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Darling Jim

Darling Jim

Titel: Darling Jim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mork
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werfen konnte. Aber ich beherrschte mich und wartete, bis sie ins Haus gegangen waren. Dann parkte ich das Auto auf einem Feldweg und schlich mich wie eine Diebin zum Haus.
    Hätte ich bloß Turnschuhe angezogen, dachte ich, als ich hinter dem Haus prompt bis zu den Knöcheln im Schlamm versank. Von oben hörte ich Geräusche, über die ich lieber nicht reden möchte, aber du kannst sie dir sicher auch so vorstellen. Nicht einmal fünf Minuten hatte er gebraucht, um in ihrem Bett zu landen. Na warte. Ich wollte gerade irgendetwas Drastisches unternehmen, als ich das leise Dröhnen eines sich nähernden Automotors hörte. Ich schaute den Hügel hinauf und sah, wie ein weißer Lieferwagen hinter einem Felsblock parkte. Tomo lief leise, aber schnell zur Eingangstür und legte sein Ohr an das Pinienholz. Offenbar zufrieden, fasste er mit einer behandschuhten Hand an den Türknauf und drehte ihn. Er ließ sich lautlos selbst ins Haus und ließ die Tür sperrangelweit offen stehen.
    Die Geräusche aus dem oberen Stock wurden lauter, als ich meinen eigenen Füßen dabei zusah, wie sie Tomo nach drinnen folgten. Ich versuchte, meinen Herzschlag unhörbar zu machen.
    »Oh ... Jim. Jim, Darling«, stöhnte die blöde Kuh, während ich nach Tomo Ausschau hielt. Jims Chinese wirkte zwar äußerst träge, verschwendete hier aber keine Zeit. Ich versteckte mich hinter der Bar und sah zu, wie er völlig lautlos silberne Kerzenleuchter, iPods, Schmuck, Bargeld und sogar eine echte Cartier-Uhr in eine Ledertasche stopfte. Die Decke knarrte, Jim strengte sich offenbar ordentlich an. Tomo hätte eine Handgranate zünden können, ohne dass die Hausherrin davon Notiz genommen hätte. Mit einer eleganten Drehung überprüfte er, ob er auch alles Wertvolle geklaut hatte, dann stahl er sich wieder nach draußen.
    Ich wartete eine volle Minute, bis ich ihm folgte. Oben näherte sich die Show dem lautstarken Finale, und um ehrlich zu sein, wird mir bei dem Gedanken daran immer noch ein bisschen übel. Ich wartete, bis Tomo seine Tasche zum Auto getragen hatte, und machte dann, dass ich davonkam. Und ich weiß noch, dass ich vor Schadenfreude darüber fast platzte, dass der Preis, den Kelly für Jims Liebesdienste bezahlt hatte, aus ihren gesamten Wertsachen bestand. Ganz ehrlich, dir wäre es doch ganz genauso gegangen.
    Ich hatte den Schlüssel schon im Türschloss, als ich das Messer an meiner Kehle spürte.
    »Warum reicht euch dämlichen Weibern eine Runde nie?«, zischte Tomo mir ins Ohr. Er roch nach nasser Wolle. »Ich sage ihm die ganze Zeit, dass das zu gefährlich ist, aber hört er auf mich? Rate mal«
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind ... Sie müssen also nicht ... «
    Er packte mein Haar und riss meinen Kopf zurück, als wäre ich ein Schwein im Schlachthof. »Doch, das weißt du. Ich bin der letzte gefährliche Irre, den du auf dieser Seite des Jordans sehen wirst. Der gute Jim kann keine kleinen Mädchen brauchen, die heulend auf der Polizeiwache sitzen und Phantombilder anfertigen lassen. Da wirst du mir sicher zustimmen.«
    Ich ballte die Faust um meine Schlüssel und versuchte, weiter zu atmen. Keine Ahnung, woher ich den Mut nahm, aber ich war so wütend auf Jim, dass die Worte aus mir heraussprudelten: »Hast du das der armen Frau in Drimoleague auch gesagt?«, schrie ich ihn an. »Und der kleinen Sarah McDonnell? Was hat sie dir eigentlich getan, du hässlicher Karpfen? Dir die Reisschale geklaut? Kauf dir doch eine neue!«
    Nach dieser Beleidigung war er einen Moment lang so verdattert, dass er seinen Griff lockerte. Ich fuhr nach hinten und rammte den Schlüssel dorthin, wo ich sein Auge vermutete. Irgendetwas musste ich getroffen haben, denn er heulte und fluchte wie alle verdammten Seelen, während ich das Auto aufschloss und ohne einen Blick zurück davonraste.
    Entweder zur Polizei oder zu meinen Schwestern, dachte ich.
    Und die Entscheidung fiel mir äußerst leicht.
    »Du spinnst ja«, sagte Aoife am nächsten Morgen und blickte seufzend auf ihr schlammbespritztes Auto. Sie trug eine Tweedmütze unseres Vaters mit dem Schild nach hinten und sah aus wie ein Zeitungsjunge aus einem Hollywood-Gangsterfilm. Ich merkte, dass sie wütend war, denn sie lächelte zu viel für den Anlass, und ihre Stimme klang spitzer als zerbrochenes Glas.
    »Aber ich habe gesehen, wie Tomo das Haus ausgeräumt hat und ... «
    »Super. Dann erzähl Bronagh und ihren Kollegen doch, dass du einen Einbruch aufgeklärt hast. Sie werden sich

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