Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
»Das war mein Zeichen. Sie haben uns keine Namen gegeben. Namen hätten uns ihnen ähnlicher gemacht .« Ihr Mund zuckte. »Als ich das Mrs Chen sagte, wurde sie furchtbar wütend. Sie nannte mich Liling .«
»Du sagtest, du hast einen Zwilling .«
»Das hatte ich. Sie trennten uns, als wir neun waren, nachdem wir versucht hatten wegzulaufen « , sagte sie. »Sieben Jahre später wollten einige Ärzte uns wieder zusammenbringen. Wir waren besonders, nicht so wie die anderen Kinder. Als ich sechzehn war, brachten sie uns in dieselbe Einrichtung. Aber es ging etwas schief. Die Art, wie sie uns verändert hatten, die Dinge, die wir tun konnten … wir konnten es nicht ertragen, in der Nähe des anderen zu sein. Sie nannten es ›den Effekt‹. Und das war nicht alles .«
Valentin senkte den Blick und sah, dass sie die Finger in der Matratze vergraben hatte.
»Zuerst wurden die Leute um uns herum krank « , fuhr sie mit leiser Stimme fort. »Einige waren extrem dehydriert; andere bekamen eine Lungenentzündung. Die Maschinen zerbrachen oder fingen Feuer. Ich habe nichts davon absichtlich gemacht, Valentin, und ich glaube, mein Zwilling auch nicht. Es passierte einfach. Beim letzten Mal kam mein Zwilling und wollte wieder mit mir weglaufen .«
Er konnte den Schmerz fühlen, der in Wellen von ihr ausging. »Sag mir, was passiert ist .«
»Ein Sturm kam. Der größte, den ich jemals erlebt habe. Wie ein Hurrikan, nur hundertmal stärker .« Sie zögerte. »Ich kann mich an kaum noch etwas in dieser Nacht erinnern. Es gab einen Tornado aus Feuer und Wasser und dann eine schreckliche Explosion. Sie machte das Gebäude dem Erdboden gleich. Alle darin – alle, die ich kannte – starben .«
»Aber du hast überlebt .«
Sie nickte schnell. »Ich versteckte mich in einem kleinen Raum ohne Fenster. Dinge fielen auf mich drauf. Als der Sturm vorüber war, konnte ich entkommen .« Sie sah ihn an. »Ich habe all diese Menschen umgebracht, aber ich schwöre dir, ich wollte das nicht .«
»Der Sturm hat sie getötet, nicht du .« Er zog sie auf seinen Schoß. »Du könntest Menschen nicht absichtlich verletzen .«
Sie lehnte die Wange an seine Schulter. »Ich habe mich seit jener Nacht vor den Brüdern und meinem Zwilling versteckt. Sie jagen mich noch immer. Sie benutzen meinen Zwilling, um mich zu finden. Wenn ich nicht weglaufe, dann werden schreckliche Stürme kommen, und Leute werden sterben .«
Er küsste sie. »Du kannst dir nicht die Schuld an einem Wetterumschwung geben, mein Mädchen .«
»Doch, das kann ich « , sagte sie leise. »Das ist es, was mit uns nicht mehr stimmte, das ist es, was sie uns angetan haben. Was sie ›den Effekt‹ nennen. Wir habe beide unsere eigenen Kräfte, mein Zwilling und ich. Aber wenn wir in der Nähe des anderen sind, wenn wir zusammen sind, dann erschaffen wir diese Stürme .«
»Wir haben die Absturzstelle gefunden, Mylord « , berichtete Jayr, Suzeränin des Realm , Michael aus ihrem Jardin in Zentral-Florida. »Das Flugzeug scheint intakt zu sein, obwohl es derzeit auf dem Grund des Ghost Lake liegt .«
»Stellt eine Rettungsmannschaft zusammen und holt Jaus und alle Überlebenden da raus « , sagte er zu ihr. »Bereitet euch darauf vor, die Menschen zu versorgen .«
»Wie Ihr wünscht, Seigneur. Ich werde mich sofort wieder melden, sobald unser Bodenteam die Überlebenden gerettet hat .« Jayr beendete den Anruf.
Michael drehte sich um und stellte fest, dass seine Sygkenis ihm in den Armen lag. »Was ist das, Chérie ?«
»Eine ganz dicke Danke-Umarmung .« Sie zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn leidenschaftlich. »Und ein Bonus-Kuss .« Sie grinste strahlend. »Du hast ihn gefunden .«
»Jayrs Kontakte bei der Civil Air Patrol haben das Flugzeug gefunden « , korrigierte er sie. »Aber die Neuigkeiten sind gut. Jaus kann nicht ertrinken, also lebt er wahrscheinlich, selbst wenn er noch im Flugzeug ist. Und wie geht es deinem Bruder ?«
»Er regt sich furchtbar auf, weil er im Bett bleiben muss, aber jetzt schläft er .« Sie stieß frustriert die Luft aus. »Wilhelm hat mir erzählt, dass ihr das Waisenhaus gefunden habt, das John beschrieben hat .«
»Ja. Obwohl es jetzt eine private katholische Adoptionsagentur ist und kein Waisenhaus mehr .« Er sah die Unentschlossenheit auf ihrem Gesicht. »Es liegt nur vierzig Minuten von hier entfernt. Wir beide könnten heute Nacht hinfahren und sehen, ob wir Beweise dafür finden, dass du und John tatsächlich
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