Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Du bist eine Kyn; du kannst niemals mehr ein Mensch sein. Du nimmst Nahrung auf oder du stirbst.«
»Jeder muss sterben, Mike. Na ja, ihr vielleicht nicht, aber jeder andere auf diesem Planeten.« Sie zuckte zusammen. »Hör auf, mir an den Haaren zu ziehen.«
»Ich habe dir deine geliebte Freiheit geschenkt«, schrie er, krallte die Hände in ihre Bluse und hob sie hoch. »Ich habe dich ›machen lassen‹, und dann tust du dir das an?«
Alex drehte sich, und der dünne nasse Baumwollstoff ihrer Bluse riss an den Seiten und den Schulternähten auf. Sie fiel auf die Füße und ließ das Vorderteil ihrer Bluse in Cypriens Händen zurück. Der Rücken löste sich von ihren Schultern und fiel zu Boden. Jetzt trug sie nur noch ihren BH , der aus dünnem Satin und dank des Regens praktisch durchsichtig war.
»Ganz toll.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Können wir jetzt gehen?«
»Nein.« Er warf den zerrissenen Stoff weg. »Du bist meine Sygkenis .«
Er war viel zu wütend. Aber das war sie schließlich auch. »Du wirfst mir ständig dieses Wort an den Kopf, und ich weiß nicht, was zur Hölle das heißen soll.«
»Es bedeutet, dass du mein Werk bist, meine Frau, und dass du tust, was ich sage.«
Alex roch Rosen und Regen. »Du lebst nicht nur in den Wolken; du hast da oben alles möbliert. Lassen wir das Thema, ja?« Sie würde sich ins Auto setzen und warten, bis er sich beruhigt hatte. Wenn sie sich wieder bewegen konnte.
»Weißt du, wie viel du vergessen kannst?« Er ging um sie herum, trat hinter sie. »Erinnerungen sind wie Blütenblätter. Ich pflücke eins « – er berührte ihr Haar und flüsterte an ihrem Oh r – »und du vergisst den Namen des Mädchens auf dem Friedhof.«
Wärme breitete sich von ihrem Ohr in ihrem Kopf aus. Sie brannte nicht, aber sie legte sich über die scharfen Kanten ihrer Wut und machte sie weicher.
»Nein, das werde ich nicht. Ihr Name wa r … « Sie runzelte die Stirn. Der Name, dieser dämliche, altmodische Name, wie lautete der noch gleich?
Cypriens Hand legte sich um ihren Hals. »Ich pflücke noch eins«, sagte er und knabberte an ihrem Ohrläppchen, »und du vergisst sie und was ich mit ihr gemacht habe.«
Blütenblätter. Die Blütenblätter einer unsichtbaren Rose strichen überall über ihre Haut. Die Wärme wurde zu einer sanften Hitze, die sich von ihrem Hals ausbreitete und in ihre Brüste strömte, sie erfüllte. Alex stieß zischend die Luft aus, als sie spürte, wie etwas an ihren Nippeln war, wie etwas sie von innen berührte, sie nach außen schob, sodass sie sich anhoben und zusammenzogen.
Tat Cyprien das?
Sie versuchte sich umzudrehen, aber er hielt sie fest, während er ihr Haar beiseiteschob und den Regen aus ihrem Nacken leckte. Dann verstand sie die Hitze. Er hatte ihr die Erinnerungen genommen, genau wie er gesagt hatte. »Das reicht.«
»So viele wichtige Erinnerungen, Alexandra. Sie ruhen wie Gewichte auf dir, weil ein Arzt sie niemals vergessen kann. Die Patienten. Die Operationen. Die langen Jahre im Krankenhaus, das Medizinstudium.« Er drehte sie zu sich um. »Ich kann sie alle verschwinden lassen. Ich kann dich vergessen lassen, dass du jemals Ärztin warst, jemals etwas anderes als mein.«
Die Wärme zog sich ein Stück zurück, und Alex erinnerte sich an Edith und was auf dem Friedhof passiert war. Sie erinnerte sich auch an Heathers verträumte, leere Augen.
»Warum willst du eine hirnlose Puppe, Michael?« Sie war so wütend, dass sie ihn hätte kastrieren können. Mit den Zähnen. »Kommst du mit unwilligen Spendern nicht zurecht?«
»Du bist meine Sygkenis «, sagte er ihr mit seiner alten Arroganz. »Fleisch von meinem Fleisch, Blut von meinem Blut. Du wirst ewig leben, an meiner Seite, und tun, was ich sage.«
»Die Stimme passt, aber du musst noch an den Formulierungen arbeiten und an dem düsteren Blick«, sagte sie zu ihm. »Sieh dir mal Frank Langella an. Er hat es in seinem Dracula-Film genau getroffen.«
Cyprien küsste sie.
Alexandra konnte in den ersten zehn Sekunden nicht sagen, dass sie schockiert war. Sie hatte ihn gereizt und sich auf seinen Gegenschlag vorbereitet. Sie wollte, dass er wütend wurde, so wütend, wie sie es war, damit er auch von innen verglühen würde. Ein wütender Kuss war viel besser als das Medizinstudium zu vergessen.
Nach elf Sekunden änderten sich die Dinge. Sie küssten sich immer noch mit geöffneten Lippen. Seine Zunge drang tief in ihren Mund, und die Spitzen seiner
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