Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Knien herunter und blickte auf. Nur wenige Schwänze verdienten es, in Marmor verewigt zu werden, aber dieser war so lang und hart und schön, dass sie sofort einen Bildhauer rufen wollte.
Cypriens Hand strich über ihr Haar, drängte ihr Gesicht dichter an sich. Sie rieb ihre Wange gegen seinen Oberschenkel, schloss die Augen und betete, dass sie schnell genug war.
»Alexandra?«
Alex sprang auf und rannte um Ediths Doppelhaus herum. Der Garten war nicht eingezäunt und auch der der Nachbarn dahinter nicht. Sie war schon halb durch den zweiten Garten, als sie Cyprien fallen und fluchen hörte.
Kein Mann auf der Welt wird Nein sagen, wenn du ihm einen blasen willst , dachte Alex, während sie durch Gärten und um Häuser herum lief und so viel Abstand zwischen sie brachte, wie sie konnte.
Und kein Mann, nicht einmal Cyprien, konnte eine Frau mit heruntergelassener Hose verfolgen.
* Anmerkung der Übersetzerin: Morticia Addams aus der TV -Serie The Addams Family.
18
»Alex hat mir nie erzählt, dass Sie Priester sind«, meinte Leann Pollock, während sie John in ein kleines, etwas unaufgeräumtes Wohnzimmer führte.
»Ich glaube nicht, dass Alex besonders viel von mir spricht.« John war froh darüber. Er brauchte Informationen, und wenn Leann wüsste, wie Alex über ihn dachte, dann würde sie ihn wahrscheinlich aus dem Haus werfen.
»Sie tat es, als wir zusammenarbeiteten. Meistens sprach sie davon, wie sie beide als Kinder auf der Straße lebten. Es war toll, wie Sie sich um sie gekümmert haben.« Sie schob einen Stapel Zeitungen von der Sitzfläche eines Sessels auf den Boden. »Entschuldigen Sie die Unordnung. Ich würde mir gerne eine Putzfrau nehmen, aber die Leute erzählen mir immer nur Horrorgeschichten über die, die sie mal hatten.«
Leann Pollock war eine zierliche Rothaarige mit müden Augen. Sie trug immer noch ihre Büroklamotte n – ein etwas zerknittertes pinkfarbenes Kostü m – , und John sah eine halb gegessene Mikrowellenmahlzeit neben den Aktenstapeln und Papieren auf ihrem staubigen Esszimmertisch stehen.
Sie folgte seinem Blick. »Ich kann auch nicht kochen«, gestand sie. »Eigentlich brauche ich eine Ehefrau.« Sie zwinkerte ihm zu. »Schade eigentlich, dass ich Männer so gerne mag.«
John hätte gelächelt, aber Leanns lockerer Humor erinnerte ihn zu sehr an Alex. Und auch Leann lebte nur für ihre Arbeit. Auf dem Couchtisch entdeckte er ein Buch über Epidemiologie, eine Karte mit einer grafischen Darstellung der Wachstumsrate von Ansteckungen und einen offenen Karton voller Mikroskop-Objektträger. Neben den Objektträgern lagen ein paar benutzte Stäbchen und ein leerer Behälter mit chinesischem Essen.
Vielleicht ein bisschen zu engagiert, dachte er und blickte von den Objektträgern zu dem Essenskarton. »Alexandra hat mir erzählt, dass Sie bei der Seuchenschutzbehörde über Krankheiten recherchieren.«
»Mein Gebiet sind die pandemischen Seuchen. Ich habe jede Menge Cholera- und Typhusfälle gesehen, als ich in Übersee war, und fing an, mich für die Kontrollfaktoren zu interessieren.« Sie setzte sich und zögerte. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch etwas trinken möchten, John? Ich habe Mineralwasser, Eiskaffe e … « Sie machte eine vage Geste.
»Nein danke.« Er wartete, bis sie sich gesetzt hatte, bevor er hinzufügte: »Haben Sie etwas von Alex gehört?«
»Nein, nicht ein Wort.« Sie streifte ihre Schuhe ab und schob sie mit den Zehen unter den Couchtisch. »Sie sagten doch, sie wäre auf einem Ärztekongress, oder nicht?«
Erzähl eine Lüge , sagte Audra in Johns Kopf, und du machst dich zum Sklaven dieser Lüge . »Dort ist sie auch noch. Ich dachte nur, sie hätte sich zwischen zwei Vorträgen vielleicht bei Ihnen gemeldet.«
»Ach so. Nein, ich schätze, sie war zu beschäftigt.« Sie griff in eine große Ledertragetasche, die neben ihrem Stuhl stand, und holte einen dicken Umschlag heraus. »Das hier ist alles, wonach Alex gesucht hat. Die ganzen Unterlagen der Seuchenschutzbehörde über bekannte Seuchen im vierzehnten Jahrhundert, die archäologische Forensik, Karten und so weiter.«
John nahm den Umschlag entgegen und bedankte sich bei ihr. »Nur so aus Neugier, gab es denn eigentlich auch unbekannte Seuchen?«
»In der Vergangenheit wurden viele Leute ausgelöscht, ohne dass wir genau wissen, was sie umbrachte«, erwiderte Leann. »Während jener Zeitspanne, über die Alex recherchiert, haben wir fast ein Viertel der Weltbevölkerung
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