Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
nichts tun . So viel Selbstvertrauen, dabei war das nur eine der wenigen Wahrheiten gewesen, die sie ihm erzählt hatte. Die Brüder hätten niemals ihrer besten Jägerin und Verhörleiterin etwas getan.
Thierry wünschte, Alexandra Keller hätte seine Frau nicht so schnell getötet. Angelica hatte so viel Gnade nicht verdient. Aber wenn sie es nicht getan hätte, dann würde das Blut meines Engels jetzt an meinen Händen kleben . Seine Liebe zu ihr war tot, aber trotzdem war er nicht sicher, ob er sie hätte töten können. Sie hatte ihre eigenen Leute verraten. Sie war die Mutter seines Kindes gewesen.
Diese Zweischneidigkeit beschämte ihn so sehr, wie sein Engel es getan hatte.
Nur der Gedanke an seinen Sohn Jamys konnte Angelicas Geist vertreiben. Doch mit diesen Gedanken kam auch ein noch schlimmeres Schuldgefühl. Weil er in seinem Wahn fürchtete, den Jungen zu verletzen, hatte Thierry ihn zurückgelassen.
Er ist bei Cyprien in Sicherheit . Vielleicht würde Jamys ihm mit der Zeit seine Rolle bei seinen Leiden vergeben können. Doch Jamys würde ihm weder das eine noch das andere jemals sagen können. Auch dafür hatte Angelica gesorgt.
Sie trug unseren Sohn unter dem Herzen, als sie Mensch war. Sie hat ihnen gesagt, sie sollen ihn verstummen lassen. Sie hat ihn an ihrer Brust gestillt. Sie hat zugesehen, wie sie unseren Sohn foltern. Meinen Sohn. Meinen Jungen. Thierry rieb sich mit den Handflächen über die Augen, als könne er damit den Wahnsinn zurückdrängen, an einen Platz, wo er ihn einsperren und anketten konnte. Sie hätte zugesehen, wie sie uns alle ermorden. Sie sagte, dass sie bei der Folter zugesehen hat. Sie hat es genossen .
Wie konnte ihm das nur entgehen? Wie hatte er ein solches Monster lieben können?
Thierry blickte in Jemas schlafendes Gesicht und kniete neben dem Bett. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch niemandem ein Leid zugefügt; das spürte er. Sie würde lieber selbst leiden, als irgendjemand anderen leiden zu lassen. Das waren die Waffen, die ihre Mutter, die sich krankhaft an sie klammerte, gegen sie verwendete – ihre Schuldgefühle und ihre Liebe.
Wenn er sie aufweckte und ihr alles erzählte, würde sie dann Mitleid mit ihm haben? Würde sie ihn dann so offen und liebevoll in ihr Bett lassen, wie sie ihn in ihren Verstand gelassen hatte? Oder würde sie schreien, wenn sie mit dem echten Dämon konfrontiert war?
Er strich mit der Hand über ihre Wange und schob ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Dann legte er die Finger auf ihren langen Hals und schloss die Augen.
Es wurde mit jedem Mal einfacher, wenn er sie berührte.
Heute fand er sich auf einem weiten, offenen Feld wieder, das mit kleinen violetten und weißen Wildblumen bedeckt war. Vor ihm stand ein Gebäude, es schien ein kleines, etwas herunterkommenes Gasthaus zu sein. Als er darauf zuging, schneite es ein wenig aus einem perfekten klaren blauen Himmel.
Jema stand vor dem Eingang der Gaststätte. Sie war sehr leicht bekleidet; die silberne Bluse endete direkt unter ihren Brüsten, und der kurze schwarze Lederrock schmiegte sich eng an ihre Hüften. Ihre kleinen Füße steckten in glänzenden roten Schuhen mit so hohen Absätzen, dass er Angst hatte, sie könnte sich verletzen, wenn sie versuchte, damit zu laufen.
Ihr Gesicht war geschminkt, sehr viel stärker als normalerweise. Rote Lippen öffneten sich und schoben sich vor, während sie ihn musterte. »Warum bist du zurückgekommen?«
Es schneite jetzt heftiger. Während der vergangenen Nächte hatte er bemerkt, dass es sie nicht aufweckte wie die meisten anderen Menschen, wenn er ihr Fragen stellte. »Warum bist du wie eine Hure gekleidet?«
Jema zog ein Schwert hinter dem Rücken hervor, eines, das in einer Zeit lange vor Thierrys Tagen als Mensch geschmiedet wurde. Sie hob das Schwert hoch und stieß es gerade in den Boden, sodass die Spitze tief im Schnee versank. Es machte ein dumpfes Geräusch, das Thierry den Nacken hinauflief. Der Griff zitterte ein bisschen, nachdem sie ihn losgelassen hatte. »Ist es nicht das, was du willst?«
»Nein.« Das Schwert verwirrte ihn. Jemas Träume waren verspielt, sogar erotisch, aber es war darin niemals um Kämpfe oder Gewalt gegangen.
Sie lächelte rätselhaft. »Gut.« Sie schlenderte zu ihm herüber und hakte sich bei ihm ein. »Komm mit und spendier mir einen Drink.«
»Es wäre mir ein Vergnügen.« Er ging mit ihr um das Schwert im Schnee herum. »Ist das aus einem Buch, Jema?«
»Ich lese
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