Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
Tageslicht? Es verbrennt euch nicht zu Asche wie in den Filmen.«
    »Wir sind von Natur aus Wesen der Nacht.« Er spürte eine Bewegung vor dem Friedhofstor und richtete seine Konzentration darauf. »Sonnenlicht irritiert unsere Haut und unsere Augen und macht uns träge. Wir heilen langsamer, und unsere Talente funktionieren nicht richtig. Auch nicht l’attrait .«
    » La was?«
    »Die Anziehun g – was du unseren Duft nennst.« Er hob ihre Hand an sein Gesicht und atmete den Duft ihrer Unterarme ein. »Deiner is t … il sent comme la lavande .«
    »Ist das Französisch für ›Du stinkst‹?«
    »Es bedeutet ›Lavendel‹«.
    »Hm.« Sie roch an ihrem Handgelenk. »Ich fand, ich rieche mehr nach Traubeneis.«
    » L’attrait wird erst wirklich wahrnehmbar, wenn du starke Emotionen empfindest, dein Talent benutzt oder jagst. Dann, meine Liebe, stinkst du.« Er ließ ihre Hand los. »In deiner Seele lebt gar keine Poesie, oder?«
    Das tat ein bisschen weh. »Darauf wurde im Medizinstudium nicht besonders viel Wert gelegt.« Sie schnüffelte. »Du riechst nach Rosen. Phil nach Geißblatt. Thierry nach Gardenien und Marcel wie eine gemähte Wiese. Gibt es nur angenehme Gerüche oder laufen auch Kyn herum, die nach verfaulten Eiern oder Hundehaufen riechen?«
    Er musste laut lachen. »Nur angenehme.«
    »Du lässt Leute vergessen. Was für Tricks können die anderen?«
    »Talent ist etwas Privates. Wir wissen vielleicht von den Talenten der anderen, aber wir sprechen nicht darüber.« Er sah ihren streitlustigen Gesichtsausdruck. »Also gut. Du kennst mein Talent und Philippes. Mein Freund Gabriel konnte große Insektenschwärme herbeirufen und kontrollieren.«
    »Dann verzichte ich darauf, Gabriel vorgestellt zu werden. Wie steht es mit Heirat und Kindern?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Heiraten die Darkyn Menschen? Adoptieren sie Kinder? Du weißt schon, führen sie ein so halbnormales Leben wie möglich?«
    »Wir vermieden Beziehungen zu Frauen, bis ein paar zurückkehrten und wir entdeckten, dass wir andere zu unseresgleichen machen konnten.« Michael sagte bewusst nichts darüber, warum diese anderen nicht mehr da waren, denn er war der Meinung, dass Alexandra für diesen Teil der Geschichte noch nicht bereit war.
    »Unsere Tresori sind Menschen, und einige bereiten uns Vergnügen, aber Beziehungen und Kinder, selbst adoptierte, sind gefährlich. Ich schätze, man könnte sagen, dass wir dem aus dem Weg gehen.«
    »Warum? Ich meine, ich verstehe schon, dass ihr niemanden lieben wollt, der dann alt wird und euch wegstirbt, aber wie kann es jemand aushalten, für immer allein zu leben?«
    Michael stellte sich eine Zukunft ohne Alexandra vor. Die Macht und die Kontrolle und die Position, für die er jetzt so lange gearbeitet hatte, boten nur kalten Trost.
    »Die Brüder sind mehr als bereit, Menschen genauso zu foltern wie Darkyn. Wenn du jemanden liebst, einen Sohn oder einen Ehemann « – er sah ihr in die Auge n – »würdest du wollen, dass er dasselbe durchmachen muss wie ich? Wenn er ein Mensch ist, dann würde er das nicht überleben.«
    »Ich verstehe, was du meinst.« Ihre Augen glitten zum Tor hinüber. »Da kommt jemand.«
    Michael beobachtete die junge Frau, die endlich durch das Tor trat und langsam auf sie zukam. »Sie wird von l’attrait angezogen.« Er stand auf und streckte die Hand aus. »Komm her, chérie .«
    Die mollige junge Frau war für ihren Besuch auf dem Friedhof ganz in Schwarz gekleidet. Schwere Silberketten waren um das ausgeleierte Bündchen ihrer billigen Vinylhose geschlungen, und Kreuze und Pentagramme hingen an Plastikriemen um ihren dicklichen Hals. Das schwere weiß-schwarze Make-up, das sie aufgelegt hatte, konnte ihr rundes, kindliches Gesicht nicht ganz überdecken.
    Michael nahm ihr die schwarze Strickmütze vom Kopf, und man konnte ihr kurzes abstehendes schwarzes Haar sehen. »Sag mir deinen Namen.«
    Das Mädchen lächelte ihn verträumt an. »Edith. Ich hasse ihn. Ich lasse mich von allen Tod nennen.«
    »Du kannst sie so schnell hypnotisieren?«, fragte Alexandra.
    »Nein. Sie hat bereits danach gesucht. Ich habe nur eine Einladung ausgesprochen. Sieh her.« Zu dem Mädchen sagte er: »Edith, warum bist du hier?«
    »Ich komme oft her. Ich mag es hier. Die toten Leute machen sich nicht über mich lustig.« Sie holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Sie sind einsam wie ich.«
    »Nach heute Abend wirst du dich nicht mehr einsam fühlen.« Er fing an, die

Weitere Kostenlose Bücher