DARLING, LASS DICH EROBERN
Erntedankfest aufstellt.“
„Manche Dinge ändern sich nie.“ Sie brachte ein Lächeln zustande, während sie zu dem großen Ledersessel ging, der dem Sofa gegenüber nah am Kamin stand. „Du bist immer noch der kleine Junge, der Weihnachten liebt“, sagte sie, nachdem sie sich gesetzt hatte.
„Also“, meinte er nach einem langen Moment des Schweigens, „wie fühlst du dich?“
Shallie wusste, dass diese Unterhaltung unvermeidlich war. „Ich komme mir töricht vor.“ Sie kuschelte sich in den Sessel, zog ihren weiten, roten Pulli über die Knie und legte das eingegipste Handgelenk auf die Armlehne. Und dann spürte sie, wie die Tränen erneut in ihre Augen stiegen. Sie war eigentlich keine Heulsuse, Das war sie noch nie gewesen. Die Schwangerschaftshormone setzten ihr zu. Sie hasste es, dass sie ihre Emotionen nicht mehr unter Kontrolle hatte und ständig einem Gefühlsausbruch nahe war.
Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich in eine soschwierige Lage zu bringen? Dieser verdammte Jared Morgan. Sie hatte ihn geliebt. Zumindest hatte sie das geglaubt. Genauso wie sie an seine Liebe zu ihr geglaubt hatte. Bis er begonnen hatte, wegen Nichtigkeiten die Beherrschung zu verlieren. Zuerst hatte er sie ein wenig herumgeschubst. Dann hatte es ab und zu einen Klaps gegeben, und schließlich war daraus noch sehr viel mehr geworden. Selbst wenn sie ihn nicht mit einer anderen Frau erwischt hätte, hätte sie ihn verlassen.
Es war die alte, traurige Geschichte. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der sie misshandelte und betrog – genau wie es ihre Mutter getan hatte. Es war ein Muster, das sich wie endlos wiederholte. Als Erwachsene war Shallie weggezogen, um der schlimmen Situation zu entkommen, die ihre Kindheit und Jugend geprägt hatte. Doch sie war prompt in einem ganz ähnlichen Szenario gelandet. Nun, sie war aus der Geschichte herausgekommen. Aber dann hatte sie alles noch schlimmer gemacht.
Einen Monat, nachdem sie die Beziehung beendet und sich immer noch schlecht und verletzt gefühlt hatte, hatte sie sich von ihren Freundinnen dazu überreden lassen, abends mit ihnen in eine Single-Bar zu gehen. Nur um wieder am Leben teilzuhaben. Es war Balsam für ihren verletzten Stolz gewesen, als der erste Mann, der sie angelächelt hatte, ihr wieder das Gefühl gegeben hatte, eine begehrenswerte Frau zu sein. Sie hatte seine Lügen so notwendig gebraucht, um den Schmerz zu lindern, die Leere zu füllen und ihre Selbstachtung zu retten.
Eine einzige verdammte, dumme Nacht nur … Als Shallie am nächsten Morgen aufgewacht und ihr erst richtig bewusst geworden war, was sie getan hatte, war das der fürchterlichste Moment in ihrem Leben gewesen. Und dann hatte sie auch noch herausgefunden, dass Fred Bailey mit dem charmanten Lächeln und der gewinnenden Art ein Betrüger war. Nur dass er mit ihr seine Frau betrogen hatte. Shallie hatte sich so mies gefühlt.
Der Apfel fällt also doch nicht weit vom Stamm, oder Mom, dachte Shallie wie schon so oft seit dieser Nacht. Sie hatte sich geschworen, nie wie ihre Mutter zu werden. Doch dann war sie dem schlechten Beispiel gefolgt und schwanger geworden von einem Mann, den sie verabscheute. Nicht nur, weil er sie belogen hatte, sondern auch, weil er seine Frau betrogen hatte.
Dennoch war Shallie entschlossen, bei ihrem Kind alles richtig zu machen. Sie würde ihr Baby nicht ignorieren und im Stich lassen. Sie würde ihr Kind niemals schlagen oder ihm das Gefühl geben, nicht gewollt zu sein. Sie würde nichts von all dem tun, was ihre Mutter ihr angetan hatte. Sie würde dieses Kind lieben, und das Kind würde sich geliebt fühlen. Dafür würde sie jeden Tag sorgen.
Sie rang um Fassung, als sie merkte, dass Mac sie besorgt ansah. Sie verdiente es nicht, dass er sich Gedanken um sie machte. Aber er verdiente die Wahrheit. Zumindest einen Teil davon. Ihm die ganze Wahrheit zu erzählen, könnte sie nicht ertragen. „Ich bin schwanger“, bekannte sie, um es hinter sich zu bringen. Ihr Herz hämmerte, während sie auf seine Reaktion wartete.
„Ich weiß. Etwa im dritten Monat, oder?“
Sie sah ihn überrascht an. Mit dieser Reaktion hatte sie am wenigsten gerechnet. „Woher weißt du das?“
Mac deutete auf den Laptop und zuckte lässig die Achseln. Doch Shallie bemerkte seine Besorgnis, in die sich eine Spur Verärgerung und – noch schlimmer – Enttäuschung mischte. „Ich habe es nachgelesen. Du solltest die Phase bald überstanden haben, in der dir
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