Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
verwirrt.«
Michaels Mundwinkel zuckten. »Ich werde auch nicht schlau aus ihr.«
»Hätte sie einer meiner Männer in die Entrückung geführt und sie wäre ihm gefolgt, dann hätte ich sie sofort töten lassen.« Hinter dieser brutalen Aussage lag eine ausdruckslose Warnung, und der Kamelienduft intensivierte sich für einen Moment. »Aber sie gehört Euch, nicht mir.«
Michael wusste, was er damit sagen wollte. Falls er Alexandra jemals aus seinem Schutz entließ, würde Val seine Drohung wahr machen. Einen Moment lang war er versucht. Er wäre Alexandra los, ohne sie selbst umbringen zu müssen. Es würde sein Leben so viel weniger kompliziert machen. Er hatte ihr sogar gesagt, dass er ihr Tod sein würde.
Ich bringe dich um, Alexandra.
Könntest du mich erst noch ein bisschen lieben?
»Daraus kann nichts Gutes werden.« Val beobachtete Michaels Gesicht genau. »Ihr wisst bereits, dass sie Ärger machen wird, mein Freund.«
»Ja, aber ob sie unserem Fluch entgeht oder nicht, sie gehört mir.« Er blieb an der hüfthohen Steinmauer und den Sandsäcken stehen, die das Wasser des Sees zurückhielten.
»Genau wie ich, wenn Richard Euch zum Seigneur macht.«
Michael warf ihm einen amüsierten Blick zu. »Ihr seid ein Landesherr. Wenn ich eingesetzt werde, dann schuldet Ihr mir Loyalität, mehr nicht.«
»Oh, aber ich bin im Grunde meines Herzens ein einfacher Mann, das wisst Ihr. Bei mir gibt es nur alles oder nichts.« Val ließ es belanglos klingen. »Dundellan ist sehr weit weg, und Richard hat Amerika wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Meine Loyalität gehört zuerst Euch, und darauf werde ich einen Eid leisten.«
Das bedeutete, dass Val in allen Belangen Michael folgen würde, auch wenn es Richards Wünschen entgegenlief. Das war kein Schwur, den ein Mann wie Jaus auf die leichte Schulter nahm. »Ich fühle mich geehrt.«
»Ich spreche für die meisten Suzeräne, die genauso empfinden wie ich. Ihr habt Euch Euern Platz als Oberhaupt der Jardins verdient, Michael, und wir warten alle darauf, dass man Euch einsetzt.« Der Klang seiner Stimme wurde härter. »Wir werden dafür sorgen, dass Ihr diese Position einnehmt und behaltet.«
Michael fragte sich, was Val zu einem so leidenschaftlichen Versprechen veranlasst haben könnte, und dann wusste er es. »Lucan.«
»Ja. Er hat eine Bruderschaftszelle in Irland abgeschlachtet und wurde vom Highlord verbannt. Er kam am nächsten Tag in New York an und tauchte sofort unter.« Val schob mit seiner Stiefelspitze einen Stein über den Boden. »Eine Suche ist eingeleitet. Ich habe Fotos, aber ich glaube, sie sind jetzt wertlos. Der Mann ist ein Chamäleon.«
Lucan war außerdem Richards Chefkiller. »Wenn er nicht beschließt, seinen Aufenthaltsort zu verraten, werden sie ihn nicht finden.« Michael legte eine Hand auf die Seemauer und blickte auf den vollen Mond. »Ihr glaubt, Lucan kommt nach New Orleans.«
»Ich glaub e – ja, das wird er. Er hasst Euch länger, als ich ein Kyn bin.«
Lucan war ein weiteres Problem. Michael drehte sich um und blickte Val an. »Ich muss Euch bitten, noch ein weniger länger auf die Ärztin aufzupassen. Berichtet mir sofort über irgendwelche Veränderungen in ihrem Verhalten.«
»Wird erledigt. Glaubt Ihr, sie wird eine von uns werden?« Trotz seines Glaubens an den Fluch war da ein sehnsüchtiger Unterton in Vals Stimme, der sein Echo in Michaels Seele fand.
Als die Darkyn aus ihren Gräbern stiegen, waren sie in der Lage, sich durch den Austausch von Blut während der Raserei und Entrückung zu vermehren. Es war eine schreckliche, aber notwendige Sache, um die zu ersetzen, die die Kirche abschlachtete, denn die Darkyn lernten schnell, dass sie durch den Fluch keine Kinder bekommen konnten. Erst ein Jahrhundert später begannen die Menschen, die sie zu ihresgleichen zu machen versucht hatten, zu sterben. Bald gab es keinen mehr, der diese Erfahrung überlebt hatte, und zum ersten Mal sahen sich die Darkyn mit der Einsamkeit ihres Fluches konfrontiert und ihrer irgendwann drohenden Ausrottung.
Die Tatsache, dass sie keine weiteren ihrer Art schaffen konnten, trug zur Bildung der ersten Jardins und zur Einführung des Unterdrückens von Raserei und Entrückung bei und hatte das Leben der heutigen Darkyn geprägt. Auf viele Arten waren die lose miteinander verbundenen regionalen Gemeinschaften, die sich umeinander und um die Menschen kümmerten, von denen sie sich ernährten, ein Erfolg gewesen. Trotz ihrer Fürsorge jagten
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