Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Besitzerin der Sneaker, eine pummelige Jugendliche mit einer breiten Metallzahnspange und den tollsten dicken roten Locken, die Jema jemals gesehen hatte.
»Hier.« Sie schenkte ihr ein hübsches Lächeln und hielt ihr einen kleinen gelben Becher mit einer klaren Flüssigkeit hin, in der viel Eis schwamm. »Diät-Sprite. Das hilft.«
»Danke.« Jema ging zum Waschbecken und wusch sich das Gesicht, bevor sie einen Schluck versuchte. Es half tatsächlich, und sie sah das Mädchen im Spiegel über dem Waschbecken an. »Ich schätze, alle da drin haben mich gehört, was?«
»Ja. Ich glaube, die Leute im McDonald’s nebenan auch.« Sie stellte sich neben sie ans Waschbecken und reichte ihr ein paar zusammengefaltete braune Papiertaschentücher. »Mein Chef ist aber ziemlich cool. Wenn Sie sich eine Weile setzen wollen, Sie wissen schon, bis Ihr Magen sich beruhigt hat, dann schmeißt er Sie nicht raus.«
»Nein, danke. Ich muss zur Arbeit.« Sie holte ein paar Scheine aus ihrer Tasche, aber das Mädchen schüttelte nur den Kopf.
»Ich weiß, wie Sie sich fühlen.« Sie kicherte und berührte das Vorderteil ihres Arbeitskittels, und dann verstand Jema: Sie war nicht pummelig; sie war schwanger, vermutlich im achten Monat. Eine zukünftige Mutter von kaum sechzehn Jahren, wenn sie überhaupt schon so alt war.
Jema glaubte zu sehen, wie sich der Kittel des Mädchens ein bisschen bewegte. »Tritt das Baby?«
»Oh, ja. Er macht manchmal diese Jean-Claude-van-Damme-Nummer da drin, und dann mache ich mir fast in die Hose. Heute Morgen ist es nicht so schlimm. Hier, fühlen Sie mal.« Sie nahm Jemas Hand und legte sie auf die basketballgroße Wölbung unter ihrem Brustbein.
Jema spürte einen merkwürdigen Stoß gegen ihre Handfläche. Er war winzig, aber kräftig und stark. Dieses versteckte, zappelnde Zeichen von Leben faszinierte sie. »Wow!«
»Ganz schön wild, was? Passen Sie auf sich auf, Lady.« Noch ein süßes Lächeln umrahmte ihre Zahnspange, dann verschwand sie durch die Tür.
Jema sah auf ihre prickelnde Handfläche. Sie wollte nicht zur Arbeit fahren oder zurück nach Shaw House. Sie wollte dem Mädchen folgen und ihr eine Million Fragen stellen und noch mal fühlen, wie sich das Baby bewegte.
Die Depression trat nach ihr, ein Maulesel mit scharfen Hufen. Du wirst niemals schwanger sein. Es war der Grund, warum Meryl Daniel angewiesen hatte, Jema sofort nach ihrer ersten Periode die Pille zu verschreiben, damit eine Schwangerschaft von vornherein ausgeschlossen war. Selbst wenn sie verheiratet und willens gewesen wäre, würden ihre Nieren der Belastung nicht standhalten, und sie würde sterben. Du wirst niemals wissen, wie es sich anfühlt, ein Kind in dir zu tragen.
Die Luft wurde kalt. Sie wurde so schnell so kalt, dass es Jema nicht überrascht hätte, wenn es plötzlich um sie herum geschneit hätte. Halluzinationen schienen nur logisch, wenn man bedachte, wie der Morgen verlaufen war.
Sie wartete und trank Diät-Sprite, bis sie das Gefühl hatte, wieder so weit hergestellt zu sein, dass sie fahren konnte, dann verließ sie das Restaurant. Auf ihrer Voicemail im Museum warteten drei Nachrichten auf sie, alle von Detective Newberry.
»Ich muss ein paar Leute verhören, deshalb bin ich nachher nicht da«, sagte Newberry, nachdem er zwei Nachrichten mit der Bitte um Rückruf hinterlassen hatte. »Das FBI hätte gerne eine Kopie des Berichts, den Sie von Ihrer Expertin bekommen haben. Scheint so, als könnten sie das Haar auch nicht identifizieren. Wir brauchen dieses Haar allerdings, um die Überführung von zwei Verdächtigen zu untermauern, deshalb ist das sehr wichtig für diesen Fall geworden. Hinterlassen Sie mir eine Nachricht oder rufen Sie mich nach drei Uhr an. Danke.«
Jema setzte sich mit Sophie Tucker in Verbindung, die immer noch dabei war, Berichte von ihren Kontakten in Übersee anzufordern. »Wir konnten Europa und Asien ausschließen«, erzählte ihr Sophie, »weil es zu keiner Probe in deren Datenbank passt. Ich sollte den Bericht aus Südamerika morgen haben. Komisch, dass es zu gar nichts passt.«
»Aber wenn doch, ruf mich an. Dieser Detective braucht die Information, um einen Haftbefehl auszustellen«, sagte Jema zu ihr.
Der Rest des Tages verlief weiterhin problematisch. Sie konnte sich nicht richtig auf ihre Arbeit konzentrieren, und sie war schrecklich tollpatschig. Sie hätte fast einen Mischkrug fallen lassen, der ihnen von einer zentralen Ausgrabungsstelle in Pompeji
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