Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Lopez ist an den Augen operiert worden. Eine Hornhautverpflanzung, und sie scheint erfolgreich zu verlaufen.«
»Was?« Hightower funkelte ihn wütend an. »Warum wurde ich darüber nicht informiert?«
»Die Operation wurde von der Mutter stillschweigend organisiert. Unsere Leute im Krankenhaus erfuhren erst davon, als der Eingriff bereits stattgefunden hatte.« Der Assistent des Bischofs wirkte nervös. »Jema Shaw ist jetzt auch aktiv an Lopez’ Fall beteiligt.«
»Jema?« Hightower war nicht mehr wütend, sondern überrascht. »Wie in Gottes Namen ist sie denn in diese Sache verwickelt?«
»Durch den Museumsjob, den Sie Lopez besorgt haben«, erinnerte ihn Cabreri. »Shaw hat sich offensichtlich mit dem Mädchen angefreundet, während sie dort arbeitete.«
»Jema Shaw, eine Freundin von Luisa Lopez? Wohl kaum.«
»Jema Shaw schiebt außerdem Nachtschichten als forensische Beraterin für die Gerichtsmedizin«, erzählte ihm Cabreri. »Letzte Woche hat sie Kopien von allen Akten im Fall Lopez angefordert. Unsere Männer in der Abteilung haben versucht, den Papierkram zu verzögern, aber sie können das nicht ewig aufhalten.«
»Wie viele Lämmer muss ich noch opfern, Herr?«, murmelte August. »Wie viele Hoffnungen verbrennen?«
Jema gehörte zu einem weiteren besonderen Plan von August Hightower, obwohl sie nie besonders vielversprechend gewesen war. Jema Shaw war ihm nach dem Tod ihres berühmten Vaters in Griechenland aufgefallen; August hatte gehofft, sie benutzen zu können, sobald sie erwachsen war. Durch ihren schlechten Gesundheitszustand hatte man sie noch nicht für den Fortbestand des Ordens einsetzen können, aber ihr Erbe hätte die Schatulle der Bruderschaft sicher bereichert – genauso wie seine eigene.
»Unsere Leute könnten der Polizei einen anonymen Hinweis geben, der sie zu den Gräbern führt«, schlug sein Assistent vor. »Wenn die Leichen erst gefunden sind, wird man sie schnell identifizieren, und der Fall wird zu den Akten gelegt.«
»Nicht, wenn die Polizei Luisa Fotos zeigt«, sagte Hightower entmutigt. »Sie wird sie nicht als die Männer identifizieren, die sie überfallen haben.«
»Sie hat sich immer geweigert, einem Gerichtszeichner eine Beschreibung zu geben«, hob sein Assistent hervor. »Vielleicht weiß sie nichts.«
Sie weiß alles, dachte August. »Luisa wird der Polizei niemals eine Beschreibung geben, aber sie wird auch nicht die falschen Männer identifizieren.« Er lief einen Moment lang auf und ab, während er die verschiedenen Möglichkeiten abwog.
»Ich habe nie verstanden, wieso Sie Lopez am Leben lassen«, sagte sein Assistent verbittert. »Sie hat uns nichts als Ärger gemacht, seit sie aus dem Feuer gezogen wurde.«
Luisa Lopez war August Hightowers persönliche Versicherungspolice, aber das würde er Cabreri niemals sagen. »Das musst du nicht verstehen, Carlo. Du musst nur dafür sorgen, dass niemand das Mädchen anrührt.«
»Was ist mit Jema Shaw?«
Wenn Gott ein Opfer wollte, dann wollte Er das Beste, nicht das Bequemste. August seufzte. »Sie ist entbehrlich. Arrangier das.«
»Gestern Nacht hat ein besonders einfallsreicher Kerl eine Kettensäge für einen Überfall benutzt«, meinte Cabreri, jetzt fast wieder fröhlich. »Er ist tot, aber sein Komplize läuft noch frei herum. Wir haben eine Beschreibung von ihm.«
Hightower schüttelte den Kopf. »Zu dramatisch. Es muss etwas Einfacheres sein, das keine unnötige Aufmerksamkeit erregt. Ein Autounfall.«
7
Valentin Jaus wartete an der Ufermauer, die an sein Grundstück grenzte, so wie jeden Abend nach Sonnenuntergang. Meistens stand er da und betrachtete den privaten, leeren Steinstrand, der den Lake Michigan säumte, und nutzte die Zeit, um über die Aufgaben nachzudenken, die in dieser Nacht auf ihn warteten. Manchmal ging er ein paar Meter am unebenen Ufer entlang und sah dabei immer auf das graue Wasser und niemals auf das Haus hinter der Ufermauer.
Stolz hielt Jaus davon ab, Dinge zu tun, denen ein anderer, schwächerer Mann nicht hätte widerstehen können.
Die Jardin -Leibwächter begleiteten ihren Suzerän nicht ans Ufer, sondern blieben beim Haus in Rufweite. Der Jardin ging normalerweise kein so großes Risiko ein, wenn es um seinen Anführer ging, aber Jaus bestand darauf, diesen Abschnitt des Tages allein zu verbringen. Er war kein Dummkopf und niemals unbewaffnet, aber er brauchte diesen Ort und diese Gelegenheit zum Nachdenken. Vor allem jetzt, wo es eine Chance gab,
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