Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
musste sie in Luisas Zimmer vergessen haben. Wenn sie blinzelte, konnte sie genug sehen, um zum Auto zu gelangen, und sie würde einfach herumfahren, bis sie ihn entdeckte. Sie trat auf den runden Parkplatz vor dem Gebäude.
»Alexandra!«
Etwas riss sie von den Füßen, und sie landete unter diesem Etwas. Wind, schwarzes Gummi und ein Dröhnen zogen an ihrem Kopf vorbei, nur einen Zentimeter davon entfernt. Michael war jetzt auf ihr. Ein Auto kam mit quietschenden Bremsen zum Stehen.
»Steh auf.« Michael zog sie auf die Füße und hinter einen breiten Betonpfeiler, genau in dem Moment, in dem das hintere Ende eines schwarzen Wagens diesen rammte. Gips- und Zementsplitter flogen um sie herum, und über ihren Köpfen ertönte ein unheimliches Knacken.
Der Qualm der quietschenden Reifen wehte Alex ins Gesicht, als der Fahrer mit dem Wagen davonfuhr. Bevor sie mehr tun konnte als husten, brachte Michael sie schnell fort von dem Pfeiler in eine wartende Limousine.
»Was tust du hier?«, fragte Alex, sobald sie drin saßen.
»Sacher hat mir erzählt, dass du allein weggefahren bist. Jaus hat in allen seinen Autos GPS-Geräte«, erklärte er ihr. »Warum bist du hergekommen?«
»Um Luisa zu besuchen.« Alex ließ sich in die Polster sinken. »Ich sah meinen Bruder auf dem Weg nach draußen. Ich wollte zu ihm – und dann kam dieses Auto aus dem Nichts.«
»Er hat versucht, dich umzubringen.« Cyprien war die Ruhe selbst. »Ich werde ihn finden.«
Sie blickte an sich hinunter und sah das Sträußchen roter Rosen auf dem Revers. »Er war nicht hinter mir her.«
»Ich habe gesehen, wie er versucht hat, dich zu überfahren«, schrie er, jetzt nicht mehr so ruhig. »Zweimal.«
»Ich habe seine Gedanken gehört. Der kranke Hurensohn wollte die Frau, die diese Jacke trägt.« Sie zog am Ärmel. »Aber das ist nicht meine. Sie gehört einer Frau, die Luisa besucht hat.« Sie blickte über ihre Schulter »Wir müssen zurück. Ich muss sie warnen.«
»Nein.« Cyprien nahm ein Telefon in die Hand. »Jaus wird sich darum kümmern.«
Jema blieb eine Stunde bei Luisa, aber nach dem Besuch der dreisten Dr. Keller sagte die junge Frau kein Wort mehr.
»Ich komme in ein paar Tagen wieder.« Sie wartete auf einen Abschiedsgruß, bekam aber keinen. »Pass auf dich auf, Luisa.«
Im Empfangsbereich standen sehr viele Leute und die Polizei, und Jema sah, dass es einen Verkehrsunfall im Bereich des Parkplatzes gegeben hatte. Sie änderte die Richtung und verließ das Krankenhaus durch den Ausgang an der Notaufnahme, der direkt gegenüber vom Besucherparkplatz lag.
Sie dachte an all die Arbeit, die im Labor auf sie wartete, aber aus irgendeinem Grund hatte sie keinen Ehrgeiz, hinzufahren und sich wie üblich darin zu vertiefen. Das riesige Frühstück, das Daniel Bradford sie zu essen gezwungen hatte, bereitete ihr außerdem Magenprobleme. Als sie drei Blocks vom Krankenhaus entfernt war, musste sie anhalten und in das nächstgelegene Restaurant laufen, eine Wendy’s-Filiale, um dort die Toilette zu benutzen.
Die einzige Kabine war leer, roch jedoch nach billigem Reiniger mit Pinienduft. Sie kniete sich auf die dunkelbraunen Fliesen und hielt sich mit einer Hand an der Wand fest.
Es konnte keine Lebensmittelvergiftung sein. War ihr Blutzucker zu hoch? So hatte sich das noch nie angefühlt. Sie hatte ihr Spritzenset im Auto gelassen …
Die erste Welle schoss Jemas Kehle hoch, und sie beugte sich schnell vor und erbrach sich in die Toilette. Es folgte eine weitere und noch eine, bis ihr Magen leer war. Dennoch würgte sie weiter und spuckte Speichel, als nichts mehr kommen wollte.
Sie lehnte sich gegen die Seite der Kabine und rang nach Atem. Sie war zu krank, um zu arbeiten, zu krank, um aufzustehen. Sie musste nach Hause und sich ausruhen, aber Meryl würde sich aufregen. Vielleicht konnte sie sich in ihrem Büro ein bisschen ausruhen. Es kam fast nie jemand zu ihr herunter; niemand würde etwas merken. Sie war Meryl Shaws Tochter; niemanden würde es kümmern.
»Hey, Lady.« Ein Paar Knöchel über dreckigen Sneakern erschien vor dem Türspalt der Kabine. »Geht es Ihnen gut da drin?«
»Ja.« Jema riss etwas Toilettenpapier von der dicken, in Plastik eingefassten Rolle ab und wischte sich das Gesicht ab, bevor sie herumtastete und abzog. Als sie aufstand, stellte sie erleichtert fest, dass sie nicht vorne auf ihre Sachen gebrochen hatte. Sie roch nur so, als ob sie hätte.
Sie öffnete die Tür und traf auf die
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