleicht ein Zeichen der Wertschätzung für Eure vielen Beiträge zur Mission.«
»Ich bin in Rom unbekannt«, korrigierte ihn Hightower. »Und ich habe hart dafür gearbeitet, dass es so bleibt. Dieses Fiasko von Stoss hat mehr ruiniert als meine Pläne für die Kellers.«
»Wir haben ein anderes, drängenderes Problem, Eure Exzellenz«, sagte Cabreri. »Luisa
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