Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
wartete sie nicht, sondern wiederholte die gesamte Prozedur am linken Fuß. Sie stand noch eine Woche lang jeden Tag achtzehn Stunden am Operationstisch. Sie verließ Thierry nur, um sich selbst eine Transfusion zu geben oder um ein paar Stunden zu schlafen. Irgendwann waren seine Füße fast wieder rekonstruiert.
Noch eine Operation, und es war geschafft.
Alex überließ ihn den Krankenschwestern, erstattete Marcel und seiner Tante kurz Bericht und ging dann in ihr Zimmer, um zusammenzubrechen und eine Woche zu schlafen. Cyprien wartete auf sie, aber sie war zu müde, um ihn rauszuschmeißen. »Was?«
»Philippe hat mir gesagt, dass du mit Thierry fast fertig bist.« Er schob die Hände in die Taschen. »Möchtest du nach Chicago zurück? Ich kann für morgen Nacht einen Flug buchen.«
Sie zog sich den Laborkittel aus. »Hier ist der Deal, Mike: Ich bin müde, ich bin schlecht gelaunt, und ich bin nicht in der Stimmung, über Reisepläne zu reden oder mit dir zu tanzen. Muss ich also schreien oder wirst du mir zeigen, wie sehr du mich liebst, und jetzt gehen?«
»Ich möchte, dass du bleibst.«
Sie rieb sich über den Nacken. »Keine Lust zu tanzen heißt auc h … «
»Kein Streit, kein Sex und kein Blut, ich weiß.« Er kam zu ihr, hob sie auf seine Arme und trug sie zum Bett. »Deine Füße müssen wehtun.«
Sie schnaubte. »Versuch du mal, achtzehn Stunden zu stehen; mal sehen, wie deine sich anfühlen.«
Er setzte sich auf den Rand des Bettes und fing an, mit den Daumen kreisförmig ihre Fußsohlen zu massieren. »Es wäre schön, wenn du bei uns bleibst, Alexandra. Wir sind nicht so verschieden, wie du glaubst. Du möchtest Leben genauso gerne retten wie ich. Die Kyn brauchen dich.« Er sah sie an. »Wie sehr ich dich brauche, weißt du ja.«
Die sanfte Stimme und die bittenden Augen täuschten Alex nich t – dies war derselbe Mann, der sie mit Fesselspielen im großen Stil vertraut gemacht hatt e – , aber sie war müde, und seine Hände waren reine Magie. »Wir sprechen morgen Abend darüber, wenn ich mit der Operation fertig bin. Ich bin müde.«
»Morgen also.« Er stand auf, beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. »Gute Nacht, Alexandra.«
Sie versteckte ihre Verwirrung hinter einem Gähnen und schloss die Augen. »Nacht.« Sie wagte erst wieder einen Blick, als sie hörte, wie sich ihre Zimmertür öffnete und wieder schloss. Dann bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen. »Ich muss hier unbedingt raus.«
Alex war müde, zu müde, um unter die Decke zu kriechen. Sie schloss die Augen und versuchte, im Kopf noch einmal Thierrys letzte Operation durchzugehen, aber sie war eingeschlafen, bevor sie beim dritten Schnitt angelangt war.
Der Traum kam und hüllte sie ein wie ein alte, weiche Decke. Alex stand über Thierry gebeugt und transplantierte Knochen und gab Heather Anweisungen, während alle anderen um sie herumstanden und zusahen. Sie betrachtete die Gesichter und sah Philippe, Marcel, Eliane, sogar Jamys. Der Einzige, der fehlte, war Michael.
Thierry öffnete die Augen und blickte sie an. Was machst du mit mir, Angel?
Ich bin kein Engel, und schon gar nicht Ihrer . Alex warf ihr blutiges Skalpell beiseite und sah zu, wie Thierrys Bein zuheilte. Warum kann ich eigentlich keinen schönen Traum haben, wo ich zum Beispiel am Strand von vier fast nackten Rettungsschwimmern mit Piña Coladas und gefrorenen Weintrauben gefüttert werde?
Der Operationsraum verschwand, und Alex fand sich ausgestreckt auf einem Klubsessel wieder. Er stand auf einem völlig leeren weißen Sandstrand. Das Einzige in unmittelbarer Nähe außer Sand und Meer war ein kleiner Tisch mit einem eisgekühlten weißen Cocktail darauf.
Alex blickte auf ihren OP -Kittel herunter, der sich in einen winzigen schwarzen Bikini verwandelt hatte. Ich muss diesen Traum über die Arbeit in der M&M-Fabrik wohl noch mal überdenken.
Eine Bewegung zog ihre Aufmerksamkeit auf sich; jemand stieg aus dem türkisfarbenen Wasser und kam an den Strand. Thierry, nur waren diesmal seine Beine und Füße heil, und er trug nur eine knappe schwarze Badehose.
Alex grinste. Verdammt, ich leiste wirklich gute Arbeit.
Ein sehr nasser und fast nackter Thierry lief gemächlich über den Sand auf sie zu. Er blickte sich um. Das hier ist ein schöner Traum. Was für Trauben möchtest du, Liebling? Weiße? Er hielt ihr eine Handvoll perfekter grüner Trauben hin. Rote? Die Trauben wurden dunkelviolett.
Die Enden des Strandes waren
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