Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
hatte.
»Durand .« Er trat Thierry in den Weg und hob sein Kampfschwert.
»Geht mir aus dem Weg, Jaus .« Der große, wütende Mann sah über ihn hinweg und drehte sich um, atmete tief ein. »Jema. Wo bist du? Komm zu mir. Jetzt .«
Valentin erstarrte. Thierry rief nach Jema, als wenn er ein Anrecht auf sie hätte. Aber sie gehörte ihm. »Ihr könnt sie nicht haben .«
»Sie gehört mir schon .« Thierry hob sein Schwert. »Könnt Ihr sie nicht an mir riechen ?«
Er spürte sein Herz nicht brechen. Er spürte, wie sein Verstand aussetzte. »Nein .« Er stieß nach vorn.
Thierry parierte die Attacke und griff dann seinerseits an, kreuzte so heftig das Schwert mit Valentins, dass das Metall Funken schlug.
Valentin hatte den Schwertkampf sein ganzes Leben lang studiert, als Mensch und als Darkyn. Er trainierte jeden einzelnen Tag. Und deshalb griff er jetzt mit seinem ganzen Geschick an, entschlossen, Durand den Kopf von den Schultern zu schlagen, weil Durand nur so wiedergutmachen konnte, was er ihm genommen hatte.
Aber der Mann, gegen den er kämpfte, war nicht nur ein ausgebildeter Schwertkämpfer. Er war der Mann, der in der Pilgerburg zurückgelassen worden war, bis der letzte Tempelritter entkommen konnte. Der Mann, der sich allein durch fünfhundert Sarazenen den Weg in die Freiheit erkämpft hatte. Der Mann, der fünfhundert kopf-, arm- und leblose Körper hinter sich zurückgelassen hatte.
Durand dominiert das Schlachtfeld nicht, hieß es unter den Kyn. Er verwandelt es in ein Schlachthaus.
»Jaus. Durand .« Michael Cyprien betrat den Raum und hielt einen Menschen fest im Griff. »Senkt Eure Schwerter. Sofort .«
Jaus war von kalter, mörderischer Wut erfüllt und ignorierte den Befehl des Seigneurs. Genauso wie Thierry. Sie umkreisten den Raum, während ihre Klingen gegeneinanderschlugen, rutschten und tanzten, bewegten sich in Mustern, die teilweise zu schnell waren, als dass man die Klinge hätte wirklich sehen können… Sie umtänzelten sich, machten Ausfallschritte und arbeiteten sich langsam in den Ballsaal vor, bis sie schließlich in der Mitte des Raumes kämpften.
»Thierry, bitte, hör auf .«
Valentin sah, wie Jemas Stimme Durand ablenkte, und als der Blick des anderen Mannes von den Schwertern wegglitt, nutzte er den Vorteil und stieß zu.
»Nein !«
Aus dem Nichts erschien plötzlich Jema, direkt zwischen Valentins Schwert und Thierry. Es blieb einfach keine Zeit und kein Platz, um zu verhindern, was dann passierte. Aus Valentins Wut wurde Entsetzen, als er sah, wie sie ihm in den Weg trat, aber es war zu spät.
Seine Klinge durchstieß Jemas Bauch und kam an der anderen Seite wieder heraus.
Thierry schrie auf vor Wut und ließ sein Schwert auf Valentins Arm herunterfahren. Der rasiermesserscharfe Stahl glitt durch sein Fleisch und seine Muskeln und Knochen, als wären sie aus Butter. Valentin taumelte, den Blick fixiert auf den Stumpf, der wieder verheilte, noch während er hinsah. Thierry fing Jema auf und zog ihr Valentins Schwert aus dem Körper. Es fiel neben Jaus’ abgetrennten Arm.
Valentin öffnete die Augen, und seine Hand berührte die Narbe, die um seinen Arm verlief. Vorsichtig, um Liling nicht zu wecken, erhob er sich, zog seine Hose an und trat an die geöffneten Vorhänge.
Das Grinsen des Mondes war breiter geworden und warf ein weites Netz aus Geisterdiamanten auf den See. Direkt nach der Operation, in der Alexandra seinen Arm wieder angenäht hatte, hatte er hier gestanden, genau an diesem Ort, und hatte beobachtet, wie die Frau, die er liebte, einen anderen Mann im Schnee umarmte. Da hatte sein Herz sich in Eis verwandelt, und er war davon überzeugt gewesen, dass es niemals wieder warm werden würde.
Bis Liling mit ihrer Berührung das traurige Gestern ausgelöscht hatte.
Ein Teil von Valentin würde Jema immer lieben. Sie war lange ein Traum gewesen, der sein einsames Leben erträglich gemacht hatte. Aber jetzt, wo es Liling und echte Liebe in seinem Leben gab, die nicht nur willkommen war, sondern auch erwidert wurde, füllte Sonnenschein sein Herz.
Der Kreis hatte sich geschlossen.
Sturmwolken, wo vorher keine gewesen waren, verdeckten das Mondlicht. Jaus blickte hinaus, als eine kleine Gestalt über die Ufermauer stieg und runter zum Wasser ging. Der See fing auf eine unheimlich vertraute Art an zu brodeln, und die Luft selbst schien zu knistern, als Blitze über den Himmel zuckten.
Jaus presste die Hände gegen das Glas, dann ging er hinüber zum
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