Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
hochgeschlossene Gothic-Bluse aufzuknöpfen, die sie trug. »Gibt es noch einen anderen Grund?«
»Ich möchte die Rosen sehen. Sie riechen so wunderschön.« Ihr leerer Blick wanderte zu Alexandra. »Bist du auch einsam?«
»Mein Gott.« Sie stand auf. »Ich kann mir das nicht ansehen.«
»Das musst du, Alexandra.« Er legte seine Hand auf Ediths Wange und drehte ihr Gesicht zu ihm herum, dann schloss er ihre Augenlider mit seinen Fingern. Blutdurst pulsierte in ihm, härter und schwerer, weil Alexandra so nah war, aber er hielt ihn unter Kontrolle. Er legte einen Arm um die Taille des Mädchens. »Sie ist jung und gesund, deshalb wird das, was ich jetzt tue, ihr nicht schaden. Wir jagen niemals Alte oder Kranke. Wir nehmen niemals mehr, als sie entbehren können.«
»Du bist so ein rücksichtsvoller Blutsauger.«
»Bitte.« Das Mädchen schmiegte sich enger an ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter, hielt ihm ihren Hals hin. »Bitte.«
»Ich werde ihr nicht wehtun, das schwöre ich.« Michael beugte den Kopf und legte den Mund auf die helle Haut, aber seine Augen ruhten auf Alexandra. Sie stand nur ein paar Zentimeter entfernt, angespannt, die Augen schmal. »Sie will es so sehr wie ich. Du hast die Anziehungskraft von l’attrait gespürt, Alexandra. Du kennst die Macht, das Vergnügen.«
»Und den Schmerz.« Ihre Hände ballten sich an ihren Seiten zu Fäusten. »Na los. Ich laufe nicht weg. Halt einfach dein Wort.«
Ediths Haut war so zart, dass er nicht fest zubeißen musste. Das Mädchen keuchte und ließ sich gegen ihn sinken, während Blut aus den zwei Punktwunden in seinen Mund floss.
Den Blick immer noch auf Alexandra gerichtet, trank er.
Es war schon fast dunkel, als John von der Polizeiwache zurückkehrte. Ein großer, gestresst aussehender Mann mit einem weißen Kittel wartete vor der Kirche. Als er sah, wie John aus dem Wagen der Pfarrei ausstieg, lief er direkt auf ihn zu. »Sie sind Vater Keller, nicht wahr? Alex’ Bruder? Sie sehen ihr nicht besonders ähnlich.«
»Das bin ich.« John erkannte ihn nicht, nahm aber aufgrund des Kittels und des Stethoskops, das um seinen Hals hing, an, dass er Arzt war. »Wo ist Alexandra?«
»Tut mir leid, das weiß ich nicht.« Er warf John einen leicht gereizten Blick zu. »Ich bin Dr. Haggerty, Charlie Haggerty. Alex und ich waren zusammen, zumindest bis sie wieder verschwand. Wochenlang höre ich nichts von ihr, und dann bekomme ich gestern diesen komischen Anruf von ihrer Praxishelferin.«
»Alex hat Grace angerufen?«
Dr. Haggerty schüttelte den Kopf. »Nein, aber eine Freundin von ihr aus Atlanta, Leann Pollock. Alex hat sie offenbar gebeten, etwas für sie zu recherchieren, aber jetzt ist sie wieder wie vom Erdboden verschluckt. Leann hat versucht, sie zu erreichen. Grace arbeitet jetzt für einen anderen Arzt, aber sie hört immer noch Alex’ Nachrichten ab. Sie war wegen Alex schon wieder völlig aufgelöst.«
»Was musste die Frau denn für Alex recherchieren?«
»Grace wusste es nicht.« Der Arzt fuhr sich mit der Hand durch sein buschiges Haar. »Hat sie deshalb ihre Praxis geschlossen? Zieht sie nach Atlanta?«
John dachte daran, wie merkwürdig sich Alexandra an dem Abend benommen hatte, bevor er nach Rom gereist war. »Sie hat mir nichts über ihre Pläne erzählt.«
»Mir auch nicht. Hören Sie, ich liebe Alex sehr, aber sie ist ziemlich verkorkst und sie will sich von mir nicht helfen lassen. Ich weiß, dass sie zu Ihnen aufblickt; vielleicht können Sie mit ihr reden.« Er gab John einen Zettel. »Das ist Leanns Telefonnummer. Wenn Sie Alex finden, dann sagen Sie ihr, es tut mir leid, aber ich kann das nicht mehr. Ich muss mein eigenes Leben auf die Reihe kriegen, verstehen Sie?«
John streckte die Hand aus. »Danke, dass Sie zu mir gekommen sind.«
»Kein Problem.« Dr. Haggerty schüttelte seine Hand. »Alex ist eine großartige Chirurgin und eine tolle Frau. Diese Sache, die sie durchmachen musst e … nun, ich hoffe, dass Sie etwas für sie tun können.«
John ging ins Büro des Pfarrhauses und rief Leann Pollock an. Die Chemikerin klang genauso verwirrt wie Dr. Haggerty.
»Alex rief mich an, als sie vor ein paar Tagen in der Stadt war. Sie sagte, sie bräuchte ein paar Daten aus dem Archiv der Seuchenschutzbehörde für die Arbeit, die sie über Seuchen im vierzehnten Jahrhundert schreibt. Sie hat mich auch gebeten, ihr eine Aufstellung der Impfungen zu besorgen, die wir vom Friedenscorps erhalten haben, bevor wir
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