Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
gehen.«
»Ja, Ma’am.«
Der Gehorsam in ihrer Stimme ließ Alex in ihre Augen sehen. »Lass dich nicht mehr Tod nennen. Das ist ein dämlicher Name. Und hör auf, diese Kleider zu tragen. Die sind hässlich.«
Edith nickte und griff nach unten. Sie hatte ihre schwarze Vinylhose aufgeknöpft und den Reißverschluss geöffnet, bevor Alex ihre Hände ergriff.
»Herrgott, doch nicht hier draußen.«
Edith hörte sofort auf, sich auszuziehen.
Wird sie alles tun, was ich ihr sage? Alex blickte zu beiden Seiten die Straße hinunter und testete dann ihre Theorie. »Edith, ich möchte, dass du mit den Armen wedelst und gackerst wie ein Huhn.«
Sie fing an, mit den Armen zu wedeln. »Pock-pock-pock, pock-pock-poc k … «
Blinde Wut übermannte Alexandra, aber es gelang ihr, Edith zu sagen: »Hör auf, mit den Armen zu wedeln und zu gackern. Geh rein und schlaf etwas.« Der Wind wurde stärker und fuhr durch ihr Haar. »Träum was Schönes.«
»Ja, das werde ich. Von ihm.« Der Blick der jungen Frau glitt auf die Straße. »Er ist so ein toller Mann.«
»Ein echtes Testosteronpaket.« Alex schloss die Tür auf und schob sie hinein. Mit dem aufkommenden Wind wurde es kälter. »Ich möchte, dass du morgen zum Arzt gehst. Hol dir eine Überweisung zum Psychologen. Und geh in die Kirche.«
Als Edith die Treppe hinaufschwebte, warf Alex den Schlüssel ins Haus und schlug die Haustür zu. Die kalte Luft ließ sie fluchen; sie hatte vergessen, sich ihre Jacke zurückzuholen.
Cyprien wartete auf sie am Ende des schmalen Weges, der zu dem Doppelhaus führte. »Und jetzt suchen wir dir ein willige s … «
Alex schlug ihm ins Gesicht. Ihre Knöchel trafen ihn genau am Kinn. Sie spürte, wie ihre Haut platzte, sah zu, wie er rückwärts taumelte. Über ihnen zuckte ein Blitz.
Er war fassungslos, hielt sich den Kiefer. »Warum hast du mich geschlagen?«
Entweder musste sie ihn noch mal schlagen oder weglaufen. Sie kam nur bis zum Ende des Blocks, als es anfing zu regnen und er nach ihr griff und sie zu sich herumwirbelte.
»Warum?« Er fing ihre Faust diesmal auf, bevor sie sein Gesicht traf, und hielt sie fest.
Sie zog ihren Fuß zurück und wäre auf dem nassen Bürgersteig fast ausgerutscht. Es regnete jetzt so heftig, dass sie fast schreien musste, damit er sie hörte. »Möchtest du für den Rest der Ewigkeit wie ein betrunkener Seemann gehen?«
»Warum hast du mich geschlagen?« Seine Augen wanderten an ihr herunter, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als er sah, was von ihren Knöcheln tropfte. »Warum blutest du immer noch?«
»Beiß mich doch ein bisschen in den Hals und streichel mir den Rücken«, knurrte sie, »vielleicht hört es dann auf.«
Cyprien zog sie unter eine Straßenlaterne und untersuchte ihre Wunde. »Du heilst nicht.« Sein Kopf ruckte hoch. » Mon Dieu , du hast dich noch nicht verwandelt.«
Sie hob ihr Kinn ein Stück höher. »Und das werde ich auch nicht.«
Er wickelte das Taschentuch, das er für Ediths Hals benutzt hatte, um ihre blutenden Knöchel. »Ihr habt etwas getan, um es aufzuhalten, nicht wahr? Du und deine Wissenschaft.«
Alex betrachtete den ungeschickten, regendurchtränkten Verband. »Die Medizinwissenschaft gehört mir eigentlich nicht. Vielleicht John Hopkins. Natürlich habe ich etwas getan. Ich bin Ärztin. Ich tue dieses Etwas, verdammt. Das hier ist kein Fluch; es ist eine Krankheit. Krankheiten kann man heilen .«
Er stand plötzlich ganz still. »Die Injektionen.«
Der Regen verwandelte sich plötzlich in ein schwaches Nieseln. Mondlicht schien durch die dünner werdenden Wolken und verwandelte den Himmel von einem schmutzigen Schwarz in ein tiefes, nasses Violett.
Also war er draufgekommen. Alex konnte bluffen oder sie konnte ihn auf ihre Seite bringen. »So lange ich kein Blut verdaue, werde ich mich, glaube ich, nicht weiter verändern. Meine Symptome sind abgeklungen.« Sie mochte die Art nicht, wie er sie jetzt ansah, und trat einen Schritt zurück. »Wenn ich diese Krankheit heilen will, dann darf ich nicht zulassen, dass sie weiter fortschreitet. Sie muss ruhen.«
Er hörte ihr nicht mehr zu. »Du hast noch nie Blut getrunken.« Er riss sie an sich. »Du hast überhaupt nichts zu dir genommen.«
»Ich trinke kein Blut. Ich habe es dir gesagt. Niemals.« Sie wand sich im Schraubstock seiner Hände. » Magst du deine Kniescheiben nicht?«
Offenbar nicht. Er hielt jetzt ihr nasses Haar in der Faust. »Du musst etwas zu dir nehmen, Alexandra.
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