Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
beinahe mit drei spärlich bekleideten Frauen zusammengestoßen, die an einer Ecke herumlungerten. Das Foto von Alex fiel zu Boden. »Entschuldigung, Ladys.« Er wollte das Bild wieder aufheben.
»Na, zur Hölle, die Gegend ist auch nicht mehr das, was sie mal war«, sagte eine der Frauen. Sie hob das Foto auf und betrachtete es. »Ist das deine Freundin?«
John versuchte zu lächeln. »Ich bin Priester.«
Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Das ist schon okay, Süßer. Wir haben einen Spezialpreis für Prediger. Mengenrabatt, könnte man sagen.«
Die anderen beiden Prostituierten kicherten.
»Arbeitet ihr Ladys regelmäßig in diesem Viertel?«
Ihr Lächeln verschwand. »Ja«, sagte eine der beiden, die gelacht hatten. »Und wir brauchen hier keinen, der uns mit Bibelsprüchen kommt und uns die Freier vergrault.«
»Ich habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht meine Schwester gesehen haben.« John deutete mit dem Kinn auf das Foto. »Ihr Name ist Alexandra, und sie war vor ein paar Tagen hier in der Gegend.«
Die drei Frauen beugten sich über das Foto, und es war die dritte, die nickte.
»Ich hab sie gesehen, an dem Abend, als die Cops uns von der Straße gescheucht haben. Sie war mit drei großen Kerlen zusammen. Sie sah ziemlich wütend aus. Sie haben sie da drüben eine Weile in die Mangel genommen.« Sie deutete auf den hinter ihnen liegenden Eingang eines Modegeschäfts. »Dachte, sie besorgt es dem Hübschesten, wissen Sie, weil die beiden anderen dastanden und von der Straße aus den Blick verstellten.«
John hatte mehr Glück bei dem Ladeninhaber, einem älteren Mann, der an jenem Abend länger gearbeitet und Alex’ Gespräch mit dem Mann in dem schwarzen Trenchcoat mitgehört hatte.
»Sicher erinnere ich mich an diese Leute. Hat mir ganz schön Angst gemacht. Nach dem, was sie sagten, dachte ich, sie könnten etwas mit dem Pädophilen zu tun haben, der drei Straßen weiter ermordet wurde. Ich habe alles aufgeschrieben, damit ich es nicht vergesse, und habe dann die Polizei angerufen.« Der Mann griff unter die Theke und holte ein Notizbuch heraus. »Das Mädchen war Ihre Schwester?«, fragte er, während er die Seiten durchblätterte.
»Ja, Sir.«
»Hier ist es.« Der Mann klappte das Notizbuch auf. »Ja, hat damit angefangen, dass sie ihm sagte, dass sie nicht nach New Orleans zurückgehen würde. Sagte, sie würde ihn umbringen. Dann hat sie ihn überall im Gesicht berührt, mit den Fingern, und ihn gefragt, wie die Operation war.«
Ein Patient? »Hatte er Narben?«
»Davon war nichts zu sehen. Attraktiver Typ.« Der Ladenbesitzer las seine Notizen. »Er hat sich bei ihr entschuldigt. Sie hat ihm gesagt, dass er sie in Ruhe lassen soll und dass sie nichts mehr für ihn tun würde.« Er wackelte mit dem Zeigefinger vor John herum. »Sehen Sie, deshalb dachte ich, sie hätten dieses kranke Stück Scheiße drüben bei der Lagerhalle erledigt. Ich hab mich schlecht gefühlt, weil ich es gemeldet habe, und dann erfuhr ich, dass er da ein kleines Mädchen festhielt. Dann rief ich die Polizei an, und die haben mich weggejagt, als wäre es total unwichtig. War mir egal. Wenn die Kerle den Vergewaltiger gekillt haben, dann sollten sie eine verdammte Medaille bekommen, finde ich. Oh, verzeihen Sie meine Ausdrucksweise, Vater.«
John fragte sich, warum die Polizei den Hinweis auf eine Verbindung zwischen den beiden Fällen nicht aufgegriffen hatte, genauso wenig wie auf die Beschreibung von Alexandra, die er in der nationalen Vermissten-Datenbank eingestellt hatte. »Haben sie noch irgendetwas gesagt? Wohin sie gehen wollten?«
»Hier steht nur, dass der Typ sie dazu überredet hat, es doch zu machen. Er sagte, er würde ihrem Verbrennungs-Irgendwas in Chicago helfe n – sie müsste nur an einen Ort mit einem komischen Namen mitkommen. Den habe ich auch aufgeschrieben.« Er drehte die Seite um und las die dicht stehende Schrift auf der Rückseite. »Hier ist es. Lah-fon-tän. Klingt irgendwie Französisch.«
»Das ist es.« John hatte in der Highschool ein Jahr Französisch gehabt. »Es heißt ›La Fontaine‹.«
Philippe kam in den Keller herunter, als Alexandra gerade für diese Nacht mit Thierry fertig war und alles säuberte. »Der Meister will dich in der Bibliothek sehen.«
»Ich bin müde.« Das war keine Lüge. Um die Kyn-Infektion nicht weiter fortschreiten zu lassen, hatte Alex mit den Injektionen geknausert. Sie schaffte die Operationen jeden Tag gerade so.
»Er ha t …
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