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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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aufgeplatzten Lippen. »Und Sie tun mir leid.«
    Gelina riss die Augenbinde herunter. »Ich tue dir leid, ja?« Sie kratzte Leann wie ein Tier mit ihren langen, scharfen Nägeln über das Gesicht und den Hals. Als es von beiden Händen rot heruntertropfte, leckte sie das Blut ab und spuckte der Frau in ihr zerstörtes Gesicht. »Tue ich dir jetzt leid? Hä? Tue ich dir immer noch leid?«
    Leann antwortete nicht. Sie starrte nur auf die Kerze, die neben ihrem Kopf brannte, die Augen weit aufgerissen und dankbar, die Pupillen starr.
    Philippe entdeckte Alex in einer Touristenbar namens Midnight Sax im Quarter, wo sie in einer dunklen Ecke saß und eine Flasche Ale trank. Auf der Bühne sang eine dicke schwarze Frau ein langsames, trauriges Lied, aber Alex beachtete sie gar nicht. Sie beobachtete einen großen Mann am Nebentisch. Der Mann war allein und betrank sich.
    Seit sein Meister Alexandra nach La Fontaine zurückgebracht hatte, versuchte Philippe alles, was in seiner Macht stand, damit sie sich wohlfühlte. Als Cypriens Seneschall war das seine Pflicht, und Philippe fühlte sich immer noch teilweise verantwortlich für ihre Situation.
    Er mochte Alexandra außerdem. Sie erinnerte ihn an seine Schwester Maere, die genauso zierlich und dunkelhaarig und erschreckend furchtlos gewesen war. Maere hatte sich um ihn gekümmert, als die Krankheit kam, hatte sich bei ihm angesteckt und war ein paar Tage, nachdem er als Kyn zurückgekehrt war, gestorben. Insgeheim hatte Philippe ihr einfaches Grab noch Wochen nach ihrem Tod beobachtet, aber nur wenige Frauen waren verflucht, und Maere blieb in der Erde.
    Philippe wollte nicht an Alexandras Grab wachen.
    Er ging zu ihr hinüber und setzte sich auf den leeren Stuhl neben sie. »Wie schmeckt das Ale?«, fragte er in vorsichtigem Englisch.
    Alexandra betrachtete die Flasche in ihrer Hand. »Corona ist Bier, Phil. Und es ist zu warm.« Sie blickte hinüber zu dem großen Mann.
    Philippe betrachtete den Mann ebenfalls. Er hatte blaue Flecke an den Handknöcheln und das kleine, verkniffene Gesicht eines Schlägers.
    »Hat Cyprien dich geschickt, um mich wieder einzufangen?« Sie wartete nicht auf seine Antwort. »Er würde nicht selbst nach mir suchen. Nein, dafür schickt er einen Lakaien. Glaubt er, er kann mir befehlen, nachts rauszugehen und mir jemanden zu nehmen?«, fragte sie die Bierflasche. »Wenn ja, dann kann er seine hübschen weißen Zähne von seinem Teppich aufsammeln.«
    »Der Meister wünscht, du zurückkommen.« Er wartete eine Minute, aber sie sagte nichts. »Alexandra, bitte?«
    »Ich habe dich verstanden. Dein Meister kann mich mal in den Arsch beißen.«
    »Wenn er versucht, du ihn schlagen.« Er hasste ihre Sprach e – selbst Deutsch ergab mehr Sin n – und schüttelte den Kopf. »Mein Witz nicht gut. Wie mein Englisch.«
    »Nein, wirklich, das war ganz ordentlich.« Sie seufzte. »Sag mir etwas, Phil. Lebt ihr Typen wirklich seit Zwölfhundertirgendwas?«
    » Oui .«
    »Du bist wirklich siebenhundert Jahre alt.« Sie stützte ihre Wange auf ihre Faust.
    »Ich nicht weiß genau«, sagte er zu ihr. Wie sollte er auf Englisch sagen, dass er nur ein einfacher Bauer war und niemand sich die Mühe gemacht hatte, sein Geburtsjahr aufzuschreiben? Dieser Teil seines Lebens existierte nur im immer gleichen Zyklus der Jahreszeiten, in denen er auf dem Feld gearbeitet hatte. Cyprien war eine Handvoll Jahre älter als er; er konnte sich an ihn als jungen Grafen erinnern, der an der Hütte vorbeigeritten war, in der er und sein Vater lebten. »Ein bisschen jünger als der Meister.«
    »Du verstehst das nicht, Phil. Ich habe gerade mit einem siebenhundert Jahre alten Mann geschlafen.«
    Philippe wusste das, aber nur, weil er Cypriens Bett neu bezogen hatte. Er sollte etwas sagen, damit sie sich deswegen nicht so schlecht fühlte. »Glückwunsch?«
    Alexandra blickte ihn an und brach in Gelächter aus. Ihr Lachen ließ ihn lächeln, aber das gelang ihr mit vielen Dingen.
    »Komm schon, Phil.« Sie stand auf und streckte die Hand aus.
    Er ergriff sie, und sie zog ihn auf die Füße. »Wir gehen zurück, oui ?«
    »Nein.« Sie zog ihn am Arm zu einem freien Platz vor der Bühne. »Wir werden jetzt tanzen.«
    Unter dem glühenden Blick der Sängerin erstarrte Philippe. Ihr Lied war langsam und sinnlich, die Musik voller Sex und Bedauern. »Ich nicht das tue.«
    »Heute tust du es.« Sie studierte sein Gesicht. »Du weißt nicht wie?« Er schüttelte den Kopf. »Es ist

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