Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Sie hatte darüber nachgedacht, wieder allein loszuziehen und wahllos zu töten. Es war gefährlich, vor allem jetzt, aber es war besser, als an Langeweile zu ersticken.
John Keller war nicht langweilig gewesen.
Niemand wusste, dass Gelina ein Werkzeug der Kirche war, seit sie in das Kloster der Schwestern der unbefleckten Gnade geschickt worden war. Hatte ihre Familie gewusst, dass die Schwestern nicht zur üblichen Sorte gehörten und dass die Einladung eine Falle gewesen war?
Gelina hatte nicht daran gedacht, ihre Eltern das zu fragen, als sie sie umbrachte.
Die Nonnen wussten genau Bescheid über Gelinas schmutzige kleine Geheimnisse. Sie hatten sie vom Kloster nach La Lucemaria gebracht, wo sie wie ein Hund an Ketten in einer kleinen Kammer gehalten wurde, die die guten Brüder regelmäßig besuchten.
Wochen folgten, Tag auf Tag, den sie auf ihrem Rücken und ihrem Bauch verbrachte und in ein verschwitztes, grunzendes Gesicht blickte oder mit der Nase in die billige Matratze gedrückt wurde. Sie konnte noch die Male zählen, die sie versucht hatte zu fliehen, und wie viele feine Narben die lange dünne Peitsche der Mönche auf ihrem Rücken hinterlassen hatte. Die Männer, die sie nach der Bestrafung benutzten, fügten ihr gerne noch mehr Schmerzen zu. Sie lehrten sie auch, Gefallen daran zu finden.
Bis zu dem Tag, an dem sie sich von ihren Fesseln befreit, dem Mönch, der sie schlug, die Peitsche entrissen und ihn damit ausgepeitscht hatte. Er hatte wie eine Frau geschrien, so wie Gelina es nie getan hatte.
Niemand hatte Gelina dafür bestraft, dass sie den Mönch umgebracht hatte. Tatsächlich wurde sie gelobt und dazu eingeladen, eine ihrer besonderen Helferinnen zu sein. Sie belohnten sie, indem sie ihr einen Gefangenen übergaben, der seine gottlosen Sünden nicht gestehen wollte. Dann noch einen und noch einen. Nach kurzer Zeit erlaubte man ihr zu reisen, nach Hause zu gehen und so zu tun, als führe sie ein normales Leben. Niemand in ihrer Familie wunderte sich über ihre kurzen Reisen nach Italien. Niemand beschuldigte die schüchterne prüde Gelina des brutalen Mordes an ihren Eltern. Und das Beste überhaupt war, dass ihr niemand mehr wehtat.
Niemand außer John Keller.
»Er ist zur Polizei gegangen, wegen seiner Schwester.« Gelina hörte, wie Cabreri das dem Bischof erzählte. »Ich glaube immer noch, dass ich bleiben und ihn beobachten sollte.«
Wie sehr die Amerikaner ihre Leute beschützten. Hightower vergaß, wer ihm das Erzbistum gegeben hatte und wer es ihm wieder nehmen konnte. Sie machte sich im Geist eine Notiz, mit Stoss darüber zu sprechen, der an solchen Beobachtungen immer sehr interessiert war. Tatsächlich würde der Erzbischof vielleicht vor die Versammlung des Lichts gezerrt werden und erklären müssen, warum er so besessen von Keller und seiner Schwester war.
Ist er ihr Vater? , fragte sich Gelina. Es hieß, Hightower wäre mehr hinter Röcken als hinter der Gnade her gewesen, als er in Rom diente. Schade, dass er jetzt so wichtig und fett ist.
»Der Kardinal bittet uns, zu warten und seine Leute ihre Arbeit tun zu lassen«, sagte Hightower zu seinem Assistenten. »John wird keinen Moment allein sein.«
Nein, das würde er nicht. Ein Bruder folgte ihm jetzt, und wenn John seine Schwester suchen ging, würde Gelina sein Schatten sein.
Sie machte sich keine Sorgen, dass John Keller sie erkennen könnte. Bevor sie Rom verließ, hatte sie ihr Aussehen erneut radikal verändert. Sie hatte sogar drei Reihen hinter Keller im Flugzeug gesessen, und er hatte sie keines einzigen Blickes gewürdigt, geschweige denn eines zweiten.
Das gefiel ihr. Wenn sie mit Kellers Schwester fertig war, hatte sie die Erlaubnis, ihn in das Kloster in Arizona zu bringen, wo man ihr Platz, Zeit und die Freiheit gab, einen ausgiebigen Urlaub mit John Keller zu genießen. Der Koffer mit Drogen, Werkzeugen und der anderen Ausrüstung, den sie aus Rom hatte kommen lassen, würde dort auf sie warten, genauso wie ein schalldichter Raum und genug Zeit zum Spielen.
Sie liebte es so sehr, mit ihnen zu spielen.
»Mir gefällt das nicht.« Cabreri, das nervige kleine Wiesel, stöhnte immer noch darüber, dass er an der Operation nicht beteiligt war. »Keller ist labil, Eure Exzellenz. Noch eine Krise, und er dreht vielleicht durch.«
Es wurde Zeit, das hier zu beenden, bevor einer von ihnen etwas Dummes tat und die Operation gefährdete.
»Lasst das meine Sorge sein, Vater«, sagte Gelina zu ihm, als
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